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Energielabel: Was die bunten Streifen wirklich bedeuten und ob man darauf vertrauen kann

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Von: Franziska Osterhammer

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Energielabel
Wir klären alle wichtigen Fragen rund um das Energielabel. © dpa | Monika Skolimowska

Was bedeuten die bunten Streifen auf dem Energieeffizienzlabel an Elektrogeräten eigentlich, kann man der Auszeichnung vertrauen – und ab wann lohnt sich die Anschaffung eines energieeffizienteren Gerätes? Wir haben die Antworten:

Gesehen hat das EU-Energieeffizienzlabel sicher schon jeder von Euch: Ein Aufkleber, der mit farbig unterteilten Streifen auf die Energieeffizienzklasse eines Elektrogerätes hinweist. Seit fast 30 Jahren müssen Hersteller viele Elektrogeräte in der EU so kennzeichnen. Aber wisst Ihr, was genau die Energieklassen bedeuten, wie die Geräte überhaupt zugeordnet werden – und ob Ihr dem Label uneingeschränkt vertrauen könnt, wenn Ihr eine umweltfreundliche Kaufentscheidung treffen wollt? Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das bunte Label:

Was genau ist das EU-Energieeffizienz-Label?

Seit 1994 müssen elektrische Haushaltsgeräte und weitere Geräte mit dem EU-Energielabel ausgezeichnet sein. Der Aufkleber mit einer regenbogenfarbigen Skala soll Verbrauchern die Auswahl energieeffizienterer Geräte leicht machen und gleichzeitig die Hersteller dazu anspornen, noch energieeffizientere Geräte zu entwickeln. Ursprünglich gab es sieben Energieeffizienzklassen von A (hohe Effizienz) bis G (niedrige Effizienz). Da aber immer mehr modernere und damit effizientere Geräte auf den Markt kamen, wurde bald die höchste Energieeffizienzklasse A erweitert, und zwar um A+ bis A+++. Allerdings war dadurch für die Verbraucher nicht mehr klar ersichtlich, welches Gerät denn nun am energieeffizientesten ist – das Label war also zuletzt nicht mehr wirklich aussagekräftig.

Deshalb wurde es im März 2021 überarbeitet: Die Energieeffizienzklassen wurden wieder auf die sieben ursprünglichen von A bis G reduziert. Außerdem wurde kein Gerät der Klasse A zugeordnet, auch die Klasse B blieb bei einigen Gerätearten noch frei – somit sind viele Geräte der ehemaligen Energieeffizienzklasse A+++ nach C oder D abgerutscht, ohne, dass sich an ihrer Energieeffizienz etwas geändert hat. Die EU erhofft sich dadurch, dass Gerätehersteller noch innovativer werden – und die Verbraucher auch dann noch den Überblick behalten.

Neues Energielabel für Elektrogeräte
Das neue Energielabel hat nicht nur strengere Kategorien, sondern auch zeigt mehr Informationen über das Gerät. Hier seht Ihr ein Beispiel für eine Waschmaschine. © dpa

Neben der neuen, strengeren Skala finden sich auch weitere Informationen auf dem überarbeiteten Label. Bei einer Waschmaschine könnt Ihr zum Beispiel auf einen Blick den Wasserverbrauch pro Waschzyklus in Litern, die Dauer des Waschzyklus und den Energieverbrauch erkennen, gemessen für ein Standardprogramm. Außerdem ist ein kleiner QR-Code abgebildet. Wenn Ihr den scannt, könnt Ihr auf der EU-Plattform EPREL zusätzliche Produktinformationen einsehen, wie zum Beispiel Abmessungen.

Was bedeutet Energieeffizienz eigentlich?

Grundsätzlich beschreibt Effizienz das Verhältnis von Nutzen und Aufwand – je geringer der Aufwand bei gleichbleibendem Nutzen, umso effizienter; das gilt auch für Elektrogeräte. Die Energieeffizienz gibt an, wie viel Prozent der Energie für die eigentliche Aufgabe eines Gerätes verwendet werden. Nehmen wir zum Beispiel eine herkömmliche Glühbirne. Diese hat eine Energieeffizienz von fünf Prozent – da 95 Prozent des aufgewendeten Stroms als Wärme verloren gehen. Das ist auch der Grund, warum der Verkauf von Glühbirnen mittlerweile verboten ist.

Wie werden Geräte in die Energieeffizienzklassen eingeteilt?

