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Seit vier Jahrzehnten mit der Schießbude unterwegs: Die Steys gehören zum Inventar beim Volksfest

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Von: Karlheinz Jaensch

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Ursula Stey in ihrer Schießbude, die quasi zum festen Inventar des Neumarkter Volksfestes gehört.
Ursula Stey in ihrer Schießbude, die quasi zum festen Inventar des Neumarkter Volksfestes gehört. © Karlheinz Jaensch

Wer auf das Neumarkter Volksfest geht, der kommt am Schießstand der Eheleute Stey nicht vorbei. Ihre Familiengeschichte reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals waren die Steys als Zirkusleute unterwegs. Was macht die Faszination des Schausteller-Lebens aus?

Neumarkt-St. Veit – Ursula Stey lädt gerne in ihren feinen Campinganhänger ein. Esszimmer, Küche, Wohnstube und Schlafraum – alles sehr gemütlich, in einer Ebene und in einem langen Gang. Alle Schränke sind eingebaut, gediegen die Küchengeräte. So ist das Paar schon seit vier Jahrzehnten unterwegs mit ihrer „Schießbude“, wie Rudi den eigenen Volksfeststand salopp nennt. Bis zum 4. Juni machen sie nun Station in Neumarkt-St. Veit, wo heute der Startschuss für das Volksfest fällt.

Beim Frühlingsfest kennen- und lieben gelernt

Die beiden kommen gerade vom Frühlingsvolksfest in Nürnberg, wo sie sich vor fast 50 Jahren kennen- und auch lieben lernten. Ursula fährt die Zugmaschine mit dem Campinghänger, Rudi zieht mit seinem Fahrzeug den Schießstand mit allen Utensilien. Beim Kaffee kommen die beiden schließlich ins Plaudern. So erfährt man, dass Ursulas Vorfahren bereits Schausteller waren, worauf sie auch sichtlich stolz ist.

Gemütliches Kaffeekränzchen im Wohnwagen: Ursula und Rudi Stey haben sich vor 50 Jahren kennen gelernt. Natürlich auf einem Volksfest.
Gemütliches Kaffeekränzchen im Wohnwagen: Ursula und Rudi Stey haben sich vor 50 Jahren kennen gelernt. Natürlich auf einem Volksfest. © Karlheinz Jaensch

Wurzeln der Zirkusfamilie reichen bis 1437 zurück

Rudi stammt ursprünglich aus einer Zirkusfamilie, die schon im Jahr 1437 im Elsass agierte. „Die Steys“ sind vielen aus der TV-Serie „Salto Mortale“ bekannt, sie drehten auch Filme mit Burt Lancaster und Freddy Quinn, wobei sie ihnen Zirkuskunststücke beibrachten, wie das Ehepaar erklärt. Auch besteht eine enge Verwandtschaft zu der einst großen Zirkusdynastie Holzmüller.

Am Dienstagmorgen sind sie erst angekommen. Trotz Nachtfahrt ist um drei Uhr schon fast alles aufgebaut und eingerichtet. „Das geht nicht ohne Stress. Und manchmal fetzen wir uns dabei, dass es nur so kracht.“, berichtet Ursula. „Aber dann geht es gleich wieder ruhig weiter.“

Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen

Froh sind die beiden, dass es überhaupt weitergeht. Denn die Pandemie hatte den Schaustellern schwer zugesetzt. Keine Volksfeste, keine Frühlingsfeste. Sie alle waren zum Nichtstun verdammt. „Corona war für uns Schausteller wie ein Niederschlag. Alle mussten an die Ersparnisse und sehr bescheiden leben.“ Von Impfschäden sprechen sie, die auch sie erlitten hätten. „Mein Herzinfarkt wurde sicher dadurch gefördert“, ist Rudi Stey überzeugt.

Hier lässt es sich gut leben: Der Wohnwagen ist perfekt ausgestattet.
Hier lässt es sich gut leben: Der Wohnwagen ist perfekt ausgestattet. © Karlheinz Jaensch

Faszination an die nächsten Generationen weitergegeben

Das Schaustellerleben hat seine eigene Faszination. Eine Faszination, der sich auch die beiden Töchter nicht verschließen können. Beide sind ebenfalls im „Geschäft“ und stehen von Ostern bis Oktober mit Ständen in Vergnügungsparks. Und jetzt auch schon deren Kinder. Allerdings: „Wir sind nur selten am gleichen Platz.“, meint Rudi.

Elektrisch und laut muss es sein

„Früher hatten wir noch eine Schiffschaukel dazu“, erklärt Ursula Stey. „Aber die jungen Leute heute, die wollen was Elektrisches oder Elektronisches – und laut muss es sein. Jetzt haben wir nur noch unsere Schießbude“, sagt Ursula Stey. „Zum Leben langt‘s, reich werden wir jedenfalls davon nicht“, fügt Rudi hinzu. Sie wollen diese alte Tradition aufrechterhalten. „Früher schoss der Kavalier seiner Braut Rosen. Heute schießen manche Bräute besser als ihre Männer“, lacht der Schießbudenbetreiber. Das Schießen auf Sterne sei beliebter geworden, als auf die Röhrchen zu zielen, „denn da ist mehr Action.“

Für jeden Treffer gibt es ja einen Preis – und man kann Punkte sammeln, zum Beispiel für ein größeres Stofftier. Tradition pur also. Und so helfen die beiden „Urgesteine“ mit ihrer Schießbude, dass diese Tradition auch in der Rottstadt noch zu finden ist.

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