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Erlbachs Keeper Welder im Interview: „Wollte meine Karriere schon letztes Jahr beenden“

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Von: Gabriel Zaunseder

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Bilder vom Spiel SV Erlbach gegen den TSV Landsberg.
Spielt bislang eine bärenstarke Saison für den SV Erlbach: Keeper Welder Souza de Lima. © Butzhammer

Der SV Erlbach spielt als Aufsteiger in der Bayernliga Süd bislang eine bärenstarke Saison und stellt ligaweit die zweitbeste Defensive. Mitunter ein Grund hierfür ist Welder Souza de Lima, der Keeper der Holzländer. beinschuss.de sprach mit dem 39-jährigen Brasilianer über den Auftakt in die Rückserie, seine Vergangenheit im Profi-Bereich und sein Karriereende.

Erlbach - Der SV Erlbach spielt bislang als Aufsteiger eine mehr als respektable Saison in der Bayernliga Süd und liegt mit 33 Punkten auf dem 10. Tabellenplatz. Dank eines Dreiers zum Auftakt gegen Deisenhofen und eines 2:0-Auswärtssieges gegen den VfR Garching im letzten Spiel, konnten die Mannen von Spielertrainer Lukas Lechner den Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz auf zehn Zähler ausbauen.

Welder Souza de Lima war insgesamt 13 Jahre als Profi aktiv

Ein großer Grund für die starke Saison der Holzländer ist die Defensive. Mit 22 Gegentreffern stellt der SVE die zweitbeste Abwehr, wobei Torhüter Welder Souza de Lima seinen Kasten insgesamt neunmal sauber halten konnte. Der 39-jährige Brasilianer zählt trotz seines hohen Alters zu den besten Keepern der Liga und hielt seiner Mannschaft schon den ein oder anderen Punkt fest.

Welder hat in seiner langen Karriere bereits einiges erlebt. Seine erste größere Station war Villa Nova AC, der damals in der 2. brasilianischen Liga beheimatet war. Von dort aus wurde er mehrmals verliehen und war insgesamt 13 Jahre als Profi aktiv. Über die dritte portugiesische Liga fasste der Keeper Fuß in Europa.

Der 39-Jährige kam im Sommer 2020 zum SV Erlbach

Auf der iberischen Halbinsel lernte er auch seine Frau kennen, die damals dort Urlaub machte und aus der Region um Burghausen stammt. Mit ihr zog Welder nach Deutschland, wo er sich zunächst dem SV Gendorf anschloss. Über den FC Töging und TSV Kastl landete er im Sommer 2020 beim SV Erlbach, mit dem er in der vergangenen Saison in die Bayernliga aufgestiegen ist.

beinschuss.de sprach nun mit dem Torhüter über seine Zeit als Profi und seinen Weg zum SV Erlbach. Zudem blickt er auf den Liga-Restart zurück und verrät, wie lange er noch aktiv Fußball spielen will.

Hallo Welder, du bist mit dem SV Erlbach perfekt in die Rückserie gestartet. Wie wichtig waren die zwei Siege gegen Deisenhofen und Garching zum Auftakt?

Welder Souza de Lima: Ich glaube, dass dieser Start extrem wichtig war für uns. Wenn du direkt mit einer Niederlage startest, hängst du wieder hinten drin und musst ums Überleben kämpfen. So konnten wir unseren Vorsprung auf die Relegationsplätze sogar auf zehn Punkte ausbauen. Zudem haben wir in beiden Partien wieder kein Gegentor kassiert.

Apropos kein Gegentor. Du hast in dieser Saison schon neunmal Zu-Null gespielt und ihr stellt die zweitbeste Abwehr der Liga. Was macht euch defensiv so stark?

Welder: Wir haben hinten in unserer Abwehr super Spieler, die um jeden Ball kämpfen und sich überall reinwerfen. Fast jeder Gegner sagt, dass wir unangenehm zu bespielen sind. Manche meinen sogar, dass wir zu aggressiv seien. Aber das ist Fußball. Da gehört sowas einfach dazu und wir fahren ja bislang mit unserer Spielweise sehr gut.

Ich möchte meine Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben.

Welder Souza de Lima

Welchen Einfluss hast du als „alter Hase“ auf die junge Mannschaft?

Welder: Ich sorge hinten für Ruhe und rede viel mit meinen Vorderleuten. Ich kenne es selber von früher, dass man als junger Spieler oft nervös ist und sich viel zu viele Gedanken macht. Aber ich habe jetzt doch schon sehr viel Erfahrung in meiner Karriere sammeln dürfen und möchte diese einfach an die Jungs weitergeben.

Lass uns auf dich schauen. Du warst 13 Jahre als Profifußballer aktiv. Wie hast du es dorthin geschafft?

