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Ukraine-Verhandlungen: Selenskyj fordert erneut Waffenlieferungen - Kreml empört über Biden-Aussage

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Von: Yasina Hipp, Christina Denk, Anna-Katharina Ahnefeld

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Der Kreml reagierte empört über eine Aussage Joe Bidens zum Ukraine-Krieg. Das Gebiet Luhansk will indes über einen Beitritt zu Russland abstimmen. News-Ticker zu Verhandlungen.

Dieser News-Ticker ist beendet. Mehr zu den Ukraine-Russland-Verhandlungen lesen Sie hier.

Update vom 27. März, 14.00 Uhr: Die prorussischen Separatisten im umkämpften Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine wollen über einen Beitritt der Region zu Russland abstimmen lassen und erhöhen damit den Druck auf Kiew. „Ich denke, dass in nächster Zeit auf dem Gebiet der Volksrepublik ein Referendum durchgeführt wird, auf dem das Volk sein absolutes verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen wird und seine Meinung sagt zu einem Beitritt zur Russischen Föderation.“ Das sagte der Luhansker Separatistenführer Leonid Passetschnik der Staatsagentur Tass zufolge am Sonntag.

Aus dem ukrainischen Außenministerium hieß es, eine solche Abstimmung in Luhansk werde nicht anerkannt werden. „Gefälschte Referenden in den besetzten Teilen der Ukraine sind null und nichtig“, schrieb Ministeriumssprecher Oleg Nikolenko auf Twitter. In Russland gab es in politischen Kreisen unterdessen Diskussionen über ein Für und Wider eines Referendums.

Ukraine-Verhandlungen: Separatisten-Referendum könnte Lage in der Ukraine weiter eskalieren

Russland hatte im Februar gegen den Protest der Ukraine und des Westens die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk als Staaten anerkannt. Ein möglicher Beitritt von Luhansk zu Russland dürfte die Lage weiter eskalieren. Das russische Militär hatte nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben mitgeteilt, dass die Region zu über 90 Prozent der ukrainischen Kontrolle entrissen sei.

Hintergründe zu Referenden in Russland und der Ukraine

Ein international nicht anerkanntes Referendum gab es auch im Frühjahr 2014 auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Danach nahm Russland die Krim gegen Protest des Westens in sein Staatsgebiet auf. Bei den Verhandlungen für ein Ende des Krieges in der Ukraine fordert Russland unter anderem, dass Kiew die Annexion der Krim und die Abspaltung von Luhansk und Donezk anerkennt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnt einen Verzicht auf Gebiete des Landes ab.

Ukraine-Verhandlungen: Russland kontert Aussagen von US-Präsident -„Das entscheidet nicht Biden“

Update vom 27. März, 11.30 Uhr: Joe Biden hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin angesichts des Ukraine-Kriegs am Samstag als „Schlächter“, „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“ bezeichnet. Zudem fiel der Satz: „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“ Das weiße Haus relativierte die Aussagen Bidens im Anschluss (siehe Updates vom 26. März von 13.00 bis 19.53 Uhr).

In Russland herrscht Empörung über die Aussagen des amerikanischen Präsidenten. Der Kreml hatte am Samstagabend klargestellt, dass nicht die USA über die Führung in Russland entschieden. „Das entscheidet nicht Biden, der Präsident Russlands wird vom russischen Volk gewählt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach einer Rede Bidens in Polen. Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin warf dem US-Präsidenten zudem „undiplomatische Äußerungen“ und „Hysterie“ vor.

„Die US-Bürger sollten sich schämen für ihren Präsidenten. Womöglich ist er krank. Es wäre richtig, wenn Biden sich medizinisch untersuchen lassen würde“, kommentierte Wolodin bei Telegram.

