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Mitten im Wohngebiet: Geplanter Funkmast auf Feuerwehrhaus sorgt für Empörung

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Von: Raphaela Lohmann

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Auf dem Dach von Feuerwehr und Bauhof will ein Betreiber einen Funkmasten in Betrieb nehmen. Der Kraiburger Gemeinderat hat über den Antrag abgestimmt.
Auf dem Dach von Feuerwehr und Bauhof will ein Betreiber einen Funkmasten in Betrieb nehmen. Der Kraiburger Gemeinderat hat über den Antrag abgestimmt. © Feuerwehr Kraiburg

Ein Funkmast soll weg, ein anderer soll stattdessen an neuer Stelle aufgebaut werden. Mitten in Kraiburg auf dem Feuerwehrhaus. Die Anwohner protestieren sich dagegen, entscheiden musste aber der Gemeinderat.

Kraiburg - Das Feuerwehrhaus in Kraiburg steht mitten in einem Wohngebiet. Als Standort für einen Mobilfunkmast ist es deshalb denkbar ungeeignet. Das sagen zumindest Anwohner, die sich vor den Auswirkungen fürchten, die ein solcher Mast nach ihrer Meinung haben kann.

„In ein Siedlungsgebiet sollte man nicht mit Gewalt einen Funkmast auf ein Dach drauf bauen“, sagt ein Nachbar der OVB-Heimatzeitung, der in dem Wohngebiet rund um das Feuerwehrhaus wohnt. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Seine Meinung: Auf den Anhöhen rund um Kraiburg gebe es eine „bessere Platzierung“ als unten im Ort. Auch andere Nachbarn hätten gesundheitliche Bedenken, sagt der Nachbar.

Der Mann ist kein Einzelfall. Nach Aussage von Bürgermeisterin Petra Jackl (CSU) haben sich bereits im Vorfeld der Gemeinderatssitzung Nachbarn telefonisch im Rathaus gemeldet und ihre Bedenken kundgetan.

Der Funkmast ist als Ersatz für einen Mast auf einer Anhöhe bei Kraiburg geplant, der weg soll weg. „Der Mast am Keferberg soll abgebaut werden“, erklärte Bürgermeisterin Petra Jackl (CSU) gleich zu Beginn in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Ein neuer soll runter vom Berg und rein ins Dorf. Genauer gesagt auf das Dach von Feuerwehr und Bauhof. Dem Gemeinderat liegt eine Anfrage vor, die Dachfläche des Gebäudes am Bleicher zum Bau und Betrieb eines Funkmasts zu mieten.

Bessere Verbindung am Marktplatz und Ortsbereich

Es geht dabei um mehr Balken auf dem Handydisplay im Ortsbereich. Denn derzeit lassen die Verbindungen am Marktplatz und im Kraiburger Ortsbereich teilweise zu wünschen übrig, mit dem neuen Standort sollte sich das ändern. „Der Mast ragt 9,90 Meter über das Dach raus und ist offen für alle Anbieter“, erklärte Petra Jackl, dass dort mehr als ein Anbieter seine Sendestation anbringen könnte.

Im Gemeinderat wurde die Richtung schnell klar: „Es ist der falsche Standort“, machte Adrian Hilge (SPD) mit wenigen Worten seinen Standpunkt klar. Für ihn war es nicht nachvollziehbar, dass ein Funkturmmast unterhalb des Berges errichtet werden soll, der dann in einer Höhe von zehn Metern über einer Wohnsiedlung errichtet werden soll.

Mit Position nichts zu tun

An welcher Stelle ein neuer Funkturmmast errichtet werden soll, ist nicht Sache der Gemeinde. „Wir haben mit der Position nichts zu tun“, sagte Bürgermeisterin Jackl. Ein Mast und eine Wohnbausiedlung passen für Hilge nicht zusammen. Deshalb: „Die müssen halt weiter suchen nach einem Standort.“

Da sah aber Petra Jackl durchaus auch die Gefahr, dass die Suche nach einem neuen Standort weitergehen könnte, sobald der Gemeinderat die Anfrage ablehnt. „Dann wird er ein paar Meter weiter gebaut.“ Diese Möglichkeit gibt es. Erst Ende Januar hat die Bayern die Hürden für den Bau neuer Mobilfunkmasten gesenkt. Demnach können künftig mehr Masten ohne Baugenehmigung errichtet werden: außerhalb von Ortschaften bis zu einer Höhe von 20 Metern (bisher 15 Meter), im Innenbereich bis zu einer Höhe von 15 Metern (bisher 10 Meter). Sofern alle rechtlichen Gegebenheiten erfüllt sind, hat ein neuer Funkmast Aussicht auf Erfolg. „Eine Gemeinde kann zwar Einwände vorbringen, aber die müssen rechtlich begründet sein“, erklärt Andreas Mittermaier vom Bauamt auf Nachfrage.

Auch für Werner Schreiber (SPD) sprach alles gegen den Standort am Dach von Feuerwehr und Bauhof - auch aus ästhetischen Gründen. „Kein Funkturmmast an dieser Stelle.“

Die ästhetischen Gründe sind das eine, Claudia Pickart (Grüne) brachte als Argumente aber auch gesundheitliche Bedenken vor. „Das ist zu nah an der Wohnbebauung.“ Weil der Bau und Betrieb von Funkturmmasten nicht privilegiert ist, soll man das „Fass nicht aufmachen“, kam der Hinweis aus dem Gremium.

Keinen Freibrief ausstellen

Doch generell gibt es in der Gesellschaft auch eine andere Denke: „Jeder will eine gute Abdeckung, irgendwo kommt der Funkturmmast am Ende hin“, erinnerte Petra Jackl. Die Abdeckung im Ortsbereich und am Marktplatz soll sich eben durch diesen neuen Standort verbessern, wie die Bürgermeisterin erklärte.

Auch wenn eine bessere Abdeckung gewünscht ist, die Meinung im Gremium änderte sich dadurch nicht. „Der Standort in der Siedlung ist ungut. Wir sollten keinen Freibrief ausstellen, dort am Feuerwehrhaus alles draufzupacken“, kam die Anregung.

So kam es auch, dass am Ende keiner der Gemeinderäte für eine Vermietung der Dachfläche von Feuerwehr und Bauhof für den Betrieb eines Funkturmmastens aussprach. Den Antrag lehnte der Gemeinderat damit einstimmig ab.

Die Sorgen der Bürger kann Tom Hilger von den „Paten der Nacht“ nachvollziehen. „Das ist verständlich, dass man nicht davon begeistert ist, wenn ein solcher Funkmast vor der eigenen Haustür errichtet wird.“ Aber man müsse alle Positionen miteinbeziehen und das führe zu einem großen Zwiespalt. „Jeder will mit dem Handy telefonieren, aber wo kriegt man den Platz für die Funkmasten? Das ist schwierig.“

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