YouTuber stürzt mit Flugzeug ab – hat er alles nur inszeniert?

Ein bereits recht erfolgreicher YouTuber hat es mit seinem letzten Video auf die Spitze getrieben, indem er einen Flugzeug-Absturz zeigt. Seine Follower zweifeln allerdings an der Echtheit.
Ob Instagram, Twitch oder YouTube: Die Anzahl der Follower und die Klicks sind quasi die Währung der Social Media-Stars. Es ist keine Seltenheit, dass die Influencer bewusst skandalöse und spektakuläre Inhalte teilen, da sie damit die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Ein Beispiel: Vor zwei Jahren fackelte ein russischer Vlogger seinen 200.000 Euro teuren Luxuswagen ab*. Gelohnt hat es sich aus Sicht des Vloggers, da das Video mittlerweile über 28 Millionen Mal aufgerufen wurde.
Einen ähnlichen Erfolg versprach sich jetzt der US-YouTuber und Profi-Snowboarder Trevor Jacob mit seinem aktuellsten Video mit dem Titel „I Crashed My Plane“. Dieses zeigt angeblich, wie der Motor seines Propeller-Flugzeugs während dem Flug ausfällt und ihm zum Notausstieg mit dem Fallschirm zwingt. Das Video hat mittlerweile über 1,4 Millionen und ist das sechst erfolgreichste von Jacobs. Glaubwürdig ist die Geschichte jedoch nicht, weshalb mehrere US-Luftfahrtbehörden den Vorfall nun untersuchen.
YouTuber filmt Flugzeug-Absturz: Das zeigt das Video
Im Video ist zu sehen, wie Jacobs über dem Los Padres National Forest in Kalifornien in einer Taylorcraft BL64 Propellermaschine in der Luft seine Runden dreht. Es zeigt, dass plötzlich der Motor ausfällt und der Propeller vorne am Flugzeug sich nicht mehr dreht. Kurz darauf springt Jacobs aus dem Flieger, mit einem Fallschirm und der Kamera in der Hand – selbstverständlich filmt er alles mit in dieser misslichen Lage. „Ich bin einfach froh, am Leben zu sein“, sagt er nach seiner Bruchlandung im Gebüsch.

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Trevor Jacobs Flugzeugabsturz: Experten zweifeln an der Geschichte
Die Kommentarfunktion für das Video hat der 28-Jährige mittlerweile gesperrt, nachdem dort viele YouTube-Nutzer ihre Zweifel äußerten. Auch mehrere erfahrene Piloten erklären, dass es sich sehr wahrscheinlich um eine Inszenierung handelt.
Bei der New York Times sind einige Experten zu Wort gekommen, darunter Robert Perry. Er ist Fluglehrer, der seit fast vier Jahrzehnten über dem Los Padres National Forest und den umliegenden Gebieten fliegt. „Es gab so viele Dinge, die mich wissen ließen, dass dies eine Art Inszenierung war“, so Perry. Er führt einige Punkte an:
- Ein Indiz sei, dass Jacob den Fallschirm schon während dem Flug auf dem Rücken trug. Bei einem derart kleinen Flugzeug sei dies unüblich, da das Cockpit ohnehin sehr eng ist.
- Darüber hinaus erläutert Perry, dass viele kleine Flugzeuge trotz Fehlfunktion sicher aus großer Höhe gelandet werden können. Sie gleiten dann bei einer Geschwindigkeit von etwa 40 Meilen pro Stunde mehr oder minder sanft zu Boden. „Auf dem Video war er hoch genug, dass er 15 Meilen weit auf eine Wiese oder Straße hätte gleiten können, um dort normal zu landen“, erläutert Perry.
Auch der Luftfahrt-Anwalt Timothy Loranger wird in der New York Times zitiert, der ebenfalls einige Anzeichen für eine Inszenierung erkennt. Loranger stellt sich die Frage, warum der YouTuber nicht die Luftverkehrskontrolle kontaktierte. Außerdem habe er auch nicht versucht, den Motor neu zu starten. „Er hat nichts von dem getan, was meiner Meinung nach auch ein neuer Pilot mit Grundausbildung tun würde“, urteilt der Anwalt.
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Jacob versichert Echtheit des Videos
Trevor Jacob bezog daraufhin in einem Statement Stellung und erklärte darin: „Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich mein Flugzeug nicht absichtlich zum Absturz gebracht habe, um auf YouTube gesehen zu werden.“ Die Untersuchungen der Luftfahrtbehörden sind derzeit noch am Laufen. (ök) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.