Ukraine-Verhandlungen: Großbritannien verschärft die Sanktionen gegen Russland

Update vom 27. März, 10.26 Uhr: Großbritannien hat seine Sanktionen gegen 65 weitere Einzelpersonen und Unternehmen in Russland ausgeweitet (siehe Erstmeldung). Gleichzeitig stellte die britische Außenministerin Liz Truss Russland aber auch eine Aufhebung der Sanktionen in Aussicht - wenn der Kreml seinen Einmarsch in die Ukraine stoppt. Moskau müsse sich neben einem Waffenstillstand und dem Abzug seiner Truppen verpflichten, „keine weiteren Aggressionen“ gegen die Ukraine zu unternehmen, damit die gegen hunderte Personen und Organisationen verhängten britischen Sanktionen gelockert werden können, sagte Truss dem Sunday Telegraph.

Die britische Außenministerin Liz Trus hat Russland Lockerungen der Sanktionen in Aussicht gestellt - unter strengen Bedingungen.
Die britische Außenministerin Liz Trus hat Russland Lockerungen der Sanktionen in Aussicht gestellt - unter strengen Bedingungen (Archivbild). © Tolga Akmen/AFP

„Natürlich sind Sanktionen ein harter Hebel. Das ist ein echtes Druckmittel, das meiner Meinung nach eingesetzt werden kann“, fügte sie hinzu. Truss forderte zudem von ihrem Land und anderen Verbündeten, „die Sanktionen zu verdoppeln“ und „die Waffen, die wir in die Ukraine schicken, zu verdoppeln“.

Den Willen zu ernsten Verhandlungen auf Seiten der Russen sieht die Ministerin derzeit nicht. „Ich glaube nicht, dass sie es im Moment ernst meinen, und deshalb habe ich gesagt, dass wir hart sein müssen, um Frieden zu erreichen“, fügte Truss hinzu.

Ukraine-Verhandlungen: Selenskyj fordert erneut Waffenlieferungen aus dem Westen

Update vom 27. März, 9.15 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vom Polen und dem Westen erneut Waffenlieferungen gefordert. „Wir brauchen mehr Waffen, um nicht nur die Ukraine, sondern auch andere osteuropäische Länder zu schützen, denen Russland mit einem Einmarsch gedroht hat“, appellierte er in der Nacht zum Sonntag. Während des Treffens mit den Vertretern der USA am Samstag in Polen sei dies nochmal deutlich gemacht worden. Selenskyj sprach zudem von der „Entrussifizierung“ in der Ukraine durch russische Angriffe auf die Zivilbevölkerung.

Zuvor hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Polen erklärt, dass die USA „keine Einwände“ gegen die Lieferung von Kampfjets durch Polen an die Ukraine habe (siehe Update vom 26. März, 22.29 Uhr).

Ukraine-Verhandlungen: USA soll „keine Einwände“ gegen Lieferung von Kampfjets an Ukraine haben

Update vom 26. März, 22.29 Uhr: Bei einem Treffen des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba mit US-Präsident Biden habe sich herausgestellt, dass die USA Kuleba zufolge „keine Einwände“ gegen die Lieferung von Kampfjets durch Polen an die Ukraine haben. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP meint Kuleba: „Der Ball liegt jetzt im Spielfeld der Polen.“ Weitere Einzelheiten müssten jedoch nun mit der polnischen Seite besprochen werden. Kuleba macht allerdings deutlich: „Die Ukraine braucht unbedingt mehr Kampfflugzeuge.“ Im Luftraum müsse ein „Gleichgewicht“ mit den russischen Angreifern hergestellt werden, um diese von weiteren Luftangriffen abhalten zu können. Diese Frage müsse „schnellstmöglich“ geklärt werden.

Anfang des Monats hatte das US-Verteidigungsministerium den Vorschlag Polens, all seine Kampfflugzeuge vom Typ Mig-29 auf die US-Luftwaffenbasis nach Ramstein in Deutschland zu verlegen, sodass die USA die Kampfjets an die Ukraine überstellen könne, noch abgelehnt.

