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Massive Zugausfälle! Frankreich droht ein Weihnachts-Chaos - auch deutscher Bahnverkehr leidet darunter

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Stillstand: Wegen der Streiks kommen in Frankreich viele Züge nicht zum Einsatz.
Stillstand: Wegen der Streiks kommen in Frankreich viele Züge nicht zum Einsatz. © AFP / JOEL SAGET

Frankreich rollt auf ein Verkehrchaos an den Weihnachtsfeiertagen zu. Wegen Streiks gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron fallen zahlreiche Züge aus.

Paris - Das klingt nach einem traurigen und einsamen Fest der Liebe: In Frankreich drohen vielen Menschen Weihnachtstage fernab ihrer Familien. Die französische Bahn hat den Großteil ihrer Verbindungen an Heiligabend wegen der anhaltenden Streiks gestrichen. Diese Proteste gegen die Rentenreform führen dazu, dass auch an diesem Wochenende der Zugverkehr stark eingeschränkt ist. Nach einer Welle der Empörung sagte die Bahngesellschaft SNCF immerhin zu, die zunächst gestrichenen Fahrten für tausende allein reisende Kinder noch doch zu ermöglichen.

Zugausfälle zu Weihnachten in Frankreich: Auch Auswirkungen auf Deutschland

Auswirkungen haben die Streiks auch auf den Bahnverkehr in Deutschland. So werde es einem Sprecher der Deutschen Bahn zufolge Ausfälle und Verspätungen geben. „Im Zeitraum vom 23.12.2019 bis 5.1.2020 ist nur eine sehr begrenzte Anzahl von Zugfahrten zwischen Frankreich und Deutschland möglich“, heißt es auf der Webseite der Deutschen Bahn. In der Regel könnten sich Bahnkunden dort bis zu zwei Tage im Voraus über ihren Zug informieren und gegebenenfalls umbuchen. Betroffen sind demnach ICE- und TGV-Verbindungen zwischen Frankfurt und Paris beziehungsweise Marseille sowie zwischen Stuttgart und Paris.

Eine Sprecherin der französischen Bahngesellschaft SNCF sagte, dass am Sonntag 5000 Plätze in 14 TGV-Schnellzügen für allein reisende Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren zur Verfügung gestellt würden. Dies sei möglich geworden, weil einige Fahrer die Arbeitsniederlegungen beendet hätten.

Zugausfälle zu Weihnachten in Frankreich: Bahn wollte alleinreisende Kinder nicht mitfahren lassen

Zuvor hatte die SNCF mitgeteilt, bis einschließlich 24. Dezember könnten allein reisende Kinder keinen Zug nehmen. 6000 Kinder sollten davon betroffen sein. Die Familien wurden benachrichtigt, dass die Tickets storniert seien. Die Bahn argumentierte mit der "Sicherheit" der Kinder: Sie sei wegen der Streiks nicht in der Lage, die zugesagte Betreuung zu garantieren.

Die Gewerkschaft CGT, die seit gut zwei Wochen die Bahn-Streiks in Frankreich mitträgt, sprach am Freitag von einem "Skandal". Auch viele Eltern und Politiker reagierten empört. "Das ist unmenschlich", schrieb eine Frau auf Twitter. "Mein Sohn hat den ganzen Abend geweint, weil er seinen Vater an Weihnachten nicht sehen kann."

Zugausfälle zu Weihnachten in Frankreich: Nur jeder zweite Kunde mit Ticket hat Fahrt sicher

Zuvor hatte die Bahn auch bekannt gegeben, dass viele Verbindungen am 23. und 24. Dezember ausfallen. Sechs von zehn TGV-Schnellzügen sowie Intercity-Zügen sind gestrichen. Demnach kann nur jeder zweite Kunde mit einem Ticket befördert werden. Die anderen sollen umbuchen, es gibt jedoch kaum noch Plätze. Die Regierung hatte zuvor jedem Passagier einen Zug in Aussicht gestellt.

Auch am ersten Ferienwochenende ist jeder zweite TGV-Schnellzug gestrichen. Viele Franzosen sind nun auf das Auto, eine Mitfahrgelegenheit oder Busse angewiesen. Für Samstag werden große Staus erwartet. Der Verkehrsdienst Bison Futé warnte landesweit vor schwierigen Verhältnissen auf den Straßen.

Im Kreuzfeuer der Kritik: Die Proteste richten sich gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron.
Im Kreuzfeuer der Kritik: Die Proteste richten sich gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron. © dpa / Ludovic Marin

Zugausfälle zu Weihnachten in Frankreich: Auch Nahverkehr in Paris betroffen

Aus Protest gegen die geplante Rentenreform der Regierung von Präsident Emmanuel Macron waren viele Bahn-Mitarbeiter am Freitag bereits den 16. Tag in Folge im Streik. Der Verkehr war erneut stark beeinträchtigt. In Paris verkehrten zudem die meisten Metros und Busse nicht. Das soll sich auch am Wochenende nicht ändern.

Die größte französische Gewerkschaft CFDT entschied am Freitag, ihren Streikaufruf wegen "unzureichender" Fortschritte in den Gesprächen mit der Regierung aufrecht zu halten. Auch die Gewerkschaften CGT und FO riefen weiter zu unbefristeten Streiks auf.

Zugausfälle zu Weihnachten in Frankreich: Verhandlungen mit Premierminister auf Januar vertagt

Verhandlungen zwischen Premierminister Edouard Philippe und den Gewerkschaften hatten am Donnerstagabend keinen Durchbruch gebracht, sie wurden auf Anfang Januar vertagt. Die zweitgrößte Eisenbahnergewerkschaft Unsa sprach sich dagegen für eine Streikpause aus.

Mehrere Gewerkschaften riefen für den 9. Januar zu einem neuen branchenübergreifenden Protesttag mit Streiks und Kundgebungen auf. Seit Beginn der Protestwelle am 5. Dezember hat es bereits drei solche Aktionstage gegeben, dabei gingen jeweils mehrere hunderttausend Menschen gegen die Rentenreform auf die Straße.

Zugausfälle zu Weihnachten in Frankreich: Grund sind die Rentenpläne von Macron

Ein "harter Punkt" in den Verhandlungen bleibt das künftige Renteneintrittsalter, wie die CFDT erklärte. Die Regierungspläne sehen vor, dass es de facto von 62 auf 64 Jahre steigt.

Die Rentenreform ist das zentrale Reformversprechen Macrons. Er will das komplizierte System mit 42 verschiedenen Regelungen in Frankreich vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen.

Im Lohnstreit wurde in Deutschland bei Amazon zum Streik aufgerufen - kommen die Päckchen noch rechtzeitig vor Weihnachten an?

afp, dpa

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