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Das steckt hinter „Red Dawn III“ im Landkreis Mühldorf

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Von: Josef Enzinger

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Deutsche Rüstungsexporte Soldaten der Bundeswehr fahren in einem Fuchs-Panzer. Ein solches Fahrzeug kommt auch bei der Bundeswehr-Übung zum Einsatz. 45 Fahrzeuge werden im Rahmen der Übung „Red Hawk III“ eingesetzt. Sie kommen auch in den Landkreis Mühldorf.
Soldaten der Bundeswehr fahren in einem Fuchs-Panzer. Ein solches Fahrzeug kommt auch bei der Bundeswehr-Übung zum Einsatz. 45 Fahrzeuge werden im Rahmen der Übung „Red Dawn III“ eingesetzt. Sie kommen auch in den Landkreis Mühldorf. © Maurizio Gambarini

„Red Dawn III“ - was wie ein Hollywood-Blockbuster klingt, findet jetzt im Landkreis statt. Das steckt hinter der „Roten Morgendämmerung“.

Mühldorf/Neumarkt-St. Veit - 120 Soldaten des in Freyung stationierten Aufklärungsbataillons 8 proben seit dem 13. März in Ober- und Niederbayern den Ernstfall. Auch im Landkreis Mühldorf ist mit Gefechtslärm zu rechnen.

Ein Schwerpunkt des Manövers wird dabei auf der Region Landshut liegen, wie dazu der Oberfeldwebel Torben Eggers in einer Presseerklärung der Bundeswehr mitteilt. Mit starker Bundeswehrpräsenz, darunter etwa 45 teils gepanzerte Fahrzeuge, sei aber nicht nur in Stadt und Landkreis Landshut, speziell zwischen dem 15. und dem 21. März, zu rechnen. Die Übung, die den Namen „Red Dawn III“ trägt - übersetzt heißt das „rote Morgendämmerung“ - wird auch den Landkreis Mühldorf tangieren.

Bundeswehr erst in Neumarkt, dann in Mühldorf

Wie der Oberfeldwebel auf Nachfrage mitteilt, werden die Übungen des Aufklärungsbataillons 8 vor allem im ländlichen Raum stattfinden, darunter auch bei Neumarkt-St. Veit. und Mühldorf. Eggers informiert über Übungsgefechte unter Verwendung von Manövermunition – also insbesondere von Platzpatronen mit Treibladung sowie Darstellungsmitteln wie Rauchkörpern und Signalmunition.

Im Landkreis Mühldorf wird sich die Übung nach Auskunft von Oberfeldwebel Eggers nördlich von Neumarkt-St. Veit abspielen. Wie Neumarkts Bürgermeister Erwin Baumgartner auf Nachfrage mitteilt, ist die Stadt am 20. Februar über diese Übung informiert worden.

Zunächst keine Information der Öffentlichkeit im Landkreis Mühldorf

Neumarkts Bürgermeister habe sich daraufhin an die Bundeswehr gewandt und darauf hingewiesen, dass man in sensiblen Zeiten wie diesen, da in der Ukraine ein Krieg tobt, darüber doch die Bevölkerung zeitnah informieren müsse. „Im Moment geben vermutlich solche Aktivitäten Anlass, Schlimmeres zu denken“, so Baumgartner. Ihm sei daraufhin versichert worden, dass die Bevölkerung zeitnah, wenige Tage vor den Übungen, informiert werde.

In Neumarkt-St. Veit hält sich nach Angaben Baumgartners der Einsatz der Bundeswehr in Grenzen, man stelle lediglich Stellflächen für die Fahrzeuge sowie sanitäre Anlagen zur Verfügung. Dies sei zwischen dem 15. und 17. März oder zwischen dem 20. und 22. März der Fall.

Militärisches Gerät in Neumarkt-St. Veit: Eine Leserin hat in der Rottstadt dieses Foto von einem gepanzerten Fahrzeug geschossen.
Militärisches Gerät in Neumarkt-St. Veit gesichtet: Eine Leserin hat am Mittwoch in der Rottstadt dieses Foto von einem gepanzerten Fahrzeug geschossen. © privat

Dekontaminationsübung am Flugplatz Mößling

Uniformierte Männer beziehungsweise gepanzerte Fahrzeuge werden auch im Norden der Kreisstadt Mühldorf zu sehen sein. Zum Ende der Übung, Eggers nennt Mittwoch, den 23. März, werden Soldaten der Bundeswehr zusammen mit ihren Fahrzeugen den Flugplatz in Mößling nutzen. Dort ist eine sogenannte Dekontaminationsübung von Fahrzeugen geplant, das heißt die Reinigung der Fahrzeuge von biologieschen und chemischen Giften oder Radioaktivität. Die Übung soll die Reaktion auf einen Giftgasangriff simulieren, wie Eggers auf Nachfrage mitteilt.

Offenbar hat es die Bundeswehr versäumt, die Stadt Mühldorf zu informieren

Offenbar hatte die Bundeswehr die Kreisstadt über die Übung nicht informiert, wie die Pressestelle im Mühldorfer Rathaus auf Nachfrage bestätigt. Erst nachdem sich die Stadt mit dem Landratsamt Mühldorf ausgetauscht hatte, schickte dieses am Mittwoch-Nachmittag eine Pressemitteilung zur Bundeswehr-Präsenz im Landkreis.

