Ryanair: „Team Wallraff“ deckt bei RTL verheerende Sicherheitslücken auf - auch bei Piloten

In einer Fernsehsendung äußert ein Ex-Pilot von Ryanair eine schlimme Anschuldigung. Er erklärt, warum die Airline auf junge Kapitäne setzt.
Köln - Billig-Airlines stehen in der Kritik. Nicht nur, weil sie Flugreisen zu Spottpreisen anbieten, sind sie umstritten, sondern auch wegen ihrer Arbeitsbedingungen. Erst im vergangenen Jahr hatten viele Ryanair-Piloten gestreikt, was zu einigen Flugausfällen geführt hatte. Eine TV-Dokumentation hat sich nun noch einmal mit Ryanair befasst. Die am vergangenen Montag auf RTL ausgestrahlte Sendung „Team Wallraff – Reporter undercover“ hat dabei ernst zunehmende Missstände aufgedeckt.
Reporterin Alicia tauchte undercover in die Branche ein und schlüpfte dabei in unterschiedliche Rollen. Für Ryanair war sie als Mitarbeiterin im Check-In und als Bord-Stewardess im Einsatz. Bei der Ausbildung zur Stewardess prallten völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Es heißt in dem Bericht, dass die Reporterin eine Ausbildung im „Kasernenhofton“ durchlaufen habe. Doch auch das strenge Regiment der Ausbilderin fruchtet nicht immer. Denn die Ausbildung fand in Englisch statt. Der Bericht lässt vermuten, dass nicht alle Teilnehmer dem Unterricht folgen können.
„Team Wallraff“ (RTL): Sicherheitsausbildung bei Ryanair hat Lücken
Im Gegensatz dazu steht die praktische Ausbildung. Die Off-Sprecherin berichtet: „Bei der Übung von Notlandungen ist man weniger streng.“ Denn von sieben Szenarien wird nur eines im Rahmen der Ausbildung geübt. Auch eine Nachbesprechung findet nicht statt.

Für den ehemaligen Ryanair-Piloten Jim Atkinson ist das nicht das einzige Sicherheitsrisiko. Laut seinen Aussagen setzt die Airline auf eine schnelle Ausbildung der Piloten. Für Co-Piloten scheint es vergleichsweise einfach zu sein, zum Kapitän aufzusteigen. „Sie rechnen einem die Flugstunden an, die man als Kapitän braucht, aber nicht die Erfahrung“, erklärt er. „Denn würden sie die anerkennen, würde es sie mehr kosten. Ein erfahrener Pilot kostet mehr - und das wollen sie nicht.“
„Team Wallraff“ (RTL): Ryanair setzt auf Losverkauf auf Flügen

Bei der Ausbildung des Bordpersonals setzt Ryanair vermehrt auf Verkaufsschulungen. Denn in den Flugzeugen werden auch Lotterielose verkauft. Als Preise lobt Ryanair unter anderem eine Million Euro und ein Auto aus. Den Fluggästen wird die Teilnahme dadurch schmackhaft gemacht, dass Kinder-Hilfsorganisationen unterstützt würden. Doch auch mit gezielten Fragen von Reporterin Alicia an ihre Vorgesetzten konnten keine Details dazu in Erfahrung gebracht werden. Unter der Hand erfuhr sie von einer anderen Kollegin, dass die Hilfsorganisationen lediglich zehn Prozent des Verkaufserlöses erhalten würden. Hinzu kommt: Laut den Recherchen der Redaktion von „Team Wallraff – Reporter undercover“ soll die Gewinnchance ausgesprochen niedrig sein. Die Wahrscheinlichkeit, den Hauptgewinn zu erhalten, liegt demnach bei 1:1,2 Milliarden.
In der Fernsehdokumentation wurde auch die Situation bei der Lufthansa-Tochter Eurowings thematisiert. Dort wurde die Reporterin als Boden-Stewardess eingesetzt. Es ist ein undankbarer Job. Denn zu den Aufgaben gehört unter anderem, bei Überbuchungen Gästen mitzuteilen, dass sie die geplante Reise nicht antreten können. Es heißt, dass davon auffällig häufig Kunden betroffen seien, die den günstigsten Tarif gebucht hätten. Deren Frust sieht sich die Reporterin ausgesetzt.
Im vergangenen Jahr hat „Team Wallraff“ über die Arbeit der Wiesn-Ordner berichtet. Das Thema hat merkur.de* aufgegriffen.
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