Das sagt Nestlé zu Seehofers Schreiben wegen des Weidinger Labors

Polling - Bundesinnenminister Horst Seehofer hat nun sein Anfang August auf dem Töginger Volksfest geleistetes Versprechen, sich der Sache der Mitarbeiter des Nestlé-Labors in Weiding anzunehmen, in Form eines Schreibens an den Konzern umgesetzt.
Update, 14.20 Uhr: Stellungnahme von Nestlé
"Wir haben Herrn Seehofer heute eine Stellungnahme zugehen lassen, aus der ich auszugsweise zitiere", erklärte Nestlé-Pressesprecher Hartmut Gahmann auf Nachfrage von innsalzach24.de.
Die Stellungnahme von Nestlé:
"Nestlé betreibt neben werkseigenen Laboren eine Reihe von weiteren regionalen Analyseeinrichtungen in Europa. Insgesamt ist in den letzten Jahren auf europäischer Ebene ein geänderter und reduzierter Analysebedarf zu beobachten, der sich zum einen durch Anpassungen unseres Produkt-Portfolios in verschiedenen Ländern in Europa (u.a. Verkauf des Alete-Geschäfts und –Werkes) und zum anderen durch neue technische Möglichkeiten im Bereich von Datenanalyse und Qualitätskontrolle ergeben hat.
Nestlé hat deshalb die strategische Entscheidung getroffen, die Qualitätsuntersuchungen durch die Dezentralisierung von einigen Analysen in die unmittelbare Nähe der Produktion sowie durch Konzentration von komplexen Analysen an einige wenige Zentrallabore in Europa zu optimieren. Nach eingehender Prüfung der Gesamtsituation hat das Labor in Weiding für sich allein keine ausreichende wirtschaftliche Perspektive, weil es nicht in unmittelbarer Nähe zu einem unserer anderen Werksstandorte liegt und wir durch unsere werkseigenen Labore und mit anderen benachbarten Nestlé Laboren in europäischen Märkten Analysen wirtschaftlicher durchführen können.
Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen haben wir im Jahr 2016 begonnen, einen adäquaten Käufer zu finden, der das Labor in Weiding angemessen weiterführen kann, da wir langfristig keine Möglichkeit sahen, das Labor an dem Standort Weiding zu halten. Letztlich ist aber auch uns zu unserem großen Bedauern trotz großer Bemühungen und intensiver Verhandlungen in den vergangenen zwei Jahren der geplante Verkauf an einen externen Interessenten nicht zustande gekommen.
Auch nach einer Schließung des Labors in Weiding sämtliche internen, externen und behördlichen Auflagen hinsichtlich Nahrungsmittelsicherheit und Qualität erfüllen und durch Laboreinrichtungen an unseren Produktionsstandorten in Deutschland oder in anderen spezialisierten Nestlé Laboren in Frankreich und Polen durchgeführt. Wir werden bei der Qualität und Sicherheit unserer Produkte keine Kompromisse eingehen.
Die Entscheidung zur Schließung des Standortes in Weiding steht in keiner Weise mit den Leistungen der NQAC Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verbindung. Wir sind uns der außerordentlichen Kompetenz und der Professionalität unserer gesamten Belegschaft in Weiding bewusst. Unser ausdrücklicher Respekt und hohe Wertschätzung gilt den Kolleginnen und Kollegen vor Ort für ihre wertvolle Arbeit und ihr Engagement, insbesondere in einer Zeit von recht hoher Unsicherheit.
In den letzten Monaten haben wir in mehreren Beratungsgesprächen mit den zuständigen Betriebsräten die Fragen der Gremien intensiv erläutert. Im ersten Gespräch zur Verhandlung von Interessenausgleich und Sozialplan am 24. September statt und werden am 23. Oktober fortgesetzt. Angesichts der schwierigen Situation sind wir bestrebt schnellstmöglich eine faire Lösung zu finden, die Klarheit und Planungssicherheit für die Beschäftigten schafft."
Pressemitteilung Nestlé Deutschland AG
Die Erstmeldung:
"CSU-Vorsitzender Horst Seehofer hat sich auf die Seite der Nestlé- Beschäftigten gestellt und die Vorsitzende des Vorstands der Nestlé Deutschland AG Béatrice Guillaume-Grabisch in einem Schreiben aufgefordert, aus 'eigener unternehmerischer Sicht' das Nestlé Labor in Weiding zu erhalten", verkündete Staatssekretär und CSU-Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer. In der Angelegenheit habe der Bundesminister gemeinsam mit Mayer sowie Landtagsabgeordnetem Dr. Martin Huber vor einer CSU-Kundgebung auf dem Töginger Volksfest ein Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeite des Weidinger Labors geführt.
Ebenfalls eingeschaltet wurde und sei der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz und Mühldorfer Landtagsabgeordnete Dr. Marcel Huber (CSU). "Der Weidinger Betriebsrat hatte den Mandatsträgern stichhaltige Unterlagen zusammengestellt", erklärt Mayer. "Nach Rücksprache mit den heimischen Mandatsträgern warnte Horst Seehofer den Nestlé- Vorstand davor, die hohe Leistungsfähigkeit des Konzerns aufs Spiel zu setzen", so Mayer weiter.

"Ich bin mir sicher, dass die professionelle Arbeit von hochqualifizierten Fachkräften wie Chemikern, Chemielaboranten und Lebensmittelingenieuren insbesondere in der Lebensmittelindustrie erwartet wird", erklärte wiederum Seehofer. Grundstein der Firma Nestlé sei gerade die stets sicher gestellte hohe Nahrungsmittelqualität. Der Bundesminister brach abschließend eine Lanze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort: "Die hohe Leistungsbereitschaft und die Qualität der Arbeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben zur positiven Entwicklung Ihres Konzerns entscheidend beigetragen." Daher gelte es, das Labor in Weiding weiter zu betreiben.
"Jeder will versuchen, uns zu helfen"
"Jeder will versuchen, uns zu helfen", hatte Ende August Georg Schneider von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) Oberbayern auf Nachfrage von innsalzach24.de über die Gespräche mit Vertretern aus der Politik in den Wochen zuvor resümiert. Neben den CSU-Politikern habe auch der SPD-Landtagsabgeordnete Günther und Natascha Kohnen, die Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl in Bayern ihre Unterstützung versichert.
Er kündete auch weitere Aktionen an. Man wolle sich das von Nestlé nicht gefallen lassen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass anders als beim Konzern bei der NGG der Mensch mehr zähle als die Marge. Nestlé hatte zuletzt eine neue Gewinnmarge ausgegeben. In punkto Marge gehe es bei Nestlé derzeit offenbar um eine Gewinnmaximierung um jeden Preis. Im Moment müssten laut der Gewerkschaft 18,5 Prozent an Rendite abfallen. Alle Betriebe innerhalb des Konzerns, die darunter blieben, würden abgestoßen werden. Auch 16 Prozent Rendite reichten nicht. Dieser Konzernpolitik würden laut Schneider die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Labor im Werk Weiding mitsamt ihren Familien zum Opfer fallen, wenn nichts passiert. Deswegen werde weiter gekämpft.
Eine konkrete Erwartungshaltung an die Politiker jedweder Partei hat Schneider nicht formuliert.
hs/Pressemitteilung Abgeordnetenbüro Stephan Mayer