Eskalation im USA-Iran-Konflikt
Soleimani-Tötung: Iran-Experte warnt vor „Kriegserklärung der USA“
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Der Konflikt zwischen den USA und Iran spitzt sich zu. Nach der gezielten Tötung von General Soleimani warnt Iran-Experte Adnan Tabatabai vor den Folgen.
- General Ghassem Soleimani war ein mächtiger Mann im Iran und im ganzen Mittleren Osten. Die USA haben gezielt Irans mächtigsten Elite-General getötet.
- Irans religiöser Führer Ajatollah Ali Chamenei kündigte „schwere Rache“ an.
- Iran-Experte Adnan Tabatabai vom Bonner CARPO-Institut warnt.
München - Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran sind seit Langem gewaltig. Nach der Tötung des iranischen Elite-Generals Ghassem Soleimani bei einem US-Raketenangriff in der Nacht zu Freitag droht die Eskalation. Irans religiöser Führer Ajatollah Ali Chamenei kündigte „schwere Rache“ an. Die US-Botschaft in Iraks Hauptstadt Bagdad, wo Soleimani getötet wurde, riet ihren Bürgern zur Ausreise, weltweit mahnten Regierungen zur Deeskalation – auch die Bundesregierung. Der tote General war Chef der wichtigen Al-Kuds-Brigaden, Irans Auslandstruppen, die etwa in Syrien oder im Irak aktiv sind. Iran-Experte Adnan Tabatabai vom Bonner CARPO-Institut erklärt, welche Konsequenzen nun drohen.
Ghassem Soleimani getötet: „Kriegserklärung der USA“
Adnan Tabatabai: Das ist eine Kriegserklärung der USA. Es war ja keine verdeckte Operation in irgendeiner Kampfhandlung, sondern eine ganz gezielte Tötung. Damit haben die Amerikaner ein klares Signal an Teheran gesendet. Und im Übrigen auch an Bagdad, weil ja auch ein irakischer Kommandeur und einige seiner Leute ums Leben kamen.
Tabatabai: Die USA haben eine rote Linie überschritten, jetzt werden auch die Iraner eine überschreiten. Sie werden es auf das Leben amerikanischer Truppen absehen und da gibt es in iranischer Reichweite einige. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, Vergeltung zu üben: Cyberangriffe, Aktionen gegen US-Verbündete in der Region. Ein offener Krieg mit Invasion und so weiter ist noch mal ein anderes Level. Der Iran ist den USA militärisch weit unterlegen.
Tabatabai: Möglich. Der Iran wird sich jetzt genau anschauen, wie sich US-Verbündete in der Region positionieren. Dazu gehört natürlich Israel, das in General Soleimani eine riesige Bedrohung gesehen hat. Dazu gehören aber auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, wo US-Truppen stationiert sind. Bisher verhalten sich diese Staaten noch sehr ruhig.
Tabatabai: Es ist ein Riesenproblem, dass man es nicht nur mit zwei Regierungen zu tun hat, sondern unter anderem auch mit einem Spektrum an bewaffneten Truppen, die ihrerseits Vergeltung üben wollen – etwa schiitische Milizen im Irak. Das macht die ganze Sache so gefährlich.
Soleimani hatte große Bedeutung im Iran
Tabatabai: Er gilt als Chefstratege des Irans im Mittleren Osten, der die Verbindungen zu befreundeten Milizen im Ausland unterhielt und die Abschreckungskapazitäten Irans organisierte, etwa das Raketenprogramm. Im Iran war er ein hochgeschätzter Mann. Innenpolitisch hatte er aber keine Kompetenzen.
Tabatabai: Natürlich schaukeln sich die Spannungen seit Langem hoch, keine Seite ist unschuldig. Aber was wir jetzt sehen, ist eine Konsequenz der Politik Donald Trumps. Er hat das Atomabkommen von 2015, das das Verhältnis zum Iran stabilisieren sollte, zerschlagen.
Tabatabai: Natürlich. Wenn die USA mit ihrer Politik des maximalen Drucks das Ziel verfolgt haben, die politische Führung in Teheran zu schwächen, ist das nun grandios gescheitert.
Tabatabai: Die Bedeutung Europas für den Iran hat drastisch abgenommen, weil es beim Erhalt des Atomabkommens aus Sicht Teherans nicht geliefert hat. Seine Einflussmöglichkeiten sind sehr begrenzt.
Der Weg zur Eskalation
Seit die USA den Atom-Deal mit dem Iran gekündigt haben, sind die Beziehungen beider Länder extrem angespannt. Die USA stört, dass Teheran die Vormachtstellung im Nahen und Mittleren Osten beansprucht und in Ländern wie Syrien oder dem Irak sehr aktiv ist. Der Iran hat seinerseits unter den US-Sanktionen zu leiden. Um den Jahreswechsel spitzte sich die Lage zu.
Zunächst hatten die USA am Wochenende einen Luftangriff auf schiitische Milizen in Bagdad/Irak geflogen, am Dienstag war es dann zu gewaltsamen Protesten vor der US-Botschaft in Bagdad gekommen. Die Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani war laut US-Außenminister Mike Pompeo ein „Akt der Selbstverteidigung“.
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