Oberbergkirchen: Funkmast entzweit die Gemeinde
Oberbergkirchen - Knapp 50 Meter soll der Mobilfunkmast hoch werden, den Vodafone auf dem Firmengelände der Familie Holzner in Aubenham aufstellen will. Nun regt sich Widerstand.
Knapp 50 Meter soll der Mobilfunkmast hoch werden, den Vodafone auf dem Firmengelände der Familie Holzner in Aubenham aufstellen will. Weil der Mast in unmittelbarer Nähe zur Schule in Oberbergkirchen stehen würde, regt sich nun Widerstand. Inzwischen hat sich auch eine Bürgerinitiative gegründet.
Dass die Bürgerinitiative "Funkmast-Strahlung in Grenzen" mit ihren Bedenken nicht alleine da steht, beweisen die Unterschriften, die die Initiatoren bislang gesammelt haben. 300 Bürger Oberbergkirchens haben sich bereits vor der Infoveranstaltung im Gasthaus Sedlmayr in Gantenham in die Liste eingetragen, die an die Gemeinde, an das Landratsamt und an die Grundstücksbesitzer in Aubenham gehen soll, um damit gegen den Standort in der Nähe der Schule zu protestieren. Ihre Bedenken: Die Strahlung sei zu hoch und gefährde die Gesundheit der Kinder. In ihren Ängsten bestätigt sah sich die Bürgerinitiative nach den Vorträgen des Physikers Dr. Klaus Buchner und des Vorstands des Arbeitskreises Elektro-Biologie Dr. Claus Scheingraber, die über die mutmaßlichen gesundheitlichen Folgen von Mobilfunkstrahlung referierten (siehe Bericht auf Seite 22).
Bürgermeister Michael Hausperger erklärte, dass drei Standorte zur Auswahl gestanden hätten. Einen davon - bei Loipfing - habe die Gemeinde akzeptiert. Dieser sei nach Angaben Hauspergers von Seiten des Mobilfunkbetreibers wegen unzureichender Abdeckung abgelehnt worden. Dem von Vodafone bevorzugten Standort habe der Gemeinderat wiederum sein Einvernehmen verweigert, jetzt liege der Bauplan im Landratsamt zur Genehmigung vor.
WLAN aus der Schule verbannen
Hausperger sagte im Gasthaus in Gantenham über den Funkmast: "I brauch'n ned", er stellte aber auch klar, dass man als Gemeinde keine Handhabe, selbst gegen solche Funkmasten habe. Es handle sich im Rahmen des Breitbandpaktes um ein privilegiertes Bauvorhaben, das nicht der Genehmigung bedürfe. Er sei ursprünglich von 35 bis 40 Metern ausgegangen, damit hätte er auch leben können.
Mobilfunkantennen seien grundsätzlich genehmigungsfrei. Selbst wenn sich ein Bürger für die Installation auf seinem Privatdach entscheide, hätte man keine rechtliche Handhabe, "doch dann hätten wir die Strahlung unmittelbar im Siedlungsgebiet"
Hausperger würde es am liebsten sehen, wenn der Funkmasten weiter entfernt vom Schulhaus aufgestellt würde. Um die Strahlenbelastung an der Schule zu senken, schlug er schließlich vor, WLAN (drahtloses Netzwerk) sowie drahtlose Telefone aus der Schule zu verbannen und zu kabelgebundenen Lösungen zurück zu kehren.
Adam Holzner, Juniorchef des Ziegelwerkes in Aubenham und Vertragspartner von Vodafone, verdeutlichte, dass ein Mobilfunknetz für seine Firma existenziell sei. Er verhehlte nicht, dass im Vertrag von einem Mast von maximal 100 Metern die Rede sei. Verwundert zeigte er sich jedoch ob der Haltung Hauspergers zu diesem Thema: "Du warst vom ersten Tag an mit eingebunden, sogar beim Einmessen des Mastes." Der Schulterschluss mit der Gemeinde habe für ihn immer größte Priorität gehabt, "ist die Rückendeckung nicht da, dann mach ich das nicht", habe er stets verdeutlicht. Jetzt sehe er seine Familie in Misskredit gebracht.
Einen großen Funkmast, laut Vodafone auch mit der drahtlosen Breitbandtechnik LTE ausgestattet, benötige er nicht. Ihm gehe es nur um die Ausstattung mit Mobilfunk, unterstrich Holzner. "Wenn es eine Alternative zum jetzigen Standort gibt, bin ich gerne bereit, vom Vertrag zurückzutreten", versicherte er.
Stefan Kapser, Mitbegründer der Bürgerinitiative kritisierte, dass die Diskussion um die Standorte in nichtöffentlicher Sitzung erfolgt sei, "dabei ist offensichtlich, dass es ein berechtigtes Interesse der Bevölkerung auf Information gibt". Hausperger entgegnete, dass die Nichtöffentlichkeit aus Wettbewerbsgründen vom Mobilfunkbetreibers gefordert worden sei. Widersprüchlich die Aussagen des Gemeinderates dann über die Kenntnisse über den Vertrag: Während Hausperger verdeutlichte, der Rat habe stets Bescheid darüber gewusst, verneinte dies Gemeinderatsmitglied Siegfried Gossert.
"Mobilfunk-Pakt ist eine Farce"
"Der Mobilfunk-Pakt ist eine Farce", schimpfte schließlich Willi Kreck von der Bürgerinitiative. Es werde seitens der Mobilfunkbetreiber Mitspracherecht vorgeheuchelt, "am Ende machen sie dann doch das, was sie wollen". Der Gemeinderat hätte sich frühzeitig einschalten und für den fraglichen Bereich eine Bauleitplanung anstrengen sollen, die aktuell zumindest die Umsetzung bis zu zwölf Monate hinauszögern könne. Auch ein Standortgutachten brachte er ins Spiel, die die Eignung des Standorts und auch die Leistungsminimierung zum Inhalt haben sollte.
Ob es noch zur Einigung kommt, soll ein runder Tisch am 11. August klären, zu dem Bürgermeister Hausperger Grundstückbesitzer und Kritiker einladen will. Ob das reicht, um einen bereits unterzeichneten Vertrag noch aufzulösen, ließ aber auch er offen.
"Es gibt Folien für Fenster, mit denen die Strahlung an der Schule abgeschwächt werden kann", empfahl Dr. Klaus Buchner schließlich, sollte sich der Funkmast nicht mehr verhindern lassen. (Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Vertrag ist Vertrag"). je