MiG-29-Kampfjet der polnischen Luftwaffe.
Ein Kampfjet des Typs Mig-29. © picture alliance/dpa/PAP/Michael Walczak

Update vom 26. März, 21.56 Uhr: Mit weiteren 100 Millionen US-Dollar (91 Millionen Euro) wolle die USA die Ukraine im Krieg gegen Russland weiter unterstützen. Das Geld solle in das Innenministerium für den Grenzschutz sowie für Einsätze und Ausrüstung der Polizei fließen, so das US-Außenministerium. Damit könnten weiterer Nachschub an Schutzausrüstungen, gepanzerte Fahrzeuge, Kommunikationstechnik und medizinischen Gütern besorgt werden. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar hatte die US-Regierung der Ukraine bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,35 Milliarden US-Dollar zugesagt.

Ukraine-Verhandlungen: Das Weiße Haus relativiert eine Aussage Bidens rasch

Update vom 26. März, 19.53 Uhr: In seiner Rede sagte Biden auch: „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“. Und bezog sich damit indirekt, allerdings ohne seinen Namen zu nennen, auf Kreml-Chef Putin. Mehrmals bezeichnete Biden Putin als „Diktator“ und auch „Tyrann“. Ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses bemüht sich nun allerdings darum, zu betonen, dass Biden mit seiner Aussage nicht zum Sturz des Putin-Regimes aufrufen haben wolle.  „Die Botschaft des Präsidenten war es, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region zu haben. Er sprach nicht über Putins Macht in Russland oder einen Sturz der Regierung“, so der Vertreter.

Ukraine-Verhandlungen: US-Präsident Biden mit Rede in Warschau

Update vom 26. März, 18.47 Uhr: Gleich zu Beginn seiner Rede vor dem Warschauer Königsschloss sichert US-Präsident Joe Biden der Ukraine seine Unterstützung zu. Er betont: „Wir stehen an eurer Seite, wir stehen euch bei!“. Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie Kreml-Chef Putin verurteilt Biden scharf und bezeichnet den Krieg schon jetzt als „strategisches Scheitern der russischen Föderation“. Er sagt: „Putin kämpft nicht, um die Ukraine zu befreien. Das ist eine Lüge.“ Russland habe die „Demokratie stranguliert“, und das nicht nur im eigenen Land. Für den Einmarsch in die Ukraine gebe es „einfach keine Rechtfertigung“.

Mit Blick auf die Sanktionen sagt Biden: „Schnelle und strafende Kosten werden das einzige sein, das Russland vom Kurs abbringen kann.“ Mit den bestehenden internationalen Sanktionen habe man „auf das Herz der russischen Wirtschaft gezielt“.

Gleichzeitig müsse sich die Welt, laut Biden, auf einen langen Konflikt einstellen. Der Präsident betont dabei, dass das russische Volk nicht der Feind sei und drückt Verständnis für die Bevölkerung aus. An den Kreml richtet Biden klare Worte: „Denkt nicht mal daran auch nur einen Inch vom Nato-Territorium zu bedrohen. Wir haben eine heilige Pflicht, jeden Zentimeter des Nato-Grunds zu verteidigen.“

Auch an die EU richtet Biden sein Wort und fordert: „Europa muss die Abhängigkeit von russischen fossilen Energiequellen aufgeben“. Außerdem appelliert Biden an die Geschlossenheit der Welt: „Wir müssen weiterhin absolut geschlossen sein als Demokratien der Welt“. Um diese „Bewährungsprobe“ zu bestehen, würden nicht nur Lippenbekenntnisse genügen, sondern harte Arbeit sei dafür notwendig.

US-Präsident Biden bezeichnet Kreml-Chef Putin als „Schlächter“ im Ukraine-Krieg

Update vom 26. März, 16 Uhr: Bei seinem Polen-Besuch macht US-Präsident Joe Biden deutlich, wie er von Kreml-Chef Putin denkt. Auf die Frage was er von Putin angesichts des Leides der Menschen in der Ukraine halte, antwortet Biden: „Er ist ein Schlächter“. Er verwendet dabei das englische Wort „butcher“, welches auch als „Metzger“ ins Deutsche übersetzt werden kann. Zu Beginn seines Besuchs im ukrainischen Nachbarland Polen hat Biden den Kreml-Chef bereits als „Kriegsverbrecher“ bezeichnet.

