Funkmast erregt Missfallen

Rattenkirchen - Sorge macht sich in Rattenkirchen breit: Dort soll ein Funkmast gebaut werden. Über das 30 Meter hohe Projekt wird am Mittwoch im Gemeinderat abgestimmt.
Dagegen sind die knapp 20 Mitglieder einer Interessengemeinschaft. Sie hoffen, dass Bürgermeister Rupert Aigner das Ruder noch rumreißen kann.
Es ist ein sensibles Thema in Rattenkirchen. Schon 2011, als die Satellitenanlage Teleport in Haun geplant wurde, regte sich Widerstand. Umso schneller erhitzten sich nun die Gemüter, als es bei der Bürgerversammlung um den Funkturm ging. "Das Demokrativerständnis hier finden wir traurig", sagt Birgit Kaiser-Mittermaier. Sie ist Mitglied der Interessengemeinschaft, die gegen das 30 Meter hohe Bauwerk, das in 300 Meter Entfernung zum Baugebiet entstehen soll, ist. "Aber ich glaube, es ist schon zu spät", sagt sie. Obwohl: Ein Funken Hoffnung besteht noch. Am Freitag traf sich die Gemeinschaft mit Bürgermeister Ruport Aigner, überreichte eine Unterschriftenliste. "Er hat versprochen, noch einmal mit der Telekom zu reden", sagt Gisela Rübsam. Gemeinsam soll nach einem Alternativ-Standort gesucht werden. Allein: Dafür ist die Frist eigentlich schon verstrichen. Laut der Gemeinschaft existieren seit Ende 2011 Pläne, den Mast zu errichten. Der Grund der Anlage ist gepachtet. "Von einem älteren Ehepaar, dem die Angelegenheit über den Kopf wächst", sagt Kaiser-Mittermaier. Anonyme Briefe flatterten den Pächtern schon in den Briefkasten. Die Schreiber forderten die beiden auf, die Entscheidung zu überdenken. Doch warum ist die Gemeinschaft gegen den Mast? "Es ist eben nicht bewiesen, dass die Strahlen keine Wirkung zeigen", sagt Susanne Kemper. Dazu kommt laut der Interessengemeinschaft, das ihr Baugrund erheblich weniger wert ist, sollte der Mast kommen. Und deshalb wird die Gemeinschaft auch dabei sein, wenn am Mittwoch, 16. Januar, ab 19.30 Uhr über den Antrag verhandelt wird.
Bürgermeister Aigner indes kann den Unmut nicht ganz teilen: "Mobilfunk ist notwendig." Jeder, der nach Rattenkirchen fährt und als Anbieter die Telekom hat, kennt das Problem - kein Empfang. "Da gibt es genug Alternativen", sagt Kaiser-Mittermaier. Sie und die anderen sind längst auf andere Anbieter umgestiegen. Außerdem gehe es nicht hauptsächlich um die Mobilfunk-Versorgung: "Das ist doch nur ein Abfallprodukt für die Funkversorgung der Autobahn", sagt Kaiser-Mittermaier.
Aigner stellt aber fest: "Baurechtlich ist alles zulässig". Deshalb werde der Antrag auch am Mittwoch behandelt. Sollte er durchkommen, kündigt die Gemeinschaft an, sich von einem Anwalt beraten zu lassem. Kaiser-Mittermaier: Wir wollen keinen Funkturm so nah am Siedlungsbereich. Wenn die Erfüllung unseres Wunsches im ländlichen Raum nicht mehr möglich ist, wo denn dann?"
bst/Mühldorfer Anzeiger