Ältester Hilfslehrer Großbritanniens: 100-Jähriger bringt Grundschulkindern das Lesen bei

Lesen gehört zu den wichtigsten Dingen, die Kinder zu Beginn ihrer Schulzeit lernen. Ein britischer Hilfslehrer packt mit an – mit stolzen 100 Jahren.
München/Bollington – Zu den Basisdingen, die kleine Kinder in den ersten Jahren an der Schule lernen, zählt das Lesen. Nicht jedes Kind tut sich damit am Anfang leicht. Ein wenig Unterstützung von Lehrern oder Eltern kann dann helfen. Manchmal braucht es auch tierische Hilfe, wie im Fall einer Bücherei aus der Region München.
In Großbritannien hat nun ein Mann beschlossen, Grundschulkindern das Lesen beizubringen: Peter Davies kann dabei auf eine lange Lebenserfahrung zurückgreifen – denn er ist bereits stolze 100 Jahre alt. Und damit der wohl älteste Hilfslehrer im Vereinigten Königreich.
100-jähriger Brite bringt Kindern in Grundschule Lesen bei – es half ihm über Verlust seiner Frau hinweg
In Bollington, einem kleinen Ort südlich von Manchester, arbeitet der Senior mit Kindern an deren Lesefähigkeiten. Zweimal wöchentlich kommt er dafür in die Dean Valley Grundschule. Der 100-Jährige ist ganz begeistert von seinen Schützlingen. „Die Kinder sind großartig“, schwärmte Davies bei der BBC von der Wissbegierde der Mädchen und Jungen: „Sie saugen alles wie Schwämme auf. Es ist so wichtig, zu lesen. Und in der Lage zu sein, es zu genießen – darum geht es.“
Doch nicht nur die Kinder profitieren von dem freundlichen, älteren Herrn. Auch Davies hat der Job als Hilfslehrer wieder neuen Lebensmut eingeflößt. Dieser war ihm laut eigenen Angaben nach dem Tod seiner Frau etwas abhandengekommen. „Wir waren 72 Jahre verheiratet, als sie starb. Zu dieser Zeit bin ich ein wenig eine verlorene Seele geworden“, schilderte der 100-Jährige, wie sehr ihn der Verlust seiner geliebten Ehefrau traf. Er habe sich die Frage gestellt, „was das Leben noch zu bieten hat, was es wert ist, zu leben“, ergänzte Davies.
Ältester Hilfslehrer Großbritanniens (100) schwärmt: „Ich habe noch mehr davon, als die Kinder“
Die Arbeit mit den Grundschulkindern, die er vor sechs Jahren begonnen hatte, war genau so etwas. Und sie trägt offenbar Früchte, die Kinder haben sich insgesamt deutlich beim Lesen verbessern können. Das blieb auch dem britischen Königshaus nicht verborgen. Es verlieh dem 100 Jahre alten Hilfslehrer als Anerkennung für seine Leistungen die British Empire Medal. Derweil bleibt der geehrte Senior ganz bescheiden. „Es macht mir Spaß“, sagte er über seinen Hilfslehrer-Job: „Ich habe noch mehr davon, als die Kinder – da bin ich mir sicher.“
Und seine Bekanntheit im Heimatort habe der Hilfslehrerjob ebenfalls gesteigert, so der 100-Jährige. Überall im Ort, wo er unterwegs sei, höre er Kinderstimmen rufen: „Hallo, Mr. Davies.“ Das bedeute ihm eine Menge und mache ihn stolz. „Ich fühle mich wie im siebten Himmel. Es ist ein wunderbares, warmes Gefühl. Ich gehöre dazu. Ich bin nicht nur ein alter Mann, der alleine lebt. Ich bin Teil der Gemeinschaft.“
Schulleiterin Vicky McPherson war voll des Lobes über ihren ältesten Mitarbeiter. „Er ist so großherzig. Er ist rücksichtsvoll und jemand, der über die vergangenen sechs Jahre seine Zeit so vielen Kindern geschenkt hat, um ihnen die Liebe zum Lesen nahezubringen. Dafür können wir ihm gar nicht genug danken. Für die Kinder in der Schule steht sowieso längst fest, dass ihr Hilfslehrer unersetzlich ist. „Auf Wiedersehen, bester Leselehrer der Welt“, riefen sie ihm zur Verabschiedung liebevoll nach.
Zu einer besonderen Lese-Aktion kam es unterdessen auch in Österreich. Dort lasen Kinder in einem Tierheim vor – ihr Publikum bestand dabei aus Hunden. (kh)