Weiter alles offen: Rosenheim ringt Augsburg nieder!

Rosenheim - In einer heiß umkämpften Partie vor trotz regnerischem Wetter ansprechender Kulisse von 1.100 Zuschauern, gelang den Sechzigern tatsächlich der ersehnte Heimsieg. Zwar müssen sie ein Auswärtstor hinnehmen, doch trotzdem gibt die Leistung weiter jeden Grund zu Optimismus. Im Rückspiel am Freitag in Augsburg ist alles drin. Auch das Regionalliga-Ticket.
aus dem Jahnstadion berichtet Christian Schulz
Das Spiel das so sehnsüchtig erwartet worden war hatte seinen ersten Aufreger praktisch mit dem Anpfiff: Anstoß Rosenheim, doch der zurückgespielte Ball geriet zu kurz, Augsburg dazwischen – dann geht es ganz schnell. Der Ball kam sofort nach vorne, Sechzigs Abwehr überrumpelt, David Spieß wurde halblinks im Strafraum freigespielt, hatte freies Schussfeld – doch Dominik Süßmaier rettete mit Bravour und ersparte seinem Team den K.O.-Start nach nicht einmal 30 gespielten Sekunden. Was für ein Schock-Moment!
Starker Beginn des Regionalligisten - Rosenheim beeindruckt
In der Anfangsviertelstunde Augsburg ganz stark, mit viel Tempo. Die Schwaben hatten sich offensichtlich einiges vorgenommen, wollten zeigen, wer hier der Regionalligist und die Bundesliga-Reserve war. Für die Rosenheimer ging das in dieser Phase alles einen kleinen Ticken zu schnell – es ist eben doch noch einmal ein gehöriger Tempo-Unterschied zwischen Regionalliga und Bayernliga.
Service:
Die Gastgeber waren an diesem Tag auch etwas defensiver aufgestellt als zuletzt und mit einer vorsichtigeren Marschroute unterwegs. Hinten gut stehen, Sicherheit gewinnen, die Europapokal-Arithmetik hinsichtlich der Auswärtstore immer im Kopf. Auch fehlte ihnen anfangs etwas das Zutrauen in die eigene Spielstärke. Oft kamen sie bei ihren Bemühungen sich freizuspielen den einen Schritt zu spät, sprang der Ball den einen Meter zu weit weg. Der Regionalligist FC Augsburg II beeindruckte halt doch – nicht nur durch den Namen. Da war schon auch einiges an Nervosität im Spiel.
Sechzig traut sich nach und nach mehr zu
Nachdem die ersten elanvoll vorgetragenen Angriffswellen der Augsburger jedoch überstanden waren, kamen die Sechziger von Minute zu Minute besser in die Partie auf dem regennassen Geläuf an der Jahnstraße, gewannen mehr und mehr Sicherheit und Vertrauen in ihr Können. Und zeigten dann auch erst vereinzelt und dann immer öfter, was sie drauf haben. Rosenheim wurde mutiger.
In der 21. Spielminute dann auch die erste Torchance für die Roten: Danijel Majdancevic kam nach einem Ball von rechts, den Augsburgs Abwehr nicht klären konnte halbrechts im Strafraum in Ballbesitz und schloss in gewohnter Torjäger-Manier sofort ab. Doch nicht genau genug – sein Schuss ging zwei Meter am rechten unteren Eck des von Ioannis Gelios gehüteten Gehäuses der Schwaben vorbei.
Majdancevic eiskalt zur vielumjubelten Führung
Fünf Minuten später Foul der Augsburger vor dem eigenen Strafraum und es gab einen direkten Freistoß aus 25 Metern zentraler Position. Kapitän Christoph Wallner führte ihn aus und ballerte das Leder frontal in die Mauer, die per Kopf klären konnte. Am rechten Flügel verlor Rosenheims Josip Tomic zunächst leichtfertig den Ball, doch der Konterversuch des FCA wurde sofort resolut unterbunden. Der flach nach vorne gedroschene Ball ging durch alle Abwehrbeine hindurch in die Mitte – und fand dort Majdancevic. Kein Abseits, der abgezockte Goalgetter blieb ganz allein vor Gelios ganz cool – und schob das Leder unhaltbar ins rechte untere Eck. 1:0 für die Sechziger (26.)!
Von diesem Gegentreffer geschockt, waren es nun die Gäste, welche das Selbstvertrauen mehr und mehr verloren. Ganz so einfach ließ sich der Rückstand hier, auswärts im Regen des gut gefüllten Jahnstadions, nicht wegstecken. Man merkte den Schwaben nun regelrecht an, dass sie begannen nachzudenken und nicht so recht wussten, was sie hier gegen Gastgeber die nun endgültig Lunte gerochen hatten und vor allem für ihr blitzschnelles Umschaltspiel nach Ballgewinn bekannt sind, vielleicht noch zu erwarten hatten.
Chancen weiter nur für Rosenheim - wieder steht Majdancevic goldrichtig
Augsburg verunsichert und ideenlos, ganz im Gegensatz zur guten Anfangsphase – wenn nach vorne etwas ging gehörten diese Momente der Heimelf. Und so bekamen auch die nächste Großchance die Rosenheimer, die nun immer besser ins Spiel kamen und sich zunehmend offensiv und was die Spielanteile anging Vorteile erspielten: Einwurf durch Markus Wallner auf links in Strafraum-Höhe. Der Ball kam postwendend zu ihm zurück und Wallner brachte ihn schön per Schlenzer ans Fünfereck. Dort nahm Majdancevic den Ball an, verarbeitet ihn super und schoss aus der Drehung – doch sein Aufsetzer ging knapp am langen Eck vorbei (37.).
