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Er wollte 3.000 Euro ergaunern: Betrüger folgt Ulli Hellfeuer (79) bis zur Haustüre

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Von: Josef Enzinger

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Betrug an Rentnern: Wie sich Betroffene verhalten sollten, Geld, Finanzen, Ratgeber
Geld an der Haustür zu ergaunern - das ist eine der vielen Maschen von Trickbetrügern, die oftmals große Vertrautheit vorgaukeln. © imagebroker / Imago

Eine Wanduhr, eine Jacke und eine Armbanduhr. Komplettpreis: 3.000 Euro. So viel wollte ein Unbekannter von einem 79-jährigen Neumarkt-St. Veiter ergaunern. Dafür ist er dem ehemaligen TSV-Vorsitzenden sogar bis zur Wohnung gefolgt. Doch der Neumarkter hat den Braten gerochen.

Neumarkt-St. Veit - Ulrich Hellfeuer macht an diesem Tag das, was er sonst auch macht. Frühmorgens geht er aus dem Haus, spaziert auf den Stadtplatz von Neumarkt-St. Veit und deckt sich mit seinem Tagesbedarf ein. Eine Tageszeitung und etwas Brot. Wie immer. Ab und zu bleibt er stehen, unterhält sich mit Bekannten, die dem79-Jährigen in den Morgenstunden über den Weg laufen. Denn Ulrich Hellfeuer kennt als ehemaliger Vorsitzender des TSV Neumarkt-St. Veit und Präsident des inzwischen aufgelösten „Fidelen Clubs“ eine Menge Leute. Doch die Begegnung am Mittwoch, 22. Februar, war schon eine der etwas anderen Art.

Betrüger gaukelt Vertrautheit vor

Mitten auf der Straße spricht ihn gegen 9 Uhr ein Mann auf dem Stadtplatz an. „Kennst mich nicht?“, fragt er. Hellfeuer schätzt, dass er 35 Jahre alt ist. „Das klang zunächst sehr vertraut. Aber tatsächlich hab ich ihn nicht gekannt“, sagt Hellfeuer, der, höflich wie er ist, stehen geblieben ist, um mit dem Mann zu reden.

Er sei gefragt worden, wo er denn früher gearbeitet habe. In Forstinning lautete Hellfeuers Antwort. „Genau dort hat mein Vater auch gearbeitet“, so die Antwort des Mannes, der daraufhin von einem Hermann gesprochen hatte, er sei früher Hellfeuers Arbeitskollege gewesen. Hellfeuer ging nicht weiter darauf ein, setzte seine Einkäufe fort und habe sich dann auf den Nachhauseweg gemacht, in Richtung seiner Wohnung an der Altöttinger Straße.

Erst ein Geschenk, dann 3.000-Euro-Forderung

„Plötzlich stand der Kerl hinter mir und ich dachte mir: Was möchte denn der schon wieder? Er erzählte dann irgendwas davon, dass er ein Geschenk seines Vaters an mich hätte“, berichtet Hellfeuer weiter. Aus einer Kiste packte der Mann dann eine Wanduhr aus, wenig später eine Jacke, die Hellfeuer auch anprobiert hat: „Die hätt‘ mir no gfoin a, die Jack‘n“, verhehlt Hellfeuer nicht und er erzählt, wie ihm der Mann dann auch noch eine Armbanduhr angeboten habe.

Auf dem Neumarkter Stadtplatz war Ulrich Hellfeuer von einem Unbekannten angesprochen worden. Dieser hatte ihm eine gewisse Vertrautheit vorgespiegelt, um an Hellfeuers Geld zu kommen. Doch der Rentner hat den Braten gerochen.
Auf dem Neumarkter Stadtplatz war Ulrich Hellfeuer von einem Unbekannten angesprochen worden. Dieser hatte ihm eine gewisse Vertrautheit vorgespiegelt, um an Hellfeuers Geld zu kommen. Doch der Rentner hat den Braten gerochen. © Josef Enzinger

Mann wollte in die Wohnung

Von einem Geschenk ist da aber nicht mehr die Rede. Der Unbekannte spricht davon, dass er Geld zum Tanken benötige. „Mei, ich hab nicht mehr dabei als 20 Euro“, erwiderte Hellfeuer. Das sei dem anderen aber zu wenig gewesen. Plötzlich stehen 3.000 Euro im Raum. „Ja, soviel hab ich jetzt g‘rad nicht bei mir“, entschuldigt sich Hellfeuer. Den Vorschlag des Herren, in der Wohnung nachzusehen, lehnt Hellfeuer ab. „Da hab ich auch nichts!“ Und auch die Möglichkeit, den Geldautomaten aufzusuchen, verweigert Hellfeuer. „Meine Geldgeschäfte erledigt meine Schwiegertochter“, sagt er dem bayerisch sprechenden Mann. Der gibt auf und verschwindet genauso schnell, wie er erschienen ist.

„Alles richtig gemacht“, sagt Polizeisprecher Uwe Schindler von der Polizeiinspektion Mühldorf. Die Polizei hat den Fall als „versuchten Betrug“ dokumentiert, wie der stellvertretende Leiter der Inspektion mitteilt. Und er fügt hinzu, dass es sich bei dieser Betrugsmasche offenbar um einen Einzelfall handele. Bisher seien jedenfalls keine weiteren Fälle bekannt, wonach ein fremder Mann versucht hätte, Geld zu erschwindeln.

Polizei sucht Auto mit Dortmunder Kennzeichen

Im Falle von Ulrich Hellfeuer habe die Polizei unmittelbar nach der Benachrichtigung durch den Neumarkter reagiert und sei mit einer Streife in die Rottstadt gefahren. „Wir haben den Hinweis bekommen, dass es sich wohl um ein Fahrzeug mit Dortmunder Kennzeichen handelt, mit dem der Betrüger dann davongefahren sei, und haben sofort eine Fahndung eingeleitet“, erklärt Schindler, der darauf verweist, dass es in solchen Fällen wichtig sei, die Polizei schnell zu informieren. „Dann stehen auch die Chancen besser, den Betrüger zu stellen.“ Man dürfe auch keine Scheu haben, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und die Polizei zu informieren. „Lieber fahren wir einmal zu viel raus als zu wenig!“

Im Schutz der Öffentlichkeit

Hellfeuer, so Schindler weiter, habe „super reagiert und sich vorbildlich verhalten“. Der Sprecher der Polizei empfiehlt, „grundsätzlich keine fremden Menschen in die Wohnung zu lassen“. Werde man in aller Öffentlichkeit von einem mutmaßlichen Betrüger belästigt, sei es ratsam, Passanten, die sich in der Nähe aufhielten, heranzuziehen. Oft würden Betrüger, die versuchen, sich bei Rentner Vertrauen zu erschleichen, schon davon abgeschreckt, wenn das Opfer laut spreche und so die Aufmerksamkeit von Personen, die sich in der Nähe aufhalten, auf sich ziehe.

Solche Betrügereien sind eher selten

Betrugsfälle hielten sich in den vergangenen Monaten in der Region in Grenzen. Schindler verweist lediglich auf einen Vorfall am Globus Warenmarkt in Mühldorf, der sich Ende Januar ereignet hatte. Dort hatte ein Betrüger versucht, aus einem Auto heraus offensichtlich minderwertige, fast wertlose Topf- und Messersets zu verkaufen. Die Polizei wurde alarmiert. Gegen den 26-Jährigen wurde ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Betrugs eingeleitet.

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