"Vettels Dominanz wird zu Ende gehen"

Köln - Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone erwartet ein Abflauen von Sebastian Vettels derzeitiger Dominanz spätestens in der kommenden WM-Saison.
Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone hat einen tiefen Blick in die Kristallkugel geworfen und prophezeit ein Ende der Herrschaft von Sebastian Vettel in der Königsklasse. „Seine Dominanz wird zu Ende gehen, vielleicht schon 2014“, sagte der „Nostradamus aus London“ der Bild-Zeitung. Die Argumente des 82 Jahre alte Briten, warum der seinem vierten WM-Titel in Serie entgegenstrebende Heppenheimer demnächst wieder zu schlagen sein soll, lesen sich allerdings ziemlich krude.
„Nächstes Jahr wird nicht unbedingt der beste Rennfahrer zum Champion, sondern das beste Auto holt den Titel“, behauptet Ecclestone. Komisch nur, dass sich Sebastian Vettel seit Beginn seiner Dominanz in der Formel 1 genau diesem Vorwurf ausgesetzt sieht. Viele „Experten“ schätzen das fahrerische Potenzial seines spanischen Erzrivalen Fernando Alonso (Ferrari) oder von Ex-Weltmeister Lewis Hamilton (Mercedes) höher ein als das von Vettel. Der würde nur Rennen um Rennen gewinnen, weil der Red-Bull-Bolide von Genie Adrian Newey der Konkurrenz haushoch überlegen sei.
Ecclestone führt zu Recht an, dass 2014 „völlig neue Autos, neue Motoren, neue Regeln“ für erhebliche Veränderungen sorgen werden, und dass dies „die Chance für Ferrari und Mercedes, zu Vettel aufzuschließen“, ist. Doch weder wird Newey den Brausehersteller verlassen noch Renault einen schlechten Motor liefern. Red Bull wird auch in die neue Turbo-Ära mit einem siegfähigen Boliden gehen.
„Es wird einen kleinen Neustart geben, aber keinen totalen“, widerspricht Lotus-Ingenieur Alan Permane Ecclestone. „Sebastian Vettel hat jetzt einen Vorsprung von zwei Sekunden pro Runde, und einen Teil davon wird er auch ins nächste Jahr mitnehmen“, sagte Permane dem Fachmagazin Autosport. Red Bull sei einfach besser darin, ein schnelles Auto zu bauen als die Konkurrenz.
Zudem hätte laut Permane Vettels Vorstellung in Singapur deutlich gemacht, dass der 26-Jährige nicht nur ein überragendes Arbeitsgerät, sondern auch überragendes Talent besitzt. „Mark Webber war da nicht mal in der Nähe“ spielte der Lotus-Mann auf Vettels australischen Teamkollegen an.
Vielleicht ist bei Ecclestones Prophezeiung aber auch der Wunsch Vater des Gedankens. Denn selbst der Brite weiß: „Sebastian ist kein Entertainer, sondern Rennfahrer.“ Weil aber Ecclestones Formel 1 längst nicht mehr die Schrauber-Veranstaltung der sechziger Jahre, sondern der größte Wanderzirkus des Planten ist, gehört ein bisschen Show zum Geschäft. Die aber leidet unter der Dominanz des Deutschen. So sehnen nicht nur die buhenden Ferrari-Fans, sondern auch Vettels liebster Backgammon-Gegner Ecclestone das Ende der Vettel-Herrschaft herbei.
sid