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„Lügenmärchen“: Osteuropa-Experte über Putins Medienkrieg gegen die eigene Bevölkerung

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Von: Christine Novotny

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Mit dem Osteuropaexperten Prof. Dr. Martin Schulze Wessel spricht Ippen.Media über den Medienkrieg in Russland im Verlauf des Ukraine-Kriegs.

München – „Russland war in den letzten Jahren schon auch eine Diktatur, aber eine mit einigen offenen Fenstern“, sagt Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, Professor für osteuropäische Geschichte, im Ippen.Media-Interview. Seit dem Ukraine-Krieg habe sich die Situation rasant verschlechtert. Vor der russischen Invasion habe es noch einige Zeitschriften und Kanäle gegeben, die die Bevölkerung offen informiert hätten. Im Interview teilte Schulze Wessel bereits seine Einschätzung zum russischen Staatschef Wladimir Putin*.

„Diese Kanäle werden jetzt geschlossen. Das Vorgehen gegen die russische Zivilgesellschaft und gegen russische Medien ist sozusagen die andere Seite des Krieges gegen die Ukraine“, betont Schulze Wessel zum eskalierten Ukraine-Konflikt*. Beides würde eng zusammen hängen. „Russland oder Putin kann seinen Krieg gegen die Ukraine nur führen, wenn er diese Lügenmärchen in Russland unangefochten erzählen kann, also, ohne dass freie Medien diese Lügenmärchen korrigieren“, so der Osteuropa-Experte.

Ukraine-Krieg: Russlands Medienkrieg gegen die eigene Bevölkerung – „Lügenmärchen“

Zum Medienkrieg in Russland sagt er weiter: „Putin schafft zur Zeit die russischen Voraussetzungen dafür, dass der Krieg lange geführt werden kann, denn dafür braucht er seine Fake News über die Ukraine.“ Buzzfeed.de führt einen fortlaufenden Fake-News-Ticker zum Ukraine-Krieg*. Also Märchen, wie jenes, dass die Ukraine von Nazis geführt werden würde und dass die Ukraine einen Genozid an der russischen Minderheit in der Ukraine begehen würde“, führt Schulze Wessel als Beispiel weiter an. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs sprach Wladimir Putin von dem Ziel der „Entnazifizierung und Entmilitarisierung“ der Ukraine. Beides seien „haarsträubende“ Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren, so Schulze Wessel. Mehr zur Chronologie des Ukraine-Konflikts*.

Mit dem Osteuropaexperte Prof. Dr. Martin Schulze Wessel spricht IPPEN.MEDIA über den Medienkrieg in Russland im Verlauf des Ukraine-Kriegs.
Mit dem Osteuropaexperte Prof. Dr. Martin Schulze Wessel spricht IPPEN.MEDIA über den Medienkrieg in Russland im Verlauf des Ukraine-Kriegs. © Daniel Reinhardt/Italy Photo Press/dpa/IMAGO (Archivbild/Montage)

Auf die Frage, ob die russische Bevölkerung der Desinformation Glauben schenkt, antwortet der Osteuropa-Professor: „Sie glauben es, weil sie keine andere Wahrheit kennen. 20 Prozent bis 30 Prozent der Russen haben Verwandtschaft, Freunde in der
Ukraine. Es gibt eine enge Verflechtung und wenn das gegeben ist, müssen die Lügen besonders dreist sein.“ So würden Verschwörungsmythen verbreitet, wie die, dass die Ukraine vom Westen gekauft sei.

Interview zu Ukraine-Krieg: Desinformationskampagne für Russland und Putin entscheidend

Diese seien natürlich völlig aus der Luft gegriffen. Jedoch könne man solche Behauptungen „in einem Medienraum, den man völlig beherrscht, durch Wiederholung irgendwann plausibel machen“. Aufgrund der engen Beziehung zwischen der russischen und ukrainischen Bevölkerung müsse der Desinformations-Krieg eben besonders entschlossen geführt werden.

„Die Medienbeherrschung spielt eine viel größere Rolle, als sie es in dem Vorgehen in Belarus oder jüngst in Kasachstan gespielt hat. Mehr als in jedem anderen Konflikt, den Russland in der letzten Zeit geführt hat“, analysiert der Professor für osteuropäische Geschichte zum Ukraine-Krieg*. (aka) *Merkur.de und buzzfeed.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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