Ukraine-Verhandlungen: US-Präsident Biden spricht von „heiliger Verpflichtung“

Update vom 26. März, 14.30 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat bei seinem Polen-Besuch inmitten des Ukraine-Kriegs die Entschlossenheit seines Landes betont, den Nato-Partnern im Falle eines Angriffs militärisch zur Seite zu stehen. Artikel 5 des Nato-Vertrages über den Bündnisfall* sei für die USA „eine heilige Verpflichtung“, sagte Biden am Samstag bei einem Treffen mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda in Warschau. „Sie können sich darauf verlassen ... für Ihre Freiheit und die unsrige.“ Er gehe davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin „damit gerechnet hat, die Nato spalten zu können, die Ostflanke vom Westen trennen zu können“, sagte Biden weiter. Dazu sei er aber nicht in der Lage gewesen.

US-Präsident Biden in Polen
Joe Biden (M), Präsident der USA, und Andrzej Duda (l), Präsident von Polen, schreiten die Ehrengarde ab bei der offiziellen Begrüßungszeremonie am Präsidentenpalast in Warschau. © Evan Vucci/AP/dpa

Biden bedankte sich bei Polen auch für die Aufnahme der Geflüchteten aus der Ukraine. „Wir erkennen an, dass Polen eine große Verantwortung übernimmt, die meiner Meinung nach nicht nur Polen betreffen sollte. Es sollte die Verantwortung der ganzen Welt, der ganzen NATO sein“, sagte der US-Präsident. „Die Tatsache, dass so viele Ukrainer in Polen Zuflucht suchen, verstehen wir, weil wir an unserer Südgrenze täglich Tausende von Menschen haben, die (...) versuchen, in die Vereinigten Staaten zu gelangen.“

Ukraine-Verhandlungen: Polens Präsident Duda empfängt Joe Biden in Warschau

Update vom 26. März, 13.10 Uhr: Die Ukraine bietet ihre Erdgasspeicher zur Einlagerung einer strategischen europäischen Energiereserve an. Sein Land habe die größten unterirdischen Speicheranlagen in Europa, schrieb der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko am Samstag auf Facebook. „Trotz der umfassenden militärischen Aggression Russlands ist die Ukraine weiterhin ein starker und zuverlässiger Partner Europas in Sachen Energiesicherheit.“

Er begrüße, dass die Europäische Union sich von russischen Gaslieferungen lösen und gemeinsam bei anderen Anbietern kaufen wolle, schrieb Haluschtschenko. Die Ukraine könne mit ihren Speichern zu diesem Solidaritäts- und Ausgleichsmechanismus beitragen.

Update vom 26. März, 13 Uhr: Der polnische Präsident Andrzej Duda hat US-Präsident Joe Biden im Warschauer Präsidentenpalast empfangen. Biden nahm am Samstagmittag in der polnischen Hauptstadt an einer Empfangszeremonie teil. Eine Militärkapelle spielte die amerikanische und polnische Nationalhymne. Biden wurde unter anderem von US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin zum Präsidentenpalast begleitet. Auch die polnischen Amtskollegen Zbigniew Rau und Mariusz Blaszczak waren anwesend. In Anschluss an die Zeremonie war ein bilaterales Gespräch zwischen Biden und Duda geplant. Zuvor hatte Biden kurz den ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Oleksij Resnikow getroffen.

Ukraine-Verhandlungen: US-Präsident Joe Biden ist in Polen – begleitet von Blinken und Austin

Update vom 26. März, 12.45 Uhr: Im IPPEN-Interview blickt derweil Osteuropa-Korrespondentin Aleksandra Fedorska aus Polen auf den Ukraine-Krieg und die Reaktion auf einen möglichen Angriff auf Nato-Gebiet.

