Sebastian Vollmer: "Blaue Flecken gibt es immer"

Glendale - Sebastian Vollmer bekommt erneut die Chance, den Super Bowl zu gewinnen. Dass er der erste deutsche NFL-Champion wäre, bedeutet dem Tackle der New England Patriots nicht wirklich etwas.
Manchmal tut es weh. Sebastian Vollmer stört sich nicht daran, das gehört eben dazu. „Es ist ein Kontaktsport, da gibt es immer blaue Flecken“, sagt der Tackle der New England Patriots vor dem Super Bowl XLIX. Für den Traum vom NFL-Titel, den höchsten Preis im Football, nimmt der 30-Jährige Schmerzen gerne in Kauf.
Seit mittlerweile fast sechs Jahren spielt Vollmer in der US-Profiliga für New England. 2012 stand er schon einmal mit dem Team aus Foxborough/Massachusetts im Finale, am Ende jubelten die New York Giants (17:21). „Ich hab es nicht vergessen“, sagt Vollmer, als er an die Enttäuschung erinnert wird: „Aber dieses Spiel hat keinen Einfluss.“
Bei der 49. Auflage des NFL-Spektakels, das weltweit wieder mehr als 150 Millionen Zuschauer vor die TV-Bildschirme ziehen wird, geht es in der Nacht zum Montag (00.30 Uhr/Sat.1 und Sport1 US) gegen Titelverteidiger Seattle Seahawks. Für Vollmer gibt es dennoch „keinen klaren Favoriten“.
Es ist ohnehin egal, wer auf der anderen Seite steht. Auf Vollmer, in Anlehnung an seinen Vornamen „Sea Bass“ (Wolfsbarsch) genannt, kommt immer Schwerstarbeit zu. Sein Auftrag ist klar. „Ich bin Teil der Offensive Line. Wir müssen unserem Quarterback Zeit geben, damit er den Ball an den Mann bringen kann“, erklärt Vollmer: „Im Laufspiel muss ich meinen Gegner wegräumen.“
Der größte Spieler auf dem Feld (2,03 m) ist einer der Bodyguards von Star-Quarterback Tom Brady, der mit seiner sechsten Super-Bowl-Teilnahme Geschichte schreibt und mit dem vierten Titelgewinn die Rekordhalter Joe Montana sowie Terry Bradshaw einholen würde. Und auch Vollmer könnte einen besonderen Platz in der NFL-Historie einnehmen - als erster deutscher Champion. Den Abräumer interessiert das nur am Rande: „Ich will als Spieler gewinnen. Das hat mit meiner Nationalität wenig zu tun.“
Eine ausführliche Übersicht zur Übertragung der Begegnung im deutschen Free-TV und Pay-TV und im Live-Stream finden sie bei tz.de.
Vollmer ist der erfolgreichste Spieler unter den aktuell vier Deutschen in der NFL. Konsequent hat sich der gläubige Katholik hochgearbeitet. 2003 baute der Kaarster sein Abitur in Neuss und spielte für die Düsseldorf Panther, 2004 ging nach Houston ans College, 2009 wurde er von den Patriots gedraftet und dort schnell zur festen Größe. Sein Vierjahresvertrag mit Laufzeit bis 2017 bringt ihm mit Prämien im besten Fall 27 Millionen Dollar ein.
Was ihn ausmacht, kann, oder besser gesagt will der medienscheue Hüne nicht sagen. „Das müssen andere beurteilen. Ich versuche in jedem Spiel, physisch zu sein“, meint Vollmer. Die deutschen Fans können sich vor dem Fernseher ein Bild davon machen, wie er zupackt. Vollmers Eltern und sein Schwager gehören zu den mehr als 60.000 Zuschauern im Stadion der University of Phoenix. „Meine Schwester kann leider nicht.“
Sonderlich viele Gedanken darüber, was im Falle des Titelgewinns passiert, hat sich Vollmer noch nicht gemacht. „Ich werde irgendwann mal in den Urlaub fahren. Es war ein langes Jahr. Richtig geplant ist da noch nix.“ Wann er zuletzt in Deutschland war, weiß er nicht genau („Juni oder Juli“). Eine Reise in die Heimat steht auch erstmal nicht an. Der NFL-Profi will „dahin, wo es etwas wärmer ist“.
SID