96 stürzt ab: Bader kommt - Frontzeck angezählt

Hannover - Trainer Michael Frontzeck gerät bei Hannover 96 nach der fünften Niederlage in Serie immer mehr unter Druck. Präsident Martin Kind knüpft seine Jobgarantie an Ergebnisse und holt Martin Bader als neuen Sportdirektor.
Martin Kind legte nach dem Horrorstart die Stirn in Falten und holte tief Luft. Jetzt bloß nichts Falsches sagen, der mächtige Präsident von Hannover 96 wählte seine Worte mit Bedacht. „Ja“, Trainer Michael Frontzeck wird nach der fünften Pleite in Serie auch am Samstag beim Derby in Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) auf der Bank sitzen. Doch die Zeit des Retters der Vorsaison in Hannover läuft wohl ab.
„Ich kann es nicht sagen und es den nächsten Tag zurücknehmen“, sagte Kind über seine vor der Niederlage gegen den VfB Stuttgart (1: 3) gegebene Jobgarantie. Doch seine Geduld mit Frontzeck, der Hannover noch im Mai vor dem Abstieg gerettet hatte, ist langsam aufgebraucht. „Wir müssen Ergebnisse liefern - keine Frage“, sagte Kind. Längst geistert wieder der Name von Ex-Trainer Mirko Slomka durch die Stadt.
Mithelfen soll dabei Martin Bader, der vom 1. Oktober 2015 an neuer Geschäftsführer bei 96 wird. Der 47-Jährige einigte sich am Donnerstag mit Kind auf eine Zusammenarbeit. Über die Vertragsdauer wollte der Verein keine Angaben machen. „Für Hannover 96 ist das eine zukunftsweisende Personalentscheidung“, wird Kind in einer Pressemitteilung zitiert. „Herr Bader ist seit vielen Jahren ein ausgewiesener Fachmann im Profifußball. Ich freue mich, dass wir ihn für 96 gewinnen konnten.“
Dass Frontzeck ausgerechnet in Wolfsburg die Wende gelingt, daran glaubt in Hannover kaum noch jemand. Nach dem Absturz auf den letzten Platz mit nur einem Pünktchen auf dem Konto schallten angesichts einer phasenweise dilettantischen Vorstellung die ersten „Frontzeck raus“-Rufe von den Rängen. Nach der 96-Führung durch Kenan Karaman (14.) hatten Christian Gentner (16.) und Timo Werner (18.) die Partie für Stuttgart schnell gedreht, Alexandru Maxim (90. ) traf zum Endstand. Und Frontzeck versuchte, irgendwie die Fassung zu wahren. „Ich weiß, wo wir stehen, das ist nicht schön“, sagte der 51-Jährige mit versteinerter Miene: „Aber es hilft kein Jammern.!
Kind bestätigt Einigung mit Bader
Jammern ist in Hannover also nicht angesagt, aber die Hoffnung auf schnelle Besserung ist auch nicht besonders ausgeprägt. "Wir sollten auch vernünftig und realistisch sein und erkennen, dass die nächsten Spiele sehr schwere Spiele werden“, sagte Kind.
Und Nationaltorwart Ron-Robert Zieler hatte am Ende nur noch Phrasen parat: „Fußball ist ein Ergebnissport und wir müssen jetzt zusehen, dass wir irgendwie Zähler bekommen. Klar ist, dass wir uns steigern müssen - so kann es nicht weitergehen.“
In Hannover wird jetzt immer lauter die Frage nach der Qualität im Kader gestellt. Leistungsträger wie Mittelfeldantreiber Lars Stindl oder Angreifer Joselu wurden im Sommer abgegeben, aber kein adäquater Ersatz geholt. Kurz vor Ende der Transferperiode lehnte es Frontzeck sogar noch ab, Verstärkungen einzukaufen. „Ob das klug und richtig war, kann man natürlich diskutieren“, sagte Kind - eine verbale Ohrfeige für seinen Trainer.
Patriarch Kind sorgt sich um sein Erbe, bis 2017 will sich der Unternehmer mehr und mehr aus der Verantwortung zurücknehmen. Es ist kaum vorstellbar, dass er sich das punktlose Treiben noch lange anschauen wird. Schon jetzt drohen die Niedersachsen, den Anschluss zu verlieren. Das sei „im Moment das größte Risiko“, sagte Kind: „Der Abstand wird immer größer und damit die Gesamtentwicklung risikobehafteter.“ Und so wird auch der Druck auf Frontzeck immer größer.
sid