Welder: In meiner Heimat sind alle fußballverrückt. Und ich war es natürlich auch. Als ich früher von der Schule heimgekommen bin, ging es sofort auf die Straße und wir haben bis tief in die Nacht Fußball gespielt. Mit 13 Jahren absolvierte ich zusammen mit 300 anderen Kindern ein Probetraining bei Villa Nova AC. Ein Verein, der 500 Kilometer entfernt von meiner Familie war. Am Ende haben sie nur mich genommen und ich bin dann dorthin gezogen. Mit 16 Jahren habe ich meinen ersten Profivertrag unterschrieben. Das war schon ein schönes Gefühl.

Ich habe bei meinem ersten Profiverein unter der Tribüne gewohnt.

Welder Souza de Lima

Hast du gut verdient?

Welder: Nein, leider nicht. Der erste Vertrag war nur Show und man hat fast gar nichts verdient. Ich habe bei dem Club unter der Tribüne gewohnt, was aber schon ganz geil war. Mein Problem war eher, dass ich als junger Spieler sehr viel mit meinen älteren Mannschaftskollegen gefeiert habe. Das waren oft lange und harte Nächte (lacht).

In Europa hast du in der 3. portugiesischen Liga gefasst. Was war dort dein ein Moment, an den du dich gerne zurückerinnerst?

Welder: Wir hatten mal ein Pokalspiel gegen einen Zweitligisten. In diesem Spiel waren wir zwar Außenseiter, aber wir haben gewonnen und ich habe zwei Elfmeter pariert (schmunzelt). Am nächsten Tag, als wir wieder zuhause waren, bin ich aus der Kabine gekommen und dann standen da Reporter und wollten einen interviewen. Das war schon cool. Leider musste ich dann meine Profikarriere aufgrund einer Knieverletzung beenden.

Es macht mir beim SV Erlbach sehr viel Spaß.

Welder Souza de Lima

Du hast deine Frau in Portugal kennengelernt und bist dann zu ihr nach Bayern gezogen. Fußball gespielt hast du bei Burgkirchen, Töging, und Kastl. Was war deine schönste Station?

Welder: Schwer zu sagen. Nachdem ich nach Bayern gekommen bin, habe ich meiner Frau gesagt, dass ich Fußball spielen will. Deswegen hat sie mich dann zu Burgkirchen gebracht. Dort war ich aber nicht lange, nur zwei bis drei Monate, ehe ich mich dem FC Töging angeschlossen habe. Mit den Tögingern bin ich in der Saison 2013/14 in die Landesliga aufgestiegen. Das war schon geil. Aber auch mein Jahr in Kastl war toll. Ich habe in dieser Zeit viele neue Leute kennengelernt, mit denen ich mich jetzt noch gut verstehe. Wenn es sich mir ausgeht, schaue ich mir auch immer die Heimspiele des TSV an.

Im Sommer 2020 hast du dich dann dem SV Erlbach angeschlossen. Fühlst du dich wohl bei den Holzländern?

Welder: Und wie. Es macht mir bei Erlbach richtig viel Spaß. Die Anlage des Vereins ist super, die Trainingsplätze sind in hervorragendem Zustand und das Stadion ist ein Schmuckkästchen. Es ist ein unfassbar tolles Gefühl, wenn man bei einem Heimspiel rauskommt und dann sind so viele Zuschauer da. Das ist etwas besonderes und ich genieße jeden Moment davon. Ich bin sehr froh, dass ich das noch aktiv erleben darf.

Der Aufstieg in die Bayernliga war richtig geil.

Welder Souza de Lima

Du bist 39 Jahre alt und wirst bald 40. Wie lange spielst du noch?

Welder: Eigentlich wollte ich meine Karriere schon letztes Jahr beenden, aber ich spiele ja immer noch (lacht). Ich habe bis Sommer nächsten Jahres Vertrag in Erlbach und so lange will ich mindestens auch noch spielen. Wenn alles gut läuft. Ich durfte hier so viele schöne Momente erleben und ich hab auch einfach noch richtig Bock. Der Aufstieg im vergangenen Jahr in die Bayernliga war einfach geil. Wir sind dann nach Mallorca geflogen und haben ordentlich gefeiert. Danach war ich schwer krank (lacht).

Aktuell sieht es gut aus mit dem Klassenerhalt. Geht es dann wieder nach Malle?

Welder: Das weiß ich noch gar nicht. Wir müssen erstmal schauen, dass wir die magische 40-Punkte-Grenze überschreiten, weil dann dürfte es mit dem direkten Klassenerhalt schon sehr gut ausschauen. Ob wir dann wieder nach Mallorca fliegen, werden wir sehen.

Am kommenden Samstag steht das Inn/Salzach-Derby gegen den SV Kirchanschöring an. Was ist das Ziel für diese Partie?

Welder: Natürlich drei Punkte. Wir haben das Hinspiel knapp mit 2:1 verloren, wobei wir meiner Meinung nach hätten gewinnen müssen. Die beiden Gegentore resultierten aus Standards, was sehr bitter war. Aber wir haben mit den Kirchanschöringern noch eine Rechnung offen und mit unseren Fans im Rücken bin ich zuversichtlich, dass wir gewinnen können.

Welder Souza de Lima, vielen Dank für das Interview.

gz

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