Sechzig wurde jetzt immer selbstbewusster, blieb am Drücker. Nach 41 Minuten machte sich dies bezahlt. Wieder ging es über Markus Wallner. Der bediente Raphael Obermair auf links und der ging direkt ins Eins gegen Eins und zog in den Sechzehner. Obermair setzte sich mit seiner Schnelligkeit durch, tauchte frei vor dem Fünfer auf und konnte nur durch ein Foul gebremst werden. Was folgte war dramatisch: Tomic übernahm die Verantwortung, schoss – und knallte die Kugel ans rechte Kreuzeck des Gehäuses. Doch wieder stand Majdancevic goldrichtig. Der Abpraller kam direkt zu ihm und Majdancevic drosch das Leder zum 2:0 in die Maschen (42.)! Wahnsinn im Jahnstadion!
Zwei-Tore-Führung zur Halbzeit
Dann war Halbzeit in einer Partie, die durchaus so etwas wie typischen Pokalcharakter hatte. Der Außenseiter zunächst nervös – dann verunsichert er den Favoriten. Aber auch die Relegation hat ja bekanntlich ihre eigenen Gesetze.
Auch die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag der Augsburger. Diesmal allerdings waren die Schwaben erfolgreicher. Rosenheim war noch gar nicht wieder richtig auf dem Feld, da gab es auch schon einen direkten Freistoß für die Gäste in ähnlicher Position wie kurz vor dem ersten Treffer der Hausherren.
Erneuter Blitzstart der Gäste
Erik Thommy, der bereits Erstliga-Einsätze für die Augsburger vorzuweisen hat und erst im Winter von seiner Ausleihe nach Kaiserslautern zurückkam, schlenzte den Ball fein über die Mauer. Sein Schuss war passgenau in die linke untere Ecke platziert, jedoch eigentlich nicht allzu fest. Doch Süßmaier, der ins Eck flog und eigentlich am Ball war – war es eben doch nicht ganz. Anschlusstreffer für den FCA (48.). Unhaltbar war der nicht. Bitter.
Nun mussten also die Rosenheimer ihrerseits einen Rückschlag verkraften. Doch dies gelang ihnen nicht schlecht. Auch der Push, den die Augsburger durch ihren Treffer bekamen, war nur von kurzer Dauer.
Trotz klarem Handspiel kein Elfmeter
Fast hätten die Gastgeber sofort wieder die Gelegenheit bekommen, ihre Führung zu erhöhen. Einwurf von rechts. Der Ball kam im Getümmel vor dem Sechzehner zu Tomic, der sofort abzog und ein Augsburger Abwehrspieler nahm kurz vor der Linie die Hand zu Hilfe, die er anschließend auch reflexartig wegriss. Dies hätte den zweiten Elfmeter der Partie geben müssen, doch die Pfeife blieb stumm. Dabei hatte eigentlich auch der Linienrichter beste Sicht (50.)! Die Interpretation, dies als unabsichtlich zu bewerten war äußerst streitbar.
Danach waren die Rosenheimer mehr und mehr darauf bedacht hinten nichts mehr zuzulassen und zogen sich auch weiter zurück, standen jetzt auch tiefer. Augsburg mit deutlich mehr Ballbesitz, fand jedoch kaum einmal ein Mittel gegen die konzentriert arbeitenden Abwehrreihen der Roten. Sechzig wollte den Heimsieg über die Zeit bringen, dem FCA fiel nichts ein. Enttäuschend für einen Regionalligisten.
Majdancevic fast zum Dritten
Bei einem der spärlichen Konter hätte beinahe wieder Majdancevic zugeschlagen. Nach einem Fehler und Verwirrung in Augsburgs Hintermannschaft plötzlich Ballbesitz für den Stürmer der Sechziger auf Höhe der beiden letzten Abwehrspieler der Fuggerstädter. Doch auch Gelios war weit außerhalb seines Strafraums geeilt. Majdancevic schob den Ball aus 40 Metern am Keeper vorbei – aber eben auch am Kasten (73.). Riesen-Glück für den FCA.
Die letzte Chance des Spiels, in dem die Rosenheimer nun gehörig in die Abwehr gedrückt wurden, gehörte dann noch einmal dem Favoriten. Das Schiedsrichtergespann übersah dabei erneut ein Handspiel. Augsburgs Marco Richter nahm das Leder im Zweikampf unerlaubt mit, zog sofort ab – und knallte es über den verdutzten Süßmaier hinweg an die Latte (86.). Diesmal großes Glück für Sechzig! Oder ausgleichende Gerechtigkeit.
Heimsieg für Rosenheim - aber Auswärtstor für Augsburg
Dann war Schluss im Jahnstadion. Rosenheim brachte seinen Sieg mit großem Kampf unter Dach und Fach. In einer Partie, die sich aufgrund des stürmischen Beginns der Gäste, sowie der anschließenden halbstündigen Dominanz der Sechziger und einer relativ ausgeglichenen zweiten Hälfte, in der jeder mit seinen Mitteln agierte, auf Augenhöhe präsentierte. Freitag geht es zum Rückspiel nach Augsburg. Eine enge Kiste. Alles offen. Und damit genau das, was die Sechziger erreichen wollten. Es bleibt spannend!