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„Waldkraiburg reißt sich die Füße aus“: Warum „Kunst & Kommerz“ trotzdem abgesagt wurde

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Von: Raphaela Lohmann

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Eine bunte und abwechslungsreiche Mischung bot Kunst und Kommerz nach zwei Jahren – wenn auch in einer Light-Version. Der guten Laune der Besucher tat das aber keinen Abbruch.
Eine bunte und abwechslungsreiche Mischung bot Kunst und Kommerz nach zwei Jahren – wenn auch in einer Light-Version. Der guten Laune der Besucher tat das aber keinen Abbruch. © Seitz

Keine gute Nachricht hatte Bürgermeister Robert Pötzsch im Stadtrat: Denn die für 7. Mai geplante Veranstaltung „Kunst & Kommerz“ findet nicht statt. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.

Waldkraiburg - „Kunst und Kommerz findet nicht statt“ - mit knappen Worten schilderte Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) im Stadtrat das Aus der Veranstaltung in diesem Jahr. Denn ohne Partner an der Seite lässt sich das Konzept für die Stadt nur schwer umsetzen: Die Aktionsgemeinschaft für Handel und Handwerk Waldkraiburg hat sich dazu entschlossen, am 7. Mai die Geschäfte nicht zu öffnen.

Als Gründe nannte Pötzsch in der Sitzung den Personalmangel, mit dem die Geschäfte zu kämpfen haben, wie auch die geringen Umsatzzahlen, die an diesem Tag erzielt werden. Ohne „Kommerz“ fehlt für die Stadt die Grundlage für die Veranstaltung, weshalb sie auch abgesagt worden ist. „Kunst und Kommerz bedeutet einkaufen und gleichzeitig künstlerische Darbietungen genießen. Für die Stadt ist es schwer, dieses Konzept allein umzusetzen“, erklärt Pötzsch. Auch so sei die Organisation schwierig gewesen. Nun müsse man über Alternativen nachdenken.

Neustart nach Corona mit Light-Version

Einst von der mittlerweile verstorbenen ehemaligen Stadträtin Gertraud Kesselgruber ins Leben gerufen, hat sich die Veranstaltung einen Namen gemacht und sich im Laufe der Zeit verändert. Künstler und Musiker hatten Gesellschaft bekommen von mehr Vereinen, Verbänden und Organisationen. Zuletzt im gewohnten Rahmen gab es „Kunst & Kommerz“ im Jahr 2018. 2019 wurde die Veranstaltung wegen des schlechten Wetters kurzfristig abgesagt, dann folgte die Corona-Pause. Vergangenes Jahr war zumindest eine „Light“-Version möglich. Stattdessen heuer die Absage vonseiten der Aktionsgemeinschaft.

„Zu wenig Personal und zu geringe Umsätze. Es ist eine schwierige Situation für den Einzelhandel“, fasst es Adi Schäftlmaier, Vorsitzender Aktionsgemeinschaft, knapp zusammen. Schon öfter hätten Mitglieder der Aktionsgemeinschaft den Termin im Mai kritisiert, vergangenes Jahr fiel er mit dem Muttertag zusammen. „Von allen vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr ist das der Termin mit den wenigsten Umsätzen“, weiß Schäftlmaier. Nicht der einzige Grund für den Rückzug der Aktionsgemeinschaft: Auch der Personalmangel macht dem Einzelhandel zu schaffen. „Das wenige gute Personal, das es im Einzelhandel noch gibt, darf man nicht überstrapazieren.“ Die meisten davon sind Frauen, für die Familie am Wochenende wichtig sei. Neue Leute für den Verkauf kriege man heutzutage kaum noch.

Davon sei nicht nur Waldkraiburg betroffen, auch in anderen Kommunen sei die Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage reduziert worden. Zuletzt auch in Mühldorf. Nach Aussage Schäftlmaiers gestaltet sich außerdem die Zusammenarbeit mit den Filialbetrieben schwierig. „Wir dürfen dort nicht einmal Plakate in den Schaufenstern aufhängen. Für wen soll die Aktionsgemeinschaft dann das machen?“, fragt Schäftlmaier vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahren viele familiengeführte Läden geschlossen haben.

Spirale nach unten

Mit dem Konzept von „Kunst & Kommerz“ hat die Entscheidung jedenfalls nichts zu tun. „Die Stadt reißt sich dafür die Füße aus“, sagt Schäftlmaier. Umso enttäuschter war man dort auch nach der Absage durch die Aktionsgemeinschaft. „Wir hatten bereits mit den Planungen begonnen und nicht mit einer Absage gerechnet. „Kunst & Kommerz“ hat die Stadt auch für Bürger von außerhalb attraktiv gemacht“, ist Alexandra Lausmann, Leiterin der allgemeinen Kulturverwaltung, überzeugt. Dort hatte man es in den vergangenen Jahren registriert, dass weniger Geschäfte an diesem Tag geöffnet hatten, die Bereitschaft, sich als Ehrenamtlicher zu engagieren hätte in der Folge abgenommen. „Es war eine Spirale nach unten“, sagt Alexandra Lausmann.

Die Stadt hätte aber ein Auge darauf gehabt, dass die Attraktivität nicht darunter leidet. „Einen Selbstläufer gibt es heutzutage nicht mehr.“ Auch als Signal an die Ehrenamtlichen hätte man deshalb je nach Bedarf Attraktionen von außen in die Stadt geholt. „Wir hätten „Kunst & Kommerz“ nicht stillschweigend sterben lassen. Das wäre nicht richtig und nicht im Sinne der Stadt.“

Für dieses Jahr war die Zeit zu knapp, um eine Alternative für „Kunst & Kommerz“ auf die Beine zu stellen. „Etwas Neues wollten wir nicht auf die Schnelle umsetzen, sondern das braucht Zeit.“ Zeit, die man jetzt dafür nutzen will, ein neues Konzept zu entwickeln. Mit Input von außen. „Wir werden uns jetzt intensiv Gedanken machen, ob und wie die Veranstaltung in Zukunft ausgerichtet werden kann. Auch gegenüber neuen Ideen sind wir aufgeschlossen“, verspricht Bürgermeister Robert Pötzsch.

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