Update vom 26. März, 12.30 Uhr: US-Präsident Joe Biden ist am Samstag in Polen persönlich mit dem Außen- und dem Verteidigungsminister der Ukraine zusammengetroffen. Im Marriott-Hotel in Warschau nahm der US-Präsident Gespräche mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Oleksij Resnikow auf, wie das Weiße Haus mitteilte.

Auch US-Außenminister Antony Blinken und Pentagonchef Lloyd Austin waren an dem Treffen beteiligt. Es war Bidens erstes persönliches Treffen mit hochrangigen Vertretern der Regierung in Kiew seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor mehr als einem Monat. Als bemerkenswert wurde angesehen, dass Kuleba und Resnikow für die Zusammenkunft ihr Land verlassen konnten.

Ukraine-Verhandlungen: Selenskyj wirft Russland vor, neues atomares Wettrüsten zu befeuern

Update vom 26. März, 10.35 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, ein neues atomares Wettrüsten zu befeuern. „Sie (die Russen) prahlen damit, dass sie mit Atomwaffen nicht nur ein bestimmtes Land, sondern den ganzen Planeten zerstören können“, sagte Selenskyj am Samstag in einer Videobotschaft an die Teilnehmer des Doha-Forums in der Hauptstadt Katars. Die katarische Regierung rief er zu einer Ankurbelung der Erdgas-Produktion auf. „Ich bitte Sie, die Produktionsmenge von Energie zu erhöhen, sodass jeder in Russland versteht, dass niemand Energie als Waffe nutzen kann, um die Welt zu erpressen“, sagte Selenskyj.

Kriegs-Verhandlungen: Selenskyj zählt auf, wen er an der Seite der Ukraine sieht - mit Botschaft an Deutschland

Erstmeldung vom 26. März, 10 Uhr: Kiew/Moskau – Inmitten des Ukraine-Kriegs ist US-Präsident Joe Biden nach Polen und damit an die Ostflanke der Nato gereist. Am Samstag wird mit Spannung die Rede des Demokraten erwartet. In seiner Ansprache gegen 18 Uhr im Warschauer Königsschloss soll es dem Weißen Haus zufolge um die „gemeinsamen Bemühungen der freien Welt“ gehen, das ukrainische Volk zu unterstützen. Zuvor will sich Biden mit dem Bürgermeister der polnischen Hauptstadt, Rafal Trzaskowski, über die Hilfe der Stadt für Geflüchtete austauschen. Bei diesem Termin im Warschauer Nationalstadion will der US-Präsident auch mit Geflüchteten und Vertretern von Hilfsorganisationen sprechen.

Bei seinem Besuch in Polen bezeichnete Biden den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut als „Kriegsverbrecher“.

Ukraine-Verhandlungen: Präsident Selenskyj mit klarer Botschaft an Ungarn – und Deutschland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in der Nacht zum Samstag an die einzelnen EU-Staaten gewendet – und dargelegt, wen er an der Seite der Ukraine* sehe und wen nicht. Dabei zählte er auf: „Lettland steht an unserer Seite, Litauen steht an unserer Seite, Estland steht an unserer Seite, Polen steht an unserer Seite ... Frankreich, Emmanuel, ich glaube fest, dass ihr an unserer Seite stehen werdet.“

Besonders deutlich wird Selenskyj in Richtung Ungarn: „Ich will ehrlich sein, ein und für allemal. Ihr habt entschieden, auf welcher Seite ihr stehen wollt. Ihr seid ein unabhängiger Staat, ich war in Budapest. Ich liebe eure Stadt. Ich war dort mehrere Male, eine wunderschöne und gastfreundliche Stadt und Menschen.“ Ungarn habe eine tragische Geschichte und er habe mit seine Familie die Gedenkstätte Schuhe am Donauufer zur Erinnerung an die Massenerschießung jüdischer Menschen während des Zweiten Weltkriegs besucht.

