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Waldkraiburg – Die Mitarbeiter der Waldkraiburger Firma Netzsch freuen sich über ein Weihnachtsgeschenk. Sie dürfen drei Tage früher in bezahlten Sonderurlaub gehen. Die Geschäftsführung des Unternehmens reagiert damit auf die Verlängerung der Weihnachtsferien durch die bayerische Staatsregierung.
Ein turbulentes Jahr 2020 beendet die Firma Netzsch in Waldkraiburg mit einem außergewöhnlichen Signal an ihre Mitarbeiter: Nachdem die Staatsregierung die Weihnachtsferien vorverlegt hatte, entschieden die Geschäftsführer des Unternehmens kurzerhand, die Belegschaft ebenfalls früher in den bezahlten Weihnachtssonderurlaub zu entlassen. Der beginnt für Netzsch-Mitarbeiter bereits am Montag, 21. Dezember.
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„Sonderurlaub ist besser als Geld“
„Keine Frage, das kommt bei den Kollegen natürlich hervorragend an. Sie sehen es als große Anerkennung für ein wirklich schwieriges Jahr. Die Mitarbeiter haben ihren Beitrag geleistet, dass wir heute trotz Corona und Cyber-Attacke ohne große Schäden dastehen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Günter Ott. „Viele sind der Meinung: Der Sonderurlaub ist viel besser als Geld.“ Denn auch vielen Netzsch-Beschäftigten falle es nach den coronabedingten Einschnitten zunehmend schwer, die Betreuung ihrer Kinder an den schulfreien Tagen sicherzustellen.
Firma will damit Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten
Für die Geschäftsführer der Netzsch Pumpen & Systeme GmbH, Felix Kleinert und Jens Heidkötter, hat diese Komponente eine wichtige Rolle gespielt, neben der gesellschaftlichen Verantwortung, der sich das Unternehmen stellen will. Die hohe Inzidenz im Landkreis Mühldorf sowie die sich abzeichnende Knappheit der Intensivbetten führt Kleinert deshalb als weitere Gründe für die Entscheidung an, drei Tage Sonderurlaub zu gewähren.
„Wir unterstützen weiterhin in vollem Umfang die bundesweit vereinbarte Strategie zur Eindämmung der Pandemie“, heißt es in einer Pressemitteilung der Firma. Der Urlaub sei ein Beitrag, die Weihnachtstage im Familienkreis so sicher wie möglich zu machen.
Große Herausforderungen durch Corona und Cyber-Atacke bestanden
Das Unternehmen, das erst vor Kurzem mit einem 50-Millionen-Euro-Investitionspaket für die Werkszusammenlegung in Waldkraiburg von sich Reden machte, hat im letzten Geschäftsjahr, das im Juni endete knapp 300 Millionen Ero Umsatz gemacht, davon gut ein Drittel in Waldkraiburg. 622 Mitarbeiter beschäftigt es am Standort.
Dass ihnen in diesem Jahr eine besonders große Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangt wurde, darauf verweist Jens Heidkötter. Er erinnert an den Angriff einer russischen Cyber-Bande. „Das war eine außerordentliche Belastung, insbesondere für die IT-Abteilung. Gefordert waren aber alle Mitarbeiter.“ Sie mussten sich von heute auf morgen darauf einstellen, dass die üblichen Kommunikationsmittel nicht mehr zur Verfügung standen. Heidkötter: „Wir haben diesen Kampf gemeinsam positiv aufgenommen und bestanden.“
Das gelte auch für die Herausforderung durch Corona, so Felix Kleinert. Innerhalb von drei Tagen hat das Unternehmen nach seinen Worten weltweit tausend Mitarbeiter, davon 300 in Waldkraiburg, ins Homeoffice gebracht.
„Wir sind einfach ein Team und halten zusammen“
Dafür verdiene die Belegschaft Anerkennung, auch deshalb weil das Sommerfest ebenso wie die Weihnachtsfeier oder die Betriebsversammlung ersatzlos ausfallen musste. „Eigentlich würde ich mit meinen Kolleginnen gerade in den Vorbereitungen für unseren jährlichen Weihnachts-Umtrunk stecken. Wie vieles andere kann der aber dieses Jahr nicht stattfinden“, sagt Sabrina Zeitvogel, Assistentin der Geschäftsleitung Operations. „Umso größer ist da die Freude über die zusätzlichen Urlaubstage.“ In diesem „Wahnsinns-Jahr“ habe sich erneut gezeigt: „Wir sind einfach ein Team und halten zusammen.“
hg