Was zunächst wie ein rein italienisches Problem klingt, ist genau das nicht – es betrifft womöglich den ganzen Kontinent. „Italien und Europa brauchen schnell Stabilität“, betont auch Europapolitiker Weber. Denn wenn die drittgrößte Volkswirtschaft in der EU in eine Finanzkrise schlittern sollte, geht das am Rest nicht spurlos vorbei. Erinnerungen an die Geschehnisse ab 2010 werden wach, als mehrere EU-Länder – allen voran Griechenland – aufgrund ihrer hohen Staatsschulden in Probleme gerieten. Nun könnte eine neue Eurokrise drohen. Clemes Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, hat bereits im Juni vor einem solchen Szenario gewarnt.
Dass es tatsächlich so weit kommt, sei nicht auszuschließen, sagt auch der Schweizer Ökonom Rudolf Minsch dem SRF. Allerdings sei die Situation auch eine andere als 2011. „Italien hat mittlerweile viele Schuldenberge langfristig gebunden. Das heißt, die Probleme der höheren Zinsen kommen nicht unmittelbar auf Italien zu, sondern erst schrittweise.“ Mit einer schockartigen Entwicklung sei deshalb nicht zu rechnen. Trotzdem gebe es Grund zur Sorge. Auch die EZB scheint das so zu sehen, und hat eigens ein neues Instrument ausgetüftelt, mit dem sie Ländern wie Italien notfalls mit Anleihenkäufen helfen kann.
Immerhin: Draghi und sein Kabinett werden bis zur Bildung einer neuen Regierung im November oder Dezember die Amtsgeschäfte erst einmal weiterführen, der international angesehene Römer wird also nicht so schnell von der politischen Bildfläche verschwinden. (S. Horsch, J. Müller-Meiningen, M. Schwarz)