Das Martyrium hat ein Ende - Erlbach steigt ab!

Erlbach - Nach dem sechsten Spiel in einer Bayernliga-Relegation, die für die Teams, welche sie bis ganz zu Ende spielen mussten, mehr zu einem Kreuzweg als einem sportlichen Wettbewerb geriet, steht fest: Der SV Erlbach muss den Weg zurück in die Landesliga antreten. Der VfL Frohnlach darf doch noch den Klassenerhalt bejubeln. Allerdings auch nur kurz. Denn die Vorbereitung steht schon vor der Tür.
aus dem Waldstadion berichtet Christian Schulz
Ein Wahnsinn diese Bayernliga-Relegation! Kurzerhand um eine weitere Runde verlängert – und somit mit der Chance für zwei unglückliche Teams aus den ersten beiden Runden sich um den letzten verbleibenden freien Platz in den beiden Bayernligen zu streiten. Planungstechnisch und was die Kräfte der Amateurspieler, die faktisch nicht mehr vorhandene Sommerpause und die sofort im Anschluss beginnende Vorbereitung auf die neue Saison angeht, natürlich irre.
Relegation die Sechste – Berg steht selbst in Erlbachs letztem Aufgebot
Nimmt man die bereits absolvierte kräftezehrende Saison und die in dieser selbstverständlich auch aufgetretenen Verletzungen hinzu, die sich bei zunehmender Belastung natürlich auch häufen – so ist klar, dass beide Teams auch zahlreiche Ausfälle zu verkraften hatten. Wahrlich keine einfachen Wochen. Ein Marathon, der sich eher als Martyrium präsentiert. Wie solche Mannschaften das langfristig wegstecken, bleibt abzuwarten. Dass der SV Erlbach wirklich mit dem allerletzten Aufgebot daher kam, offenbarte schon ein Blick auf die Aufstellung für dieses Rückspiel der nunmehr dritten Relegationsrunde: Der angeschlagene Johannes Maier trotz Verletzung in der Startelf. Mit der Nummer Vierzehn stand unter den Ersatzspielern der Name Robert Berg. Der Coach des SVE hatte sich kurzerhand selbst auf die Ersatzbank gesetzt, beziehungsweise stand in Sportmontur und Fußballschuhen an der Linie!
Das Hinspiel im fränkischen Frohnlach war als Nullnummer zu Ende gegangen. Fußball gespielt wurde nicht sonderlich viel – eher taktiert und im wahrsten Sinne des Wortes geschaut, dass man „über die Runden“ kommt. Ein Ergebnis allerdings, das in diesem Rückspiel beiden alle Möglichkeiten offen ließ. Mittels eines Heimsiegs hatte der SV Erlbach nun tatsächlich noch einmal die völlig realistische Chance die Bayernliga doch noch zu halten. Andererseits war auch die Ausgangslage für die Gäste vom VfL Frohnlach nicht ungünstig – bei einem Tor der Gäste würden die Hausherren aufgrund der Auswärtstorregel schon doppelt treffen müssen.
Fortsetzung des dürftigen Hinspiels – kaum Tempo, wenig Aufregung
Im Grunde genommen musste man das erste Aufeinandertreffen nicht gesehen haben – das Geschehen setzte sich in der ersten Hälfte dieses Spiels nahtlos fort. Wenig Fußball – viel Krampf. Spielerische Mittel gab es kaum zu sehen, Torgelegenheiten ebenso wenig. Dafür etliche Fehlpässe und monotonen Spielaufbau. Aber zum einen stand vielleicht in diesem Alles entscheidenden letzten Match auch zu viel auf dem Spiel, zum anderen waren die Akteure beider Mannschaften auch einfach platt nach so vielen Partien in dieser Saison.
Service:
Das Spieltempo war jedenfalls unglaublich niedrig. Vielfach war das eher Standfußball. Wurde der Ball erobert, rückten beide Teams nur äußerst schleppend aus der eigenen Defensive. Und auch dann nur einige Meter. Entschlossen nachgerückt wurde so gut wie gar nicht. Hier wollte sich einfach keiner eine Blöße geben und den vielleicht entscheidenden fatalen Fehler begehen. Und so setzte sich das Taktieren und Belauern fort.
Beide Mannschaften standen hinten solide – wurden aber vom jeweiligen Gegenüber auch kaum gefordert. Und verharrten auch mehr oder weniger in dieser Haltung. Man kann durchaus davon sprechen, dass die beschriebene Ausgangslage, in der sowohl für Frohnlach als auch für Erlbach noch alles möglich war, beide eher lähmte, als beflügelte. Sicherlich unter den angesprochenen Rahmenbedingungen irgendwo verständlich – ein Leckerbissen zum Zuschauen war es aber nicht.
Beide Seiten mit einer Großchance in Halbzeit Eins
Und so sprang neben der ein oder anderen Halbchance auf jeder Seite nur jeweils eine wirklich gefährliche Torchance heraus. Die dickere Möglichkeit hatten dabei die Erlbacher: Zunächst verpasste Frohnlachs Kapitän Sinan Bulat nach einer von links geschlagenen Ecke von Rene Knie bei seiner Grätsche am langen Pfosten das Tor nur knapp (10.). Kurz darauf knallte Christoph Popp bei einem der seltenen Erlbacher Vorstöße das Leder von rechts aus spitzem Winkel an den Pfosten! Den Abpraller verpasste Wolfgang Hahn (18.).
