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Schwelbrand und elf Verletzte - Warum bei der Südostbayernbahn so viel schief läuft

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Von: Markus Honervogt

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Bei vielen Bahnreisenden gefürchtet: Die alten VT 628-Triebwagen sind weder barrierefrei noch klimatisiert.
Die Uhr tickt unerbittlich. Pünktlichkeit ist für Bahnreisende besonders wichtig. Die SOB tut sich dabei derzeit sehr schwer. © Mayer

Am Mittwoch (1. Februar) gab es einen dramatischen Zwischenfall bei der Südostbayernbahn (SOB) mit elf Verletzten. Der Schwelbrand ist nur das vorerst letzte Kapitel einer Serie von Problemen mit liegengebliebenen Loks, Unpünktlichkeiten oder Ausfällen. Die Bahn nennt dafür mehrere Gründe.

Mühldorf - Am Mittwochnachmittag (1. Februar) war es erneut so weit: Kurz nach 15 Uhr blieb beim Markt Willgruber im Niemandsland zwischen Markt Schwaben und Hörlkofen ein Pendlerzug aus München liegen. 122 Menschen im Zug mussten auf eine Ersatzlok warten, damit der Zug nach Markt Schwaben geschleppt werden konnte. Vier Menschen kamen mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus, nachdem Rauchschwaden durch den Zug gezogen waren. Insgesamt gab es elf Verletzte.

Probleme und Beschwerden von Kunden aus der Region gab es schon zuvor. Mangelnde Pünktlichkeit hat der Südostbayernbahn im bayernweiten Ranking und der Zufriedenheit von Kunden immer wieder eine schwache Platzierung eingebracht. Im ersten Jahr nach Corona scheinen sich diese Probleme zuzuspitzen. Das legen die zahlreichen Beschwerden von Bahnkunden nahe. Und Zahlen belegen das.

Pünktlich ist ein Zug laut den Regeln der Bahn, wenn er weniger als sechs Minuten zu spät kommt. Das traf im vergangenen Jahr nach Angaben der Bahn auf 88,06 Prozent der Züge im Streckennetz der SOB zu, sie waren pünktlich. Anders formuliert: Fast jeder achte Zug hatte Verspätung

Deutlich hinter dem Deutschlandwert

Diese Zahlen veröffentlicht die Bahn auf ihrem Internetportal. Auffallend ist, dass die SOB mit diesen Werten um gut drei Prozentpunkte hinter dem Deutschlandwert liegt. Um den zu ermitteln, wertet die Bahn nach eigenen Angaben die Zahlen -monatlich 780.000 Fahrten - im Nahverkehr aus.

Pünktlichkeit während der Pandemie höher

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich die Pünktlichkeitswerte der Bahn nicht nur gefühlt verschlechtert haben. Denn die Werte der SOB sind gegenüber den Vorjahren stark zurückgegangen. So lag die Pünktlichkeit 2019, also im letzten Vor-Coronajahr, mit 93,96 Prozent deutlich höher als im vergangenen Jahr.

Auf Anfrage lässt die Bahn offen, auf welchen der heimischen Strecken die SOB die meisten und größten Verspätungen einfährt. „Wir bitten um Verständnis, dass wir die Pünktlichkeitswerte nicht nach einzelnen Streckenabschnitten aufgeschlüsselt veröffentlichen“, heißt es auf Anfrage.

Viele verschiedene Gründe

Als Gründe nennt die Bahn eine Mischung aus allgemeinen Problemen der Bahn und Schwierigkeiten vor Ort. So habe die Bahn einen „zeitweise hohen Krankenstand“. Der „führte teilweise zu betrieblichen Einschränkungen im Zugverkehr der SOB“, heißt es auf Anfrage.

Zudem habe die Deutsche Bahn seit Juli 2022 ein umfangreiches Inspektionsprogramm bei Betonschwellen durchgeführt. Dabei seien bundesweit rund 200.000 Schwellen eines bestimmten Bautyps und Herstellers überprüft und teilweise ausgetauscht worden– so auch im Netz der SOB. Überall dort, wo die Fachleute Auffälligkeiten entdeckt hätten, habe die DB umgehend reagiert: Züge mussten langsamer über die betroffenen Schwellen fahren.

Lieferschwierigkeiten bis Januar

Zwischenzeitlich habe es eine „angespannte Fahrzeugsituation aufgrund von Lieferengpässen“ gegeben. Mit anderen Worten: Die SOB hatte zu wenige Züge. „Aus diesem Grunde entfielen bis Anfang Januar einzelne Züge auf der Hauptstrecke zwischen Mühldorf und München. Zum Teil waren Züge mit weniger Wagen unterwegs.“ Zu Zugausfällen und großen betrieblichen Einschränkungen für die Reisenden habe über mehrere Monate auch der Dammrutsch bei Ramerberg auf der Strecke nach Wasserburg geführt.

Bahn gibt sich reumütig

Mit der Pünktlichkeit sind nicht nur Kunden unzufrieden, auch die Bahn selbst: „Der Pünktlichkeitswert von 2022 wird unserem Anspruch an Zuverlässigkeit und Qualität für unsere Fahrgäste nicht gerecht“, erklärt ein Sprecher. „Uns ist bewusst, dass wir hier besser werden müssen.“ Ziel müsse es sein, Reisenden eine zuverlässige und stabile Reisemöglichkeit anbieten zu können.

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