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Studie: Bayerische Kinder passen sich Standarddeutsch an – erzieht Ihr Eure Kinder im Dialekt?

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Von: Fabian Laube

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Junge in Tracht
Ein kleiner Bayer in Tracht © dpa

Eine mehrjährige Studie der LMU München hat anhand zweier Schulen in der Region Altötting den zunehmenden Einfluss von Standarddeutsch auf den bairischen Dialekt und die Vokalbildung von 200 Schülern untersucht. Wir möchten von Euch wissen, welches Verhältnis Ihr und Eure Kinder mit Bairisch habt und ob Ihr Euch um ein Fortbestehen des beliebtesten deutschen Dialektes sorgt.

Altötting – Der Bildungsreformer und Gelehrte Wilhelm von Humboldt schrieb 1827 in einem Brief an eine enge Freundin: „Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfernung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten.“ Kaum ein Dialekt in Deutschland scheint so eng mit der Vorstellung von „Heimat“ verbunden, wie der bairische. Bei einer Umfrage des Reisemagazins Travelbook haben 100.000 Teilnehmer Bairisch zum beliebtesten Dialekt in Deutschland erkoren.

Jonathan Harrington, Professor für Phonetik und Sprachverarbeitung an der LMU, und Postdoktorandin Katrin Wolfswinkler haben sich über einen Zeitraum von vier Jahren intensiv mit dem Einfluss von Standarddeutsch auf den bairischen Dialekt von Schülern im Landkreis Altötting beschäftigt. Anders als bei Kindern, die in großen Städten leben und Kontakt zu vielen verschiedenen Spracheinflüssen haben, hat man sich in der Studie bewusst auf den Sprachwandel in einer ländlicheren Gegend fokussiert.

Ein weit verbreiteter Dialekt wie der Bairische ist nicht starr, manchmal genügt es wenige Kilometer zu fahren, um bereits regionale Unterschiede und Mundarten heraushören zu können. In der Region Altötting spricht man Westmittelbairisch. Während man im Standarddeutschen beispielsweise Feuer, Gabel oder Baum sagt, heißt es dort Faier, Gobi oder Bam. Die teilnehmenden Kinder wurden einmal jährlich gebeten, 200 immer gleichbleibende Wörter auszusprechen. Mithilfe von Ultraschallaufnahmen konnte jede noch so kleine, akustisch nicht wahrnehmbare Veränderung sichtbar gemacht werden.

Vereinzelt Änderungen Richtung Schriftdeutsch

Das Ergebnis der sehr aufwändigen Studie zeigt laut Dialektforscherin Katrin Wolfswinkler „dass die Kinder auf jeden Fall schon noch sehr bairisch reden“. Bei einigen Vokalbildungen konnte eine gewisse Verschiebung hin Richtung Standarddeutsch festgestellt werden, „aber nicht in allen, also es ist nicht so, dass man grundsätzlich sagen kann, der ganze Dialekt verschiebt sich zum Standard, sondern das sind wirklich nur einzelne Kategorien, wo man sieht, da war dieser Einfluss größer und manche, da haben wir auch gar nichts gesehen, da sind die Kinder ganz stabil in ihrem Dialekt geblieben“, erzählt K. Wolfswinkler dem Bayerischem Rundfunk.

Sprache verändert sich

In einer früheren Studie hat Jonathan Harrington die Aussprache von Queen Elizabeth anhand ihrer Weihnachtsansprachen über einen Zeitraum von dreißig Jahren analysiert. Dabei gab es eine klare Entwicklung weg von einer „Upper Class“-Aussprache hin zu einer Standardaussprache. Laut Harrington war dies nicht ein gezielter Versuch sich dem Volk anzupassen, vielmehr war es der Kontakt zu Politikern, die im Gegensatz zur Königin einen bürgerlichen Hintergrund hatten.

Nachahmen und imitieren ist ein elementarer Teil der kindlichen Sprachentwicklung. Vor dem dritten Lebensjahr wird die Aussprache der Kinder in der engsten Familie und vor allem den Eltern geprägt. Danach kommt der Einfluss von Freunden und Klassenkameraden.

Schickt uns Eure Erfahrungsberichte

Wie sieht das bei Euch zu Hause aus? Sprecht Ihr bewusst mit Euren Kindern Bairisch oder einen anderen Dialekt oder unterhaltet Ihr Euch gezielt auf Hoch- oder Standarddeutsch? Findet Ihr es gut, wenn in der Schule Wert auf eine hochdeutsche Aussprache gelegt wird? Oder sollte Bairisch gar als eigenes Schulfach eingeführt werden? Seit 2009 führt die UNESCO Bairisch auf der Liste der bedrohten Sprachen. Macht Ihr Euch Sorgen um den Fortbestand des Dialektes? Welche Rolle spielt er für Eure Heimat und Eure Identität?

Schreibt uns Eure Erfahrungsberichte per E-Mail an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort: „Boarisch“ im Betreff). Bitte sendet uns neben Euren Texten auch Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

fl

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