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"Helfer in Not" ist gerettet

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Von: Carmen Krippl

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Alexander M. mit Familie
Alexander M. (42) mit Ehefrau Katharina (26) und den Töchtern Emely (7) und Fynnja (4 Monate) © Ralf Kruse/tz München

Pastetten/Mühldorf - Das Weihnachtswunder ist für Alexander M. wahr geworden: Die Hilfsbereitschaft seiner Mitmenschen hat den "Helfer in Not" jetzt selbst gerettet.

Alexander M. hatte am 23. Oktober versucht, einem Unfall-Opfer auf der B11 zu helfen. Unglücklicherweise raste ein Auto in die Unfallstelle, tötete den Verunglückten, verletzte und traumatisierte Alexander M.. Da der 42-Jährige dann eine sonst zum Anfang des Monats üblichen Lohn-Abschlag nicht bekommen hatte, geriet die Familie in finanzielle Probleme. Die Polizei Landshut, die M. für seinen Einsatz als Erst-Helfer ehrte, wies die Medien auf das Schicksal hin. Die Berichte über den Fall lösten daraufhin eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.

Geldspenden stopfen Finanzlöcher

Alexander M.: "Meine Frau hat geweint vor Freude. Wir sind einfach nur überwältigt und danken allen von Herzen. " Vor allem Menschen, die selbst nicht viel haben, hätten der Familie Hilfe angeboten. Der 42-Jährige und seine Frau haben neben Lebensmittel-, Kleider- und Windelpakete auch Zusagen für Geldspenden erhalten, die die ärgsten Löcher wie alte und neue Miete sowie Strom und aufgelaufene Mahngebühren stopfen werden. Die größte Einzelspende kam hier von Flughafenverein München mit rund 2000 Euro. 

Ist am Montag dann auch der noch ausstehende Novemberlohn endlich auf dem Konto, dann kommt die Familie wieder aus eigener Kraft einigermaßen über die Runden. Eine angelaufene Hilfsaktion des Landshuter Wochenblattes wurde deshalb auch gestoppt. Die darüber eingegangen Beträge in Höhe von rund 400 Euro wird Familie M. in den kommenden Tagen erhalten.

Jobangebote bekomme

Sogar zwei Jobangebote, eines von der Gemeinde Dorfen und eines von der Gemeinde Pastetten, habe Alexander M. erhalten, erzählt er freudig. Sobald er wieder gesund ist, kann er somit seine Familie wieder durch seine Arbeit ernähren. Einen besonderen Dank möchte der 42-Jährige an dieser Stelle an die AWO Markt Schwaben richten, die die örtliche Tafel betreut: "Sie haben uns geholfen, obwohl wir gar keinen Anspruch auf ihre Hilfe hatten. Das ist einfach toll." Der Familienvater hat außerdem erfahren, dass er als Verletzter bei einem Erste-Hilfe-Einsatz über die Bayerischen Landesunfallkasse versichert ist. Auch von dieser Seite ist für ihn nun Unterstützung zu erwarten.

Neben den vielen positiven Reaktionen wurde Alexander M. auch mit einigen, weniger schönen Dingen konfrontiert. Zum Beispiel ein Anrufer, der ihm erklärte, dass Erste Hilfe ein Fehler sei. Alexander M.: "Ich würde immer wieder einem Unfallopfer helfen. Und es stimmt nicht, dass man als Einzelner nicht viel tun kann. Man kann immer mit dem Handy den Rettungsdienst anrufen, man kann immer die Unfallstelle absichern." Er selbst hatte nach Auskunft der Polizei in Landshut weit mehr als das getan. Die Beamten dort haben M.s Hilfeleistung sogar als besonders vorbildlich und selbstlos eingestuft.

Böse Gerüchte

Das andere, das M. zusetzt, sind unschöne Gerüchte, die über ihn und seine Familie anonym verbreitet werden: "Ich habe keine acht Kinder, sondern neben meinen zwei Mädchen mit Katharina, noch eine erwachsene Tochter. Und wir haben deshalb jetzt keine Rücklagen mehr, weil wir im Frühjahr leider erst einen Küchenbrand und dann einen Hochwasserschaden in unserer Wohnung hatten." Durch den Wasserschaden waren in dem Haus auch große Schäden an der Heizanlage entstanden. Zum Zeitpunkt des Unfalls war die Familie deshalb mit dem Umzug in eine neue Wohnung beschäftigt. Viel Erspartes war auch in Reparaturen des 17 Jahre alten Autos geflossen: "Wir wohnen auf dem Land. Da brauchen wir das Auto einfach um einzukaufen oder die Kinder und mich zum Arzt zu bringen." Alexander M. wehrt sich dagegen, jetzt als Bettler und Schmarotzer hingestellt zu werden: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so weit unten sein würde. Wenn ich meinen Lohnanzahlung wie immer bekommen hätte, wäre ich nicht in diese Lage gekommen. Ich hätte das Wichtigste zahlen können, bis der Rest vom Lohn da ist."

M. war vier Jahre als Lkw-Fahrer für einen Unternehmer aus dem Landkreis Mühldorf tätig. Einen schriftlichen Arbeitsvertrag habe er nie bekommen, sagt er. Aber seine Lohnzettel belegen, dass er nach der Probezeit jeden Monat den Lohn für den Vorgängermonat in zwei Teilen bekommen hat: eine Anzahlung zum Anfang, den Rest zur Mitte des Monats. Für den November, als er aufgrund seiner Unfallverletzungen krank geschrieben war, war dies ausgeblieben.  "Er hätte mich ja wegen dem Vorschuss fragen können", sagte der Unternehmer auf Nachfrage von rosenheim24 dazu nur. 

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