Ist das bitter! Auswärtstor bricht Sechzig das Genick!

Augsburg - Aufgrund der Tatsache, dass der FC Augsburg II ein Auswärtstor erzielen konnte und die Rosenheimer nicht, spielen die Schwaben auch nächstes Jahr in der Regionalliga. Die Sechziger waren jederzeit in Schlagdistanz, müssen jetzt allerdings Jahn Regensburg die Daumen drücken um noch eine zweite Chance zu erhalten.
Aus dem Rosenaustadion berichtet Christian Schulz
Beste Temperaturen, grandioses Fußballwetter – es war alles angerichtet im Augsburger Rosenaustadion für einen großen Fußballabend. Und der sollte es ja schließlich auch werden im Rückspiel der Relegation zur Regionalliga Bayern. Das erwarteten offensichtlich auch unzählige Zuschauer, so dass das Spiel aufgrund des hohen Zuschauerandrangs erst einmal mit einer viertelstündigen Verspätung begann. Eine fast vollbesetzte Haupttribüne in der Rosenau und diese altehrwürdige Schüssel, die schon soviele denkwürdige Fußballmomente gesehen hatte – ein tolles Flair und ein würdiger Rahmen für dieses entscheidende Match. Knapp über 2.000 Zuschauer waren letztlich gekommen, die diesem Relegationsschlager zwischen Augsburg und Rosenheim beiwohnen wollten. Unter ihnen teilweise auch die hohe Fußballprominenz – wie FC Bayern Sportchef Matthias Sammer.
Aufgrund des Riesenandrangs beginnt das Spiel verspätet – aber wie erwartet
Dann konnte es endlich losgehen. Und das Spiel begann auch so, wie es zu erwarten war. Augsburg II mit forschem Beginn. Klar, als Heimmannschaft mit dem Publikum im Rücken. Klar, als Regionalligist. Und klar, weil sie nach dem Hinspiel mit 1:2 zurücklagen. Die Sechziger hingegen aus genau den selben Gründen als Auswärtsteam und Bayernligist, der im Hinspiel einen gefährlichen Auswärtstreffer hinnehmen musste, darauf bedacht bloß keinen weiteren und schon gar keinen schnellen Gegentreffer hinzunehmen und den Favoriten aufzubauen.
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Und natürlich waren die die Gäste anfangs auch nervös, angesichts der großen Zuschauerkulisse. Das merkte man zu Beginn bei jedem Ballbesitz. Schnell waren die Bälle weg und man bangte ein wenig um die junge Rosenheimer Truppe, wenn die Hausherren in Ballbesitz waren. Vor allem in den ersten zehn Minuten machten die Augsburger gehörig Dampf, drückten aufs Tempo. Ähnlich also, wie im Hinspiel. Allerdings konnten sie sich nicht ganz so oft durchsetzen und die Gefahr blieb hauptsächlich eine gefühlte, abstrakte. Denn die Rosenheimer kannten ihren Gegner natürlich mittlerweile auch besser und waren taktisch gut eingestellt. Auf konzentrierte Abwehrarbeit fokussiert, empfingen sie die Schwaben tief gestaffelt und erst ein ganzes Stück in der eigenen Hälfte.
Sechziger überstehen die Anfangsphase – und haben die ganz dicke Chance!
So überstanden die Rosenheimer auch die Anfangsviertelstunde trotz der ein oder anderen Unsicherheit unbeschadet und wurden nach und nach selbst aktiver. Wie so oft in solchen Spielen wuchs der Underdog von Minute zu Minute und wurde selbstbewusster. Mit den schnellen und technisch beschlagenen Spielern in eigenen Reihen und der bekannten Offensivstärke ja auch durchaus zu Recht.
Da die Augsburger Spieler aber genauso schnell nachließen, wie sie angefangen hatten, hatte die erste wirklich gefährliche Chance des Spiels der TSV 1860. Und wie gefährlich die war! Fast hätte der Außenseiter den unglaublich wichtigen dritten Treffer und auch ein Auswärtstor erzielt: Freistoß Rosenheim von linksaußen auf Höhe des Fünfmeterraumes. Linor Shabani brachte das Leder wunderbar nach innen, am langen Fünfereck setzte sich Kapitän Christoph Wallern durch, stieg von allen am höchsten – doch sein wuchtiges Kopfballgeschoss strich ganz knapp am gegenüberliegenden linken unteren Pfosten vorbei (18.)! Nicht wenige der 200 mitgereisten Rosenheimer Fans hatten hier schon den Torschrei auf den Lippen! Definitiv ein erstes Ausrufezeichen, dass hier auch für Rosenheim etwas möglich war.
Augsburg immer schwächer – Rosenheim hochkonzentriert und zielstrebig
In der Folgezeit baute Augsburgs Bundesliga-Reserve immer mehr ab. Der Nachwuchs der Schwaben schien einerseits gemerkt zu haben, dass es gegen diesen Gegner ein harter, unbequemer Abend werden könnte – anderseits ließ der FCA auch jede Kreativität und jeden Spielwitz vermissen, der nötig gewesen wäre um sich gegen topmotivierte Rosenheimer mehr zu erspielen, als ein paar Prozentpunkte Feldvorteil und Ballbesitz. Ganz umsonst wird man eben auch nicht Sechzehnter in der Regionalliga. Für einen Favoriten und Regionalligisten war das ganz schwach, was die Elf von Christian Wörns in dieser Phase anbot. Und zu wenig um diese Rosenheimer zu schlagen.
