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„Enkeltauglich wirtschaften“: So will die Gemeinde Schnaitsee nachhaltiger werden

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Albert Bernstetter, Schnaitsees Bürgermeister Thomas Schmidinger und Bürgermeister Hans-Jörg Birner aus Kirchanschöring sowie Werner Furtner (von links) erklärten die „Gemeinwohl-Ökonomie“.
Albert Bernstetter, Schnaitsees Bürgermeister Thomas Schmidinger und Bürgermeister Hans-Jörg Birner aus Kirchanschöring sowie Werner Furtner (von links) erklärten die „Gemeinwohl-Ökonomie“. © Hellmeier

Von: Richard Hellmeier

Schnaitsee will nachhaltiger wirtschaften. Wie die Gemeinde ihren ökologischen Fußabdruck verbessern will.

Schnaitsee – Nach den beiden „Corona-Sparprogramm“-Jahren bietet der Heimatverein heuer wieder ein volles Jahresprogramm. Den Anfang machte als erste der zwölf angebotenen Veranstaltungen das Thema „Gemeinwohl-Ökonomie – enkeltauglich wirtschaften“. Werner Furtner und Albert Bernstetter von der Regionalgruppe Altlandkreis Wasserburg stellten die Thematik ausführlich vor.

Mensch und Umwelt im Vordergrund

„Gemeinwohl-Ökonomie“ (GWÖ) beschreibe ein Wirtschaftsmodell, das die Förderung der Werte, die ein gutes Leben für alle ausmache, als übergeordnetes Ziel allen Wirtschaftens vorsehe – es sei ein Fortschrittsmodell der Sozialen Marktwirtschaft, so Bernstetter und Furtner. Es gehe in erster Linie also um den Menschen und die Umwelt. Diese Maxime gilt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Kommunen und jeden Einzelnen.

Wie dies in der praktischen Umsetzung aussehen kann, berichtete Bürgermeister Hans-Jörg Birner von der Gemeinde Kirchanschöring im Rupertiwinkel. Begonnen habe der Gedanke der GWÖ in der Gemeinde 2016 mit einem Vortrag des Begründers der GWÖ, dem österreichischen Politikwissenschaftler Christian Felber. Die Gemeinde sah darin einen nachhaltigen Rundumblick auf das „Unternehmen Gemeinde“, um daraus für alle Bürger die richtigen Schritte zu tun. Birner nannte Maßnahmen, um zum Ziel zu kommen: Bilanzierungsprozess, ethisches Beschaffungswesen und Finanzmanagement, Arbeitsplatzqualität und Gleichstellung, ökologisches Verhalten und mehr. Gestartet wurden die Prozesse durch die Bildung von „Bürger-Räten“ unter Einbeziehung von möglichst vielen Gemeindemitgliedern, so Birner.

Großen Einfluss hab die Beachtung der GWÖ in der Gemeinde Kirchanschöring auf den Bausektor, erklärte der Rathauschef. Durch ein geschicktes Flächenmanagement sei es gelungen, Wohnraum für alle Altersgruppen zu schaffen. So wurde mit dem „Haus für Begegnung“ ein Zentrum für Sozialbüro, Gemeinschaftsräume, 19 Appartements und Wohnungen für Senioren und eine Arztpraxis geschaffen. Birner sprach sich engagiert gegen die Ausweisung von Bauflächen für Einfamilienhäuser aus. Sie hätten einen hohen Flächenverbrauch, führten zu „uniformen“ Wohngebieten und würden dem dörflichen Siedlungsgedanken widersprechen. Um aber Interessenten für kompaktere Wohnformen zu wecken, bedürfe es einer umfangreichen Information über Wohnmodelle, zeigt er sich überzeugt.

Nach Birners Beitrag zur GWÖ schloss sich eine Diskussion an, bei der auch Schnaitsees Bürgermeister Thomas Schmidinger Rede und Antwort stand. Viele der Fragen befassten sich damit, wie eine Kommune wie Kirchanschöring, mit vergleichbarer Einwohnerzahl wie Schnaitsee, so umfangreiche Maßnahmen realisieren könne. Bürgermeister Birner verwies darauf, dass es dazu einen andauernden, intensiven Prozess der Bürgerbeteiligung bedürfe.

Barrierefreies Wohnen und LED-Beleuchtung

Laut Bürgermeister Schmidinger habe Schnaitsee bereits mehrere der GWÖ-konformen Forderungen realisiert: barrierefreies Wohnen, Senioren-Wohnheim, Umstellung der Straßenbeleuchtung auf stromsparende und insektenschonende LED-Lampe, mehr Kita-Plätze ohne Fläche zu verbrauchen und ohne ökologisch schädliche Bausubstanz. Auf die Forderung nach einer 30-er Zone für den gesamten Ort Schnaitsee meinte Schmidinger, dass die Verwaltung zahllose Bemühungen getätigt habe, um überhaupt eine Verkehrsberuhigung zu erreichen.

+++ Weitere Artikel und Nachrichten aus der Region Wasserburg finden Sie hier. +++

Der Heimatvereins-Vorsitzende Dr. Arnold Böhm zeigte sich erfreut über das große Echo der wohl wichtigen Thematik. Sie reihe sich in das Vereinsmotto ein: „Vergangenheit erforschen, Heimat leben und die Zukunft gestalten“.

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