Für jede Gerätegruppe wird ein sogenanntes Referenzgerät festgelegt. Bis 2021 waren das noch reale Geräte, mittlerweile gelten die Werte von fiktiven Geräten. Dann ist der Vergleich des Energieverbrauches relevant: Je nachdem ob ein Gerät mehr, weniger oder gleich viel Energie wie das Referenzgerät verbraucht, wird es in die entsprechende Klasse eingeteilt. Für jede Gerätegruppe – Kühlschrank, Fernseher, Waschmaschinen und so weiter – gelten andere Grenzwerte für die jeweiligen Energieeffizienzklassen. Mit dem neuen Energielabel wurden übrigens auch die Grenzen für die Klassen verschärft. Ein großes Manko haben die Energieeffizienzklassen aber: sonderlich transparent und nachvollziehbar ist die Einordnung nicht, denn viele verschiedene Faktoren – zum Beispiel die Umgebungstemperatur bei Betrieb - sind für die Einstufung relevant.

Kann man dem Energielabel uneingeschränkt vertrauen?

Nur teilweise, denn neben der schwer für Verbraucher nachvollziehbaren Einteilung der Klassen, gibt es noch andere Punkte, die an dem Label kritisiert werden. Die Auszeichnung der Geräte mit dem Label wird zum Beispiel von keiner offiziellen Stelle vorgenommen, sondern meist vom Hersteller selbst. Kontrollen gibt es nur stichprobenartig. Und für die Hersteller ist es nicht schwer, bei den Energieklassen zu schummeln. Zum Beispiel beim Fernseher: dort geht nämlich viel Energie für die Bildschirmbeleuchtung drauf. Stellt der Hersteller nun die Werkseinstellungen für die Bildschirmhelligkeit recht dunkel ein, kann er damit eine bessere Energieeffizienzklasse erreichen – nur ist sämtliche Energieeffizienz zum Teufel, sobald der Verbraucher die niedrige Standard-Helligkeit hochdreht. Pro forma ist die Auszeichnung des Gerätes mit der entsprechenden Klasse zwar korrekt – trotzdem werden die Verbraucher getäuscht.

Blauer Engel
Der Blaue Engel wird vom Umweltbundesamt an besonders umwelt- und ressourcenschonende Produkte vergeben. © www.blauer-engel.de

Wer deshalb ganz auf Nummer Sicher gehen will, sollte schauen, ob das Gerät neben einer Auszeichnung mit einer hohen Energieeffizienzklasse noch andere Siegel trägt. Zum Beispiel das des Blauen Engels. Der Blaue Engel wird vom Umweltbundesamt vergeben und berücksichtigt neben einer hohen Energieeffizienz auch noch andere Faktoren, zum Beispiel wie ressourcenschonend ein Produkt hergestellt wurde, wie langlebig es ist, ob es frei von Schadstoffen ist und ob die Herstellungsbedingungen internationalen Arbeitsschutzstandards entsprochen haben.

Lohnt es sich immer, ein altes, weniger energieeffizientes Gerät gegen ein neueres auszutauschen?

Nein, das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Was sich fast immer lohnt, ist bei dem Neukauf eines Gerätes – weil zum Beispiel das alte kaputt gegangen ist und nicht mehr repariert werden kann – eines mit einer höheren Energieeffizienzklasse auszuwählen. Auch wenn dieses mehr kostet als eines mit einer niedrigeren Klasse, gleicht sich die Differenz in der Regel über die Einsparung bei den Stromkosten wieder aus. Das dauert laut einer Studie des Stromanbieters Verivox aus dem Jahr 2021 zwischen knapp drei und 19 Jahren, abhängig vom Gerätetyp, der persönlichen Nutzung und natürlich des Kaufpreises.

Anders sieht es aus, wenn man ein zwar weniger energieeffizienteres, aber noch funktionierendes Gerät besitzt. Grundsätzlich ist es für die Umwelt am besten, bestehende Geräte so lange zu nutzen, wie es geht – der Großteil des Energiebedarfs wird nämlich für die Produktion von Geräten verwendet. Und gerade große Geräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen halten bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung in der Regel viele Jahre. Es gibt für jede Gerätegruppe andere Richtlinien in Bezug auf Neuanschaffungen. Dennoch haben wir hier vier generelle Daumenregeln für Euch, an denen Ihr Euch orientieren könnt, wenn Ihr möglichst umwelt- und energieschonend entscheiden wollt:

fso

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