Konsequenter und zielstrebiger waren da schon die Aktionen der Sechziger: Sascha Marinkovic sah aus dem Zentrum Markus Wallner am linken Flügel und bediente diesen. Wallner legte diagonal zurück an die Strafraumgrenze zu Shabani. Der drang in den Strafraum ein, sah die Schusschance und suchte den Abschluss – doch sein Versuch war zu schwach und ohne Druck. Kein Problem für Ioannis Gelios zwischen den Augsburger Pfosten (30.).
Augsburg II wurde zwar in den letzten Minuten der ersten Halbzeit nochmals etwas dominanter, allerdings lange nicht mehr so, wie zu Beginn des Spiels. Insgesamt hatten beide Mannschaften in Hälfte Eins auch die ein oder andere Halbchance – die große Möglichkeit zum Führungstreffer hatten allerdings die Rosenheimer.
Fast ein Auftakt nach Maß in Halbzeit Zwei
Die zweite Hälfte hätte fast mit einem Paukenschlag begonnen: Die Rosenheimer mit ihrem feinen Kombinationsspiel, für das sie bekannt sind, spielten Josip Tomic schön am rechten Flügel frei. Tomics Flanke aus gut 30 Metern Torentfernung geriet zum Schuss – oder war das etwa Absicht? Gelios fischte das Leder im Rückwärtsspringen im allerletzten Moment aus dem Winkel (47.)!
In den folgenden fünfzehn Minuten nahm das Spiel den bereits gewohnten Verlauf. Augsburg mit leichten Vorteilen, was den Ballbesitz anging – allerdings ohne jede konkrete Torgefahr. Rosenheim weiter tief stehend, geschickt die Räume verengend und auf einen entscheidenden Konter lauernd. Die jungen Sechziger machten ihre Sache hier im Rosenaustadion wirklich ordentlich.
Ausburg II trifft fast aus dem Nichts
Aber wie es einem Außenseiter dann so oft ergeht, machten die Schwaben fast aus dem Nichts ein Tor. Weite Flanke von Orkun Tugbay aus dem rechten Halbfeld der Augsburger, in der Mitte setzte sich der körperlich unheimlich präsente Kevin Danso im Luftduell durch und hämmerte seinen Kopfball mit ungeheurer Wucht in die Maschen (63.)! Keine Chance für Dominik Süßmaier im Rosenheimer Tor. 1:0 für den FCA. Dank ihres Auswärtstreffers hatten jetzt die Schwaben die Nase vorn.
Nun natürlich umgekehrte Vorzeichen. Nach dem sich die Rosenheimer von diesem Schockmoment erholt hatten, mussten sie selbst aktiv werden. Fragen, ob das verdient war oder nicht, spielte jetzt keine Rolle. Von jetzt an waren es die Augsburger, die sich zurückzogen und versuchten ihren Vorsprung über die Zeit zu bringen und mit ihren spielerischen überlegenen Mitteln vielleicht per Konter für eine endgültige Entscheidung zu sorgen.
Schwaben stellen sich hinten rein – Schiedsrichter verweigert Sechzig klaren Elfer
Was war das plötzlich für ein verändertes Bild in diesem Riesenrund. Der TSV 1860 Rosenheim jetzt dauerhaft im Ballbesitz, die großen Kleinen vom FC Augsburg mit allen Mann in der eigenen Hälfte, zu Befreiungsschlägen gezwungen. Als Abstiegskandidat, der reihenweise Spiele verloren hat glänzt man sicherlich nicht mit überschäumenden Selbstbewusstsein – aber das war für die Reserve eines Bundesligisten schon ganz schön wenig. Dass sich nur noch hinten hineingestellt und auch noch die Balljungs abgezogen wurden, sagt einiges.
Entscheidend durchsetzen konnten die Sechzigern sich allerdings auch kaum. Obwohl sie alles versuchten. Zu selten konnten sie durchbrechen. Da ihnen in der 89. Minute nach auch noch ein fälliger Strafstoß nach klarem Foulspiel an Sascha Marinkovic, der von gleich zwei Gegenspielern in die Zange genommen und gelegt wurde, verwehrt wurde, zitterte sich der FC Augsburg II letztlich über die Nachspielzeit und holte den hauchdünnen 1:0 Heimsieg. Nimmt man die strittigen Schiedsrichterentscheidungen des Hinspiels dazu, kann man sicher zurecht davon sprechen, dass die Sechziger in diesem Relegationsduell nicht gerade vom Glück verfolgt wurden.
Auswärtstor bricht Rosenheim das Genick – Hoffen auf den Jahn
Aufgrund des 2:1 für die Rosenheimer im Hinspiel setzten sich aufgrund der Auswärtstorregelung schließlich die Augsburger durch und sind auch in der nächsten Saison in der Regionalliga Bayern vertreten. Für die Rosenheimer heißt es nun hoffen auf den Aufstieg des SSV Jahn Regensburg. Wenn die Oberpfälzer im Rückspiel ihr Duell gegen die Zweitvertretung des VfL Wolfsburg noch umbiegen, gibt es einen weiteren Regionalligaplatz zu verteilen. Dann erhalten die Sechziger eine zweite Chance in Hin- und Rückspiel gegen den Verlierer der anderen Partie der ersten Relegationsrunde Viktoria Aschaffenburg.