Heckscher-Klinik: Das sagt die Ministerin

Waldkraiburg - Noch immer kämpfen die Waldkraiburger für ihre Heckscher-Klinik. Der Besuch von Gesundheitsministerin Melanie Huml brachte aber nicht die erhoffte Wende.
Der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Waldkraiburg, ein Standort der Heckscher-Klinik, droht weiter das Aus. Ende Juni läuft eine Ausnahmegenehmigung der Krankenkassen aus, ein Kompromissvorschlag des Bayerischen Gesundheitsministeriums kommt für die Kliniken im Bezirk Oberbayern (kbo), zu denen die Heckscher-Klinik gehört, (bislang) nicht in Frage. Große Hoffnungen steckten viele Waldkraiburger deshalb in die BR-Sendung "Jetzt red i", die Mittwochabend live im Haus der Kultur Station gemacht hat. Vor allem der Besuch der Bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml nährte Erwartungen auf einen Fortschritt in der Debatte um die Zukunft der Ambulanz.
Huml bringt erneut MVZ ins Spiel
Was die Ministerin in der Sendung sagte, war jedoch keinesfalls neu. Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) oder ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) wären Optionen, erklärte die Ministerin. Aus der Ambulanz ein MVZ zu machen, bereits im Vorjahr der Kompromissvorschlag des Gesundheitsministeriums, lehnen die Kliniken im Bezirk Oberbayern aber ab. Wie bereits berichtet würden die Patienten einer PIA durch das Angebot eines MVZ nach Einschätzung der Kliniken im Bezirk Oberbayern nur unzureichend erreicht.
Auch der Erfolg einer weiteren von Huml in der Sendung angeregten Option - den Bedarf der Patienten mit niedergelassenen Jugendpsychiatern und -psychotherapeuten zu decken - darf bezweifelt werden. Die PIA ist in Waldkraiburg schließlich gerade deshalb so wichtig, weil es in der Region nur wenige niedergelassene Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und gar keinen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater gibt.
Huml für Gesetzesänderung auf Bundesebene
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Heckscher-Klinik droht das Aus
Huml stellte in der Sendung klar, dass dem Gesundheitsministerium keinesfalls daran gelegen ist, die PIA zu schließen. "Es ist im Grunde genommen so, dass es von uns aus keine Bestrebungen gibt, das da zuzumachen." Die Ministerin betonte, dass die bislang durchgeführte pauschale Abrechnung nur dank einer Ausnahmegenehmigung möglich ist. Für die Abrechnung über Pauschalen bräuchte die Ambulanz eigentlich eine Klinik in der Nähe. Wie bereits berichtet, hofft man in der Ambulanz, dass die Ausnahmegenehmigung einfach verlängert wird. Dr. Thomas Schunck, medizinischer Leiter der Ambulanz, hatte bereits im Dezember gegenüber innsalzach24.de erklärt, dass die Ausnahmegenehmigung seiner Einschätzung nach berechtigt sei. Gerade weil es in der Region keine Klinik gebe, sei eine Ambulanz dringend nötig.
Um Institutsambulanzen auch ohne eine Klinik in der Nähe - und ohne Ausnahmegenehmigung - zu betreiben, fehlt gegenwärtig die gesetzliche Grundlage. Huml kündigte an, das ändern zu wollen: "Wir versuchen gerade, auf Bundesebene zu erreichen, dass diese Institutsambulanzen nicht nur an Kliniken sein müssen." Ob Huml damit Erfolg hat, ist freilich offen. Möglicherweise rettet also doch nur eine Kompromisslösung die Heckscher-Klinik in Waldkraiburg. "Dafür ist aber wichtig, dass sich alle ein Stück weit mitbewegen", sagte Huml. Auch der Träger müsse ein Stück mitmachen.
"Jetzt red i": Gäste und Experten:
"Diese Arbeit darf nicht verloren gehen"
In einer Vielzahl von Wortmeldungen hatten vor den Ausführungen der Ministerin die Bürger klar gemacht, dass sie die Ambulanz nicht verlieren wollen. Zwei Mütter schilderten ihre Erfahrungen - dass man sich zum Beispiel zwei oder drei Termine spare, weil die Ambulanz ganz in der Nähe ist, und dass das Kind auch mal selber hingehen könne, weil die Ambulanz zu Fuß zu erreichen ist, sich die Eltern also für einen Termin nicht immer freinehmen müssten.
Auch Dr. Cornelia Erat vom Mühldorfer Gesundheitsamt brach eine Lanze für die Heckscher-Klinik und erntete dafür sogar spontanen Applaus. Man habe zehn Jahre gearbeitet, um die Ambulanz aufzubauen, habe ein Netzwerk aufgebaut, sagte Erat. "Diese Arbeit darf nicht verloren gehen."