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Emotionale Diskussion bis Mitternacht: So stehen die DAV-Mitglieder zum Kauf der Gufferthütte

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Von: Markus Honervogt

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Bald erwacht die Gufferthütte aus dem Winterschlaf. Der Alpenverein Mühldorf plant, die Hütte zu kaufen. Eine erste Entscheidung darüber ist jetzt gefallen.
Bald erwacht die Gufferthütte aus dem Winterschlaf. Der Alpenverein Mühldorf plant, die Hütte zu kaufen. Eine erste, überraschende Entscheidung ist jetzt gefallen. © Matthias Hergenrath

450.000 Euro kostet die Gufferthütte, die der Alpenverein Mühldorf kaufen will. Das geht nach Angaben des Vorstands nur, wenn die Sektion das Selbstversorgerhaus in Lofer verkauft. Darüber diskutierten die Mitglieder jetzt sehr emotional und wollen jetzt eine überraschende, unkonventionelle Lösung.

Mühldorf - Es war wenige Minuten vor Mitternacht, als Vorsitzende Sandra Lechertshuber die Jahreshauptversammlung des Alpenvereins Mühldorf beim Kreuzerwirt in Mettenheim beendete. Vorausgegangen waren fast drei Stunden leidenschaftlicher, aber meist sachlicher und wohlwollender Diskussion über ein Thema, das offensichtlich viele Sektionsmitglieder beschäftigt: der Kauf der Gufferthütte. Seit der Entscheidung über den Bau des Kletterzentrums 2014 waren nicht mehr so viele Mitglieder zu einer Jahreshauptversammlung gekommen.

Die Rahmendaten waren vor der Sitzung bekannt: Die Alpenvereinssektion Kaufering will ihre Gufferthütte nördlich des Achensees im Rofan für 450.000 Euro verkaufen. Außer der Sektion Mühldorf haben zwei Münchner Sektionen Interesse bekundet. Der Deutsche Alpenverein und die Sektion Kaufering bevorzugen aber die Sektion Mühldorf als Partner. Es handelt sich um eine klassische Alpenschutzhütte mit 68 Übernachtungsplätzen.

Matthias Hergenhan, Schatzmeister der Sektion Mühldorf, gab die Diskussionsrichtung und den damit verbundenen Abwägungsprozess vor: Mit Gesamtverbindlichkeiten von 671.000 Euro vor allem durch den Bau des Kletterzentrums im Jahr 2015 ist die Sektion nach seiner Ansicht nicht in der Lage, die Hütte über einen weiteren Kredit zu bezahlen: „Wir finanzieren nicht zusätzlich“, betonte er. Damit war auch klar: Nur wenn der Verein sein Selbstversorgerhaus in Lofer verkauft, kann er sich die Hütte leisten. Mit dem Verkauf könnten nach Vorstandsangaben die notwendigen 450.000 Euro erlöst werden.

Ein neues Projekt für eine neue Zeit

Für den Vorstand und viele Mitglieder, das wurde in der Diskussion klar, ist das der richtige Weg, der nächste Schritt, um den Verein voranzubringen. „Was vor 25 Jahren das Projekt Lofer war, ist jetzt die Gufferthütte“, sagte ein Redner in der fast dreistündigen Diskussion.

Die Selbstverpflichtung des Alpenvereins, Berghütten zu betreiben, der Wunsch, die Sektion weiterzuentwickeln, und den Mitgliedern einen interessanten Standort in den Bergen und einen Stützpunkt für Familienaktivitäten zu bieten, trieb die Befürworter des Verkaufs von Lofer und des Kaufs der Gufferthütte an. Der Vorstand stellte ein Team von zehn jüngeren Mitgliedern vor, die die Hütte unter Leitung der neuen Hüttenreferentin betreuen wollen.

Lofer gut für viele Mitglieder

Die Gegner eines Verkaufs von Haus Lofer erinnerten dagegen an die Bedeutung, die das Haus mit seinen 15 Schlafplätzen in zwei Wohnungen und einem Lager seit Jahren für viele Mitglieder und ihre Familien hat. Sie nannten die Erreichbarkeit, die gute wirtschaftliche Situation und das vielfältige Angebot vor Ort als Argumente für das Haus. „Was haben Sektionsmitglieder vom Kauf der Gufferthütte?“, fragte eine Rednerin, die im Haus Lofer direkte Vorteile für den Verein sieht.

Die Gufferthütte liegt im Rofangebirge nördlich des Achensees.
Die Gufferthütte liegt im Rofangebirge nördlich des Achensees. © Verena Klinger

Vor allem aus ihren Reihen kam der Wunsch, die Gufferthütte zusätzlich zum Haus Lofer zu kaufen. Obwohl es keine Abstimmung zur Alternative Haus Lofer oder Gufferthütte gab, zeichnete sich beim Kreuzerwirt eine klare Stimmung ab: Die Mehrheit würde den Verkauf von Lofer ablehnen.

Spendenaktion und Crowdfunding geplant

Nach einer kurzen Diskussionspause stellte der Vorstand kurz vor Mitternacht ein neues Modell zur Abstimmung. Es sieht den Erhalt und die Modernisierung des Hauses in Lofer und gleichzeitig den Kauf der Gufferthütte vor. Die Gufferthütte soll allerdings nicht über einen Kredit finanziert werden. Schatzmeister Hergenrath regte stattdessen ein Modell an, das das Geld durch Spenden, unverzinsliche Einlagen und Crowdfunding zusammenbringen soll.

Crowdfunding ist eine Methode, bei der Interessenten Geld für den Kauf spenden können. Sollte der Kauf nicht zustande kommen, erhalten die Spender ihr Geld zurück. „Wir müssen schauen, wie viel Geld wir zusammen bekommen“, sagte Hergenhan. Denn eins bleibt auch bei diesem Modell klar: „Wir müssen damit 450.000 Euro erlösen. Einen Kredit nehmen wir nicht auf.“

Nur eine Handvoll Mitglieder sprach sich gegen diesen Vorschlag aus, die überwältigende Mehrheit folgte dem Vorstand. Der hat sich eine Frist von einem Monat gesetzt, in dem er das Geld mit dieser überraschenden und unkonventionellen Methode einsammeln will.

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