Griechen feiern neue Sage von „Rehakles“
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Athen - “Neue Saga“, “Historischer Triumph“, “Fußball-Geschichte“ - die griechischen Zeitungen feiern den 71 Jahre alten Otto Rehhagel wieder wie einen jungen Gott.
Nach dem 1:0-Sieg in der Ukraine, der dem Europameister von 2004 überraschend doch noch das WM-Ticket für Südafrika sicherte, warfen die Spieler ihren betagten Coach in die Höhe und hörten nicht mehr auf zu tanzen. “Das war eine großartige Leistung und ein mentaler Gewaltakt“, lobte “König Otto“ sein schon abgeschriebenes Team. Seine Genugtuung darüber, es all' seinen Kritikern noch einmal gezeigt zu haben, war kaum geringer als die Freude über das erste WM-Ticket seiner langen Karriere.
Dimitrios Salpingidis hatte in Donezk mit seinem Tor in der 32. Minute die zweite WM-Teilnahme der Hellenen nach 1994 perfekt gemacht und rechnete danach erst einmal mit allen ab, die Rehhagel und dem Nationalteam ihren Betonfußball zum Vorwurf gemacht hatten. “Ich will gar nix über die Taktik sagen, ich will nur sagen: Das ist unsere Antwort auf alle diese miserablen Kommentare der letzten Tage in der Presse. Das ist, was ich sagen will und kein Wort mehr“, meinte der Profi von Panathinaikos Athen.
Alle WM-Teilnehmer und ihre Kapitäne
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Ausgerechnet in seinem 100. Länderspiel als Coach der Griechen feierte Rehhagel eine sportliche Wiederauferstehung. Sein Denkmal hatte schon mächtig gebröckelt. “Egal wie groß der Niedergang war, nachdem er sich auf den Thron der EM 2004 gesetzt hat: Er ist weiter der Super-Held unseres Fußballs im 21. Jahrhundert“, schrieb die Tageszeitung “Eleftherotypia“. “Er hat uns den Gefallen getan und ist nach Portugal bei uns geblieben. Er hat uns abermals an der Hand genommen und zu neuen Siegen geführt.“ Vergessen waren die oft lausigen Vorstellungen in den Gruppenspielen der WM-Qualifikation, als man die Schweiz davonziehen lassen musste, und beim Hinspiel-0:0 gegen die Ukraine. “Dankeschön und auf Wiedersehen“, hatte “Ta Nea“ noch Anfang dieser Woche geschrieben und das Ende der achtjährigen Ära Rehhagels gefordert. Nun leistete die Tageszeitung Abbitte: “Wenn es ein Traum ist, dann weckt uns nicht. Herr Rehhagel: Danke!“ “Derby“ titelte: “Zur WM - gegen alle Vorhersagen und Aussagen von Besserwissern.“ Und “Protathlitis“ schrieb: “Bravo, Otto! Du hast es wieder geschafft. Griechenland ist dir dankbar.“
“Ich bin stolz auf meine Jungs. Ich habe ihnen gesagt: “Kein Berg ist zu hoch - und sie haben mit Leidenschaft und Engagement gespielt““, meinte der langjährige Trainer von Werder Bremen, der nun seinen bis zum Ende der WM laufenden Vertrag ausleben kann. “Ich bin kein kleiner Junge mehr“, kommentierte Rehhagel seine Gemütslage. “Ich freu' mich natürlich. Aber ich freue mich mehr für unseren Vorstand und für alle Leute, die uns vertraut haben. Und für die Spieler.“
Nach Angaben von “Ta Nea“ dürfen sich die Akteure 3,5 bis 4 Millionen Euro an Prämien teilen, die Hälfte, die der Verband vom Weltverband FIFA bekommt. “Wir werden mit Rehhagel zur WM fahren. Die Familie bleibt so zusammen, wie sie immer war“, meinte der gerührte Verbandschef Sofoklis Pilavios. Ob die Griechen auch in Südafrika auf Defensiv-Fußball setzen? “Wir würden sehr schönen Fußball spielen, wenn wir Kaká, Messi und Xavi hätten“, erklärte Rehhagel einem Reporter. “Wir haben in Griechenland die Spieler, die wir haben. Und mit deren Möglichkeiten müssen wir das Beste daraus machen.“
Theofanis Gekas, mit zehn Treffern in der Gruppenphase der erfolgreichste Torschütze, musste mehr als eine Stunde auf der Bank schmoren, beschwerte sich aber nicht. “Heute haben wir alles und vor allem unsere Seele gegeben - und jetzt fahren wir nach 16 Jahren wieder zur WM“, sagte der Leverkusener.
dpa