Dann wandte er sich direkt an den ungarischen Staatschef Viktor Orbán*: „Wenn du kannst, geh an das Donauufer, schau dir diese Schuhe an, und du wirst sehen, wie Massenvernichtung auch in unserer heutigen Welt stattfinden kann. Und das ist, was Russland heute macht. Die gleichen Schuhe. In Mariupol sind die gleichen Menschen: Eltern und ihre Kinder, Großeltern, Tausende von ihnen. Und diese Tausende sind von uns gegangen.“

Weiter fragt Selenskyj: „Und du überlegst, Sanktionen auszusprechen oder nicht? Und zögerst, Waffen durchzulassen oder nicht? Und mit Russland Handel zu betreiben oder nicht?“ Die Zeit, zu zögern, sei vorbei, man müsse sich nun entscheiden. „Wir glauben an eure Menschen und an die Europäische Union“, so Selenskyj, bevor er sich zum Schluss seiner Rede an Deutschland richtet: „Wir glauben, dass Deutschland im entscheidenden Moment ebenfalls an unserer Seite stehen wird.“

Ukraine-News: Russland soll laut Selenskyj Milliarden in Propaganda investiert haben

Die russische Führung hat nach Meinung des ukrainischen Präsidenten derweil zig Milliarden Dollar für Propaganda ausgegeben. „Sie wissen alle sehr genau, welch ein gewaltiges staatliches Propagandasystem Russland* aufgebaut hat“, sagte Selenskyj* in einer Videobotschaft in der Nacht zum Samstag. „Vermutlich hat noch niemand auf der Welt solche Unsummen für Lügen ausgegeben.“

Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine. (Archivfoto) © Ukraine Presidency/Imago Images

Allerdings habe Moskau dabei nicht berücksichtigt, dass damit ein Ergebnis nicht garantiert sei. „Wo der Weg der Lüge mit Geld gepflastert werden muss, dort ist das Ergebnis nicht gesichert“, sagte Selenskyj. „Der Weg der Wahrheit ist schwierig, aber die Wahrheit ebnet sich ihren Weg selbst.“ Russland hat etwa wochenlang bis zu Beginn der Offensive in die Ukraine jegliche Angriffsabsichten kategorisch dementiert. Vor der eigenen Öffentlichkeit wird der Krieg lediglich als „Spezialoperation“ deklariert.

Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal hat alle Bürgermeister weltweit um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung seines Landes gebeten. Gleichzeitig appellierte er am Freitagabend an alle internationalen Partner, den späteren Wiederaufbau seines Landes zu unterstützen. „Ich wende mich (mit dieser Bitte) nicht nur an die befreundeten Regierungen, sondern auch an die Bürgermeister europäischer und anderer Städte in der Welt“, sagte er. „Zur Zeit zerstört Russland unsere Städte und Dörfer, wie es die Nazis vor 80 Jahren taten.“

Ukraine-Verhandlungen: Großbritannien verhängt weitere Sanktionen im Ukraine-Krieg

Die britische Regierung hat weitere 65 Einzelpersonen und Unternehmen in Russland im Zusammenhang mit der russischen Invasion in die Ukraine mit Sanktionen* belegt. Darunter sei auch das russische Rüstungsunternehmen Kronstadt als Produzent der bewaffneten Orion-Drohne und anderer unbemannter Luftfahrzeuge, heißt es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums, das in der Nacht zum Samstag veröffentlicht wurde.

Diese Systeme seien im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eingesetzt worden, heißt es in der Mitteilung unter Berufung auf Geheimdienstinformationen weiter. Da eine solide ukrainische Luftabwehr bemannte Flüge jenseits der Frontlinie wohl eingeschränkt habe, sei Russland sicher gezwungen worden, mehr unbemannte Luftfahrzeuge einzusetzen. Dies führe wahrscheinlich zu einer größeren Nachfrage nach diesen Systemen und deren Verschleiß. Die Sanktionen würden der russischen Rüstungsindustrie schaden und ihre Fähigkeit einschränken, die Systeme zu ersetzen.

Schon vor Beginn des Krieges begann London damit, in ungewöhnlich offener Art und Weise Geheimdienstinformationen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Seit mehreren Wochen veröffentlicht die Regierung nun tägliche Einschätzungen zum Verlauf des Angriffskrieges. (aka/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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