In der nächsten Viertelstunde vielleicht die Frohnlacher mit minimalen Vorteilen, zumindest waren sie das geringfügig aktivere, mehr um eine offensive Linie bemühte Team. Etwas Zählbares ein brachte dies jedoch nicht. Danach kamen in der Schlussphase nochmal die Jungs aus dem Holzland etwas mehr auf. Da auch hierbei allerdings rein gar nichts herumkam, plätscherte das Spiel mit einem torlosen Unentschieden in die Pause. Angesichts des Dargebotenen dürften nicht wenige der Zuschauer im Waldstadion schon an eine Nullnummer auch im Rückspiel, Verlängerung und Elfmeterschießen gedacht haben. Widersprechen wollte man ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht. Wenn sich da mal nicht eine Mannschaft hinterher ärgern würde, selbst zu wenig aktiv dafür getan zu haben, in der fünfthöchsten Spielklasse zu bleiben.
Dasselbe Spiel in Hälfte Zwei – weiter viele Fehler, wenig Spielfluss
Auch in Halbzeit Zwei änderte sich wenig. Frohnlach jetzt komplett passiv, fand offensiv gar nicht mehr statt. Die Truppe aus dem Holzland mit Feldvorteilen und nun endlich als Heimteam auch etwas entschlossener nach vorne. Unter dem Strich brachten aber auch die Erlbacher nichts wirklich Konstruktives zustande. Auch die Hereinnahme von Knipser Sebastian Leitmeier änderte daran nichts. Aber auch der ausgewiesene Strafraumstürmer hatte ja seit Wochen nicht getroffen. Das spielerische Niveau der Partie verflachte sogar noch. Stockfehler und zerfahrenes Spiel blieben an der Tagesordnung.
In der Schlussphase ließen es beide wieder ähnlich gemächlich angehen, wie zu Beginn der Partie. Das Spiel lebte eigentlich nur noch von der Spannung. Denn eine Entscheidung war ja noch nicht gefallen. Beide Mannschaften hofften auf einen genialen Moment oder den einen entscheidenden Fehler des Gegners. Und dieses Lotteriespiel gewannen schließlich die Gäste aus Franken!
Frohnlach zieht das Glückslos – Elfmeter für die Gäste!
Denn den entscheidenden Fehler begingen die Erlbacher. Bei einem der spärlichen Angriffe des VfL passten sie hinten nicht konsequent genug auf, Frohnlachs Tevin McCullough wurde im Strafraum hoch angespielt, konnte im Zweikampf das Leder behaupten, drehte sich – und kam im Duell mit Michael Schreiner zu Fall. Schiedsrichter Luka Beretic aus Friedberg zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eine höchst umstrittene Entscheidung. Die Erlbacher beschwerten sich jedenfalls vehement. Ob fällig oder nicht – den Strafstoß verwandelte Christian Beetz zur Führung für die Gäste! Klaus Malec im Tor des SVE war zwar in der richtigen Ecke – der Ball schlug dennoch links unten ein (81.).
Das war die Entscheidung. Denn der SV Erlbach hätte jetzt in den nur wenigen noch verbleibenden Minuten gleich zwei Treffer gebraucht. Ohnehin schon fast ein Ding der Unmöglichkeit. Aber bei diesen nicht mehr vorhandenen Kraftreserven? Und der SVE hatte ja seit dem allerersten Auswärtsmatch der Relegation in Deisenhofen nicht mehr getroffen.
VfL bleibt drin – Erlbach muss in die Landesliga
Die Frohnlacher verteidigten das Ding souverän nach Hause und es blieb bis zum Ende beim 0:1. Der VfL konnte damit unverhofft doch noch den Klassenerhalt feiern. Auf Seiten der Erlbacher herrschte nichts als pure Enttäuschung.
Bitter für Robert Berg und seine Elf. Dass durch so eine Entscheidung des Referees kurz vor Spielschluss das eigene sportliche Schicksal besiegelt wird, ist schwer verschmerzbar. Aber andererseits hatten die Erlbacher oft genug die Chance, selbst den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wer die reguläre Saison als Vorletzter abschließt und in sage und schreibe sechs Relegationsspielen nur in einem trifft, der steigt verdient ab. Weil ihm in der Offensive vielleicht schlicht und einfach die Durchschlagskraft fehlt.
Wem bringt eine solche Relegation etwas?
Fragen muss man allerdings auch den Verband, was diese unglaublich lange Saison für einen Sinn haben soll? Das hatte weder am heutigen Tag, noch im Hinspiel noch etwas mit Bayernliga-Fußball zu tun. Weder vom Tempo her, noch von der Spielanlage. Bei beiden Mannschaften. Völlig unabhängig davon, welcher Seite letztlich der Zufall das positive Ende beschert hatte. Sportlich fast eine Farce. Ein reines Martyrium für alle Beteiligten. Zuletzt selbst für die Zuschauer. Was am Ende bleibt? Keine Sommerpause. Ob Bayern- oder Landesliga – in zwei Wochen beginnt die Vorbereitung.