Munition sammeln ist strafbar

Die Bundeswehr bittet darum, die betroffenen Gebiete zu meiden und sich von der Truppe fernzuhalten. Die Bundeswehr weist außerdem darauf hin, dass das Auflesen von Munition, von Sprengkörpern oder Sprengstoff strafbar ist. Wegen der Unfallgefahr dürften Munition und Sprengkörper zudem keinesfalls berührt werden.

Wer solche Kampfmittel findet, muss dies der Bundeswehr unter 08551/912-2601 oder der Polizei melden.

Aufklärungsdrohnen in der Luft

„Bei möglichen Gefechten, aber auch beim ebenfalls geplanten Einsatz von Aufklärungsdrohnen wird die Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestabstände von 100 Metern zu bebautem Gebiet nach Angaben der Bundeswehr selbstverständlich jederzeit gewährleistet“, informiert der Oberfeldwebel. „Dennoch könne etwaiger Gefechtslärm durchaus auch in Ortschaften zu hören sein.“ Das alles habe nichts mit der Ukraine zu tun, betont Eggers.

Das steckt hinter der „freilaufenden Aufklärungsübung“

Ziel dieser sogenannten „freilaufenden Aufklärungsübung“ in Ober- und Niederbayern ist es laut Major und Kompaniechef Werner, die Fähigkeiten der Spähaufklärung in unbekanntem Terrain zu üben. Auf Ersuchen der Bundeswehr wird die Stadt Landshut zahlreiche Liegenschaften der kritischen Infrastruktur für die Objekterkundung zur Verfügung stellen – darunter beispielsweise der Josef-Deimer-Tunnel, die beiden Wasserkraftwerke Maxwehr und Ludwigswehr, der Wasserbehälter Birkenberg und das Biomasseheizkraftwerk (BMHKW).

Beim Waldspaziergang nicht erschrecken: Auch Tarnübungen geplant

Ebenfalls im Stadtgebiet Landshut, voraussichtlich auf dem Gelände der Bau-Betriebe, soll im Rahmen des Übungsszenarios eine Tarnübung stattfinden. Zudem wird die Hauptfeuerwache an der Niedermayerstraße unter anderem als Unterkunft für bis zu 25 Soldaten dienen. Übungsgefechte in der Stadt sind nicht vorgesehen und daher schon mit Blick auf die genannten, jederzeit zu beachtenden Mindestabstände äußerst unwahrscheinlich. Eine Gefahr für die Zivilbevölkerung ist laut Bundeswehr jederzeit ausgeschlossen.

Während die Bundeswehr im Stadtgebiet ihr Hauptaugenmerk bei der Aufklärungsübung also auf die Objekterkundung legt, sind auf dem Territorium des Landkreises Landshut auch einige Übungsgefechte vorgesehen. Eines davon wird in der Nacht von Samstag, 18. März, auf Sonntag, 19. März, nördlich von Obersüßbach stattfinden. Dafür muss die Kreisstraße LA 38 zwischen Obersüßbach und Holzhausen in dieser Nacht zwischen 2 und 4 Uhr gesperrt werden.

Flurschäden werden dokumentiert

Weitere Übungsgefechte können vom 15. bis zum 21. März in vorab festgelegten, natürlich unbewohnten Räumen – zum Beispiel in Waldstücken – erfolgen, die über das gesamte Landkreisgebiet verteilt sind. Nach aktuellem Stand werden in folgenden Gemeinden Teile der Übung stattfinden: Pfeffenhausen, Obersüßbach, Weihmichl, Bruckberg, Buch a. Erlbach, Geisenhausen, Altfraunhofen, Kröning, Adlkofen, Niederaichbach, Ergoldsbach, Hohenthann und Neufahrn. Etwaige Flurschäden werden durch die Truppe aufgenommen und dokumentiert.

Das verbirgt sich hinter dem „Aufklärungsbataillon 8“

Das Aufklärungsbataillon 8 hat nach Angaben der Bundeswehr den Auftrag, am Boden Spähaufklärung und in der Luft unbemannte Aufklärung zu betreiben. Aufklären bedeutet, Informationen beispielsweise über die Struktur und die Zahl feindlicher Einheiten und Kämpfer, die gegnerischen Waffen sowie das Gelände zu erlangen. Dafür nutzt die Truppe technische Hilfsmittel wie den Spähwagen Fennek, andere Fahrzeuge und Drohnen. Auf dem Gefechtsfeld wird auch mittels Radar aufgeklärt. Im Ergebnis wird ein bedarfsorientiertes, zeitgerechtes und umfassendes Lagebild für die übergeordnete Führung erstellt. Aufklärungsergebnisse werden innerhalb der Kompanien ausgewertet. Aufklärung wird in nationalen wie auch in multinationalen Einsatzszenarien betrieben. Informationsüberlegenheit ist seit jeher ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Bewältigung bewaffneter Konflikte.

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