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Statt Mülltonne lecker Reste-Kochen für wenig Geld: So bekommen Sie es hin

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Von: Kirsten Meier

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Kursleiterin Regina Huber (rechts) präsentiert das Hauptmenü: eine Nudelpizza
Kursleiterin Regina Huber (rechts) präsentiert das Hauptmenü: eine Nudelpizza. © Meier

Verwerten statt wegwerfen: Das ist die Maxime von Regina Huber. Die 56-Jährige gibt VHS-Kurse im Kochen. Auf ihrer Speisekarte stehen dabei Drei-Gänge-Menüs mit Lebensmitteln, die andere vielleicht schon längst weggeworfen hätten.

Neumarkt-St. Veit – Für viele Menschen ist es selbstverständlich, dass Lebensmittel immer zur Verfügung stehen. In Bayern werden aber rund 70 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf im Jahr weggeworfen, obwohl sie noch genießbar sind. Dabei gibt es weltweit etwa 800 Millionen Menschen, die an Hunger leiden. Diese Lebensmittelverschwendung ist Regina Huber (56), Fachkraft für Hauswirtschaft und Ernährung, ein Dorn im Auge. Sie bietet an der Volkshochschule den Kochkurs „Rumfortküche - alles was rumliegt, muss fort!“ an. Damit möchte sie das Bewusstsein schaffen, nicht alles sofort wegzuwerfen. Dafür bietet sie eine Menge hilfreiches Wissen, das jederzeit umgesetzt werden kann.

Leckeres Essen mit Resten und für wenig Geld

Die Idee dazu kam ihr schon vor längerer Zeit. „Bei uns werden Lebensmittel nicht achtlos weggeworfen. Ich mache aus Dingen, die übrig bleiben, tolle Gerichte“, sagt Huber. „Dies wollte ich an andere Menschen weitergeben. Vor allem ältere Menschen sind tolle Vorbilder. Sie werfen nicht gerne etwas weg, im Gegensatz zu jungen Menschen“, setzt sie fort. „Verwerten, statt wegwerfen, ist angesagt. Dafür muss man kein Sterne-Koch sein, denn wer sich mit dem Thema Lebensmittelverwertung beschäftigt, wird schnell merken, dass man mit Resten und für wenig Geld ein richtig gutes Essen auf den Tisch zaubern kann“.

Wie es geht, zeigte Huber in der Schulküche der Herzog-Heinrich-Mittelschule. Die zehn Teilnehmer sind bereits bei der Rezeptbesprechung sichtlich überrascht. Innerhalb kurzer Zeit sollen sie ein Drei-Gänge-Menü kreieren. Als Vorspeise gibt es eine Brotsuppe. „Statt das Brot wegzuwerfen, machen wir daraus eine Suppe. Zwiebeln, Salz, Pfeffer und Butter hat normalerweise jeder zu Hause“, sagt die Ernährungsexpertin. „Den Suppengrundstock kann jeder selbst machen. Man püriert das Gemüse und gibt ein bisschen Salz dazu. Alles zu einer dicken Paste verrühren und schon hat man die Basis für leckere Suppen. Diese hält für den ganzen Winter“, erklärt sie. Die Brotsuppe kann man natürlich mit klein geschnippeltem Gemüse verfeinern.

Kursteilnehmerinnen Martina Korn aus Neumarkt Sankt Veit und Monika Laubenstein aus Egglkofen beim Gemüse schneiden
Kursteilnehmerinnen Martina Korn aus Neumarkt Sankt Veit und Monika Laubenstein aus Egglkofen beim Gemüse schneiden. © Meier

„Man kann fast alles einfrieren“

Auch beim Hauptmenü läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Nudeln oder Kartoffeln finden sich in jeder Speisekammer. Bleibt etwas davon übrig, macht man daraus einfach eine leckere Pizza oder einen Auflauf. Bei Hubers Kochabend gibt es eine leckere Nudelpizza. Als Nachspeise serviert sie den Teilnehmern ein köstliches Bananeneis mit Stracciatella. „Die Bananen hatte ich eingefroren und die Schokolade - da bleibt gerne auch mal etwas von Weihnachten oder Ostern übrig“, sagt sie. Die erstaunten Blicke der Kursteilnehmer sprechen Bände. Bananen einfrieren? Dann erklärt die Expertin: „Man kann fast alles einfrieren, außer Äpfel und Birnen. Das würde ich eher nicht machen. Natürlich kommen auch geschälte Bananen in die Gefriertruhe. Daraus kann man leckere Desserts oder Kuchen kreieren. Wichtig ist, dass man etwas nicht zweimal einfriert“.

Ein Drei-Gänge-Menü für vier Euro

Hubers Tipps sorgen für einen echten „Aha-Effekt“ bei den Teilnehmern. Die Menüs auf „Sparflamme“ schmecken nicht nur fantastisch, sondern sind auch frisch und schonen den Geldbeutel. Nachdem die Hobbyköche gerade mal etwa eine Stunde geschnippelt, gekocht und sich unterhalten haben, dürfen sie ihr Drei-Gänge-Menü genießen, das pro Perso rund vier Euro kostet. Hier wurden Lebensmittel nicht verschwendet, sondern sinnvoll genutzt.

VHS-Kursteilnehmerinnen Irene Obermaier und Monika Stahl aus Neumarkt-St. Veit stehen am Herd und dünsten das Gemüse für die Nudelpizza an
VHS-Kursteilnehmerinnen Irene Obermaier und Monika Stahl aus Neumarkt-St. Veit stehen am Herd und dünsten das Gemüse für die Nudelpizza an. © Seitz

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Einer von vielen wertvollen Tipps der Expertin: Einfrieren oder Einlegen sind tolle Möglichkeiten, Lebensmittel länger haltbar zu machen. Was das Mindesthaltbarkeitsdatum angeht, dieses dient in erster Linie als Orientierung. Das Resümee: Würde es keine Lebensmittelverschwendung geben, gäbe es weniger Hungersnot, ein besseres Klima, weniger Wasserknappheit und weniger Tierleid.

Zahlen und Fakten zur Lebensmittelverschwendung (Stand 2020)

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurden im Jahr 2020 knapp elf Millionen Tonnen an Lebensmittelabfällen in Deutschland weggeworfen. Der Großteil davon (59 Prozent) entstand in privaten Haushalten. Dies entspricht einem Gewicht von 78 Kilogramm pro Person. Laut der Studie wurde am häufigsten Obst und Gemüse weggeworfen (35 Prozent), 13 Prozent Brot und Backwaren, 12 Prozent Getränke, 9 Prozent Milchprodukte. Alarmierend ist, dass nach wie vor auch frische Lebensmittel weggeworfen werden.  Ebenso landen fertige Mahlzeiten auf dem Müll. Des Weiteren ergab die Untersuchung, je jünger der Haushaltsvorstand, desto mehr verwertbare Lebensmittel werden achtlos entsorgt. Haushalte mit älteren Menschen werfen hingegen weniger weg.

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