Große Pläne
Weißbierbrauerei weg, Wasserstelle weg: Das wird aus dem Unertl-Gelände in Mühldorf
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Das alte Unertl-Brauhaus ist abgerissen, die Wasserstelle zum kostenlosen Wasserzapfen verschwunden. Übrig ist eine Brachfläche, für die es große Pläne gibt.
Mühldorf – Eine Brachfläche hat sich am Stadtwall aufgetan. Wo Jahrzehnte lang das Brauhaus der Familie Unertl als ein Wahrzeichen stand, klafft eine große Lücke.
Das alte Brauhaus mit dem hohen Schornstein und dem großen Unertl-Logo ist verschwunden, sämtliche Lagerhallen, auch die Wasserstelle, aus der jeder frisches Wasser aus dem artesischen Brunnen der Brauerei zapfen konnte.
Alles ist vorbereitet für den Neubau von Wohnungen, den die neue Besitzerin des Grundstücks, die Firma Oberhauser aus Landshut bauen will.
Laut Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner herrscht dort seit einem guten Jahr Baurecht für dreistöckige Häuser mit 15 Wohnungen.
Dazu kommen eine Tiefgarage und ein Grünstreifen. Damit bleiben die Häuser nach Angaben Weichselgartners unter der Höhe der Häuser zur Weißgerberstraße, die das Gelände im Süden begrenzt. „Grün gab es dort auf dem Brauereigelände natürlich vorher gar nicht“, sagt die Stadtbaumeisterin. „Das ist jetzt besser geworden.“
Beginn der Arbeiten ist offen
Wann die Bauarbeiten beginnen, lässt Investor Hans Oberhauser offen. „Aufgrund der aktuellen Lage können keine verbindlichen Aussagen getroffen werden“, teilt er auf Anfrage mit. Grund sei die aktuell schwierige Situation auf dem Baumarkt. „Derzeit ist die Materiallieferung das größte Problem. Hier sind wir noch mit unseren Lieferanten und Ersatzlieferanten in Verhandlungen.“
Wie schnell der Bau auf dem Brauereigelände nach dem Baugebinn fortschreiten wird, liegt auch am Denkmalschutz. Denn im Bereich der Brauerei verlief früher die Stadtmauer. Am anderen Ende der Altstadt, beim Bau des Caritas-Altenheims, tauchten so viele mittelalterliche Fundstücke auf, dass das Denkmalamt den Bau monatelang ruhen ließ, um die Fundstücke zu sichern.
Weißbier kommt jetzt aus Aldersbach
Mit der jetzt bevorstehenden Bebauung endet eine lange Planungsphase. Die ersten Pläne für das Gelände vor dem Jahr 2019 waren im Stadtrat glatt durchgefallen. Sie stammten allerdings von einem anderen Investor und sahen eine starke Verdichtung mit deutlich höheren Häusern und mehr Wohnungen vor. Auch für die Häuser an der Weißbergerstraße hatte der frühere Investor größere Ersatzbauten vorgesehen. Davon ist jetzt keine Rede mehr, auf dem Brauereigelände sind die Häuser höchstens dreistöckig, die Planungen für die Weißgerbstraße sind noch nicht bekannt.
Die Brauerei Unertl ist vor über einem Jahr schrittweise nach Aldersbach umgezogen. Dort werden jetzt die Mühldorfer Biersorten gebraut, Bräu Unertl arbeitet für die Niederbayern.
In Mühldorf begann die Geschichte der Brauerei Unertl im August 1929, Philomena und Alois Unertl gründeten sie. Seitdem wurden ausschließlich verschiedene Sorten Weißbier produziert. Erst in jüngster Zeit kam ein Helles dazu und das nichtalkoholische „Fit am Inn“.
Familienunternehmen in drei Generationen
Von 1962 bis 1978 führte Josef Unertl in der zweiten und Wolfgang Unertl in der dritten Generation den Familienbetrieb. 1994 wurde die Brauerei Unertl eine KG, die von Wolfgang Unertl und Wolfgang Alois Unertl gemeinsam geführt wurde. Seit dieser Zeit wurde kontinuierlich am Standort modernisier und investiert.
2001 ließ Wolfgang Alois Unertl die Brauerei bei Bioland zertifizieren. Es folgten viele erfolgreiche Jahre, in denen die Unertl-Biere einige Preise eingeheimst hatten. Der wichtigste Rohstoff, das Wasser, wird seit 1929 aus dem hauseigenen Arteserbrunnen gewonnen.
Wasserstelle kommt wieder
Mit dem Abriss verschwunden ist die Wasserzapfstelle, an der jeder kostenlos Wasser aus dem artesischen Brunnen der Brauerei abfüllen konnte. „Den Brunnen gibt es natürlich noch“, sagt Bräu Wolfgang Unertl, nur die Zapfstelle sei derzeit nicht mehr da. „Die Wasserstelle wird aber wieder hergestellt“, verspricht er. Spätestens Mitte Mai soll sie wieder zur Verfügung stehen. Der Abriss der Wasserstelle war laut Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner vom Bauantrag allerdings ausgenommen. „Er wurde einfach gemacht.“