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Mit Volldampf durch den Haberkasten: Soultrain macht auch in Mühldorf Station

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Von: Josef Enzinger

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Das Kreuz mit dem Kreuz: Auf choreographische Einlagen musste Ecci DiLorenzo im Haberkasten wegen eines Rückenleidens verzichten. Auf seine Stimme konnte sich der Münchener Entertainer aber verlassen.
Das Kreuz mit dem Kreuz: Auf choreographische Einlagen musste Ecco DiLorenzo im Haberkasten wegen eines Rückenleidens verzichten. Auf seine Stimme konnte sich der Münchener Entertainer aber verlassen. © Josef Enzinger

Eine Viertelstunde. Mindestens. So lange muss es dauern, bis dann auch der letzte Akkord von „Papa Was A Rolling Stone“ verstummt. Denn dann herrscht Gewissheit darüber, dass man beim richtigen Konzert ist. Wohl kaum eine Band spielt den Klassiker aus den 70ern so leidenschaftlich wie die Band von Ecco DiLorenzo. Selbst wenn der Rücken noch so schmerzt.

Mühldorf - Ein Barhocker. Ecco DiLorenzo, etwas zugeknöpft im schwarzen Anzug, die Krawatte gelockert, nimmt darauf Platz und erklärt gleich zu Beginn: Auf Tanzeinlagen muss der 62-Jährige diesmal verzichten. Es ist ihm etwas in den Rücken geschossen. Deswegen übt er sich im Mühldorfer Haberkasten in Zurückhaltung. Zumindest körperlich. Denn stimmlich ist Ecco Meineke, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, voll da. Zusammen mit seiner Band „Innersoul“ heizt der Entertainer über zwei Stunden lang einem gut gefüllten Saal ordentlich ein.

Von Beginn an gibt es kein Halten

Elf Menschen stehen da auf der Bühne, auf der die „Innersoul Rhythmsection“ mit Cool Daddy G. (Keyboards), Mr. Bubbels (Gitarre), Piot Tictacowski (Bass) und Wolfman Slim (Drums) die Antreiber sind. Tom Shreve (Posaune), Tom Toot-in-the-tin (Tenorsaxofon) und Big Boy Godzilla (Trompete) als die „The Motor City Horns“ verleihen dem Ganzen ihre ganz eigene Note. Und wenn die „DiLorettes“ dreistimmig ins Mikrofon hauchen, dann gibt es sowieso kein Halten mehr: Von Beginn an hat die Combo die Gäste im Griff. Nach dem Motto: Es darf getanzt werden!

Temperamentbündel auf der Bühne: „Miss Curly Crunch“ aka Carolin Roth.
Temperamentbündel auf der Bühne: „Miss Curly Crunch“ aka Carolin Roth. © Josef Enzinger

Wie sollte man sich auch dem Tanz entziehen, wenn es gleich zum Auftakt „Knock On Wood“ heißt? Die Beats von „Innersoul“ treiben an wie eine Dampflok. Und das mit einem fantastischen Bassisten, der nicht müde wird, seine vier Saiten zu zupfen und zu slappen. „Higher & Higher“ heißt es gleich darauf. Gleiches gilt für die Stimmung im Saal, bevor mit „My Girl“ erst einmal ruhigere Töne angeschlagen werden.

James Brown lebt - auch wenn es diesmal auf Tanzeinlagen verzichten muss

Ja, und dann kommt er eben, der Herumtreiber („Papa Was A Rolling Stone“), bei dem Ecco die gesamte Bandbreite seines Stimmumfangs zum Besten gibt. Die Bläsersektion brilliert, spielt sich in Rage, wie später auch bei Sex Machine, das beinahe schon meditativ wirkt, mit dem sich unablässig wiederholendem Thema. Zwischendrin filtert die Ohrmuschel ein „I Like To Move It“ raus, als wäre diese Passage immer schon Bestandteil des James-Brown-Klassikers.

Politische Botschaften? Selbstverständlich gibt es auch die. Im zweiten Teil bleibt Ecco schwarz, doch tauscht er seinen Anzug gegen Jeans, Blouson und Cap ein. Fast schon jugendlich wirkt der 62-Jährige, lässt die Jacke dabei offen, damit jeder den Schriftzug „Black Life Matters“ lesen kann.

Unfassbar temperamentvoll und stimmgewaltig: die DeLorettes mit Miss Curley Crunch, Miss My Love und Miss Sugar Kane (von links).
Unfassbar temperamentvoll und stimmgewaltig: die DeLorettes mit Miss Curley Crunch, Miss My Love und Miss Sugar Kane (von links). © Josef Enzinger

Neuer Song im Gepäck

Meineke hat auch neue Töne mit dabei, präsentiert gleich zu Beginn des zweiten Teils mit „Straight Of The Dance Floor“ einen neuen Song - die Leute gehen sofort mit. Wenn er gleich darauf mit „Sunday Everyday“ dann gleich wieder Tempo rausnimmt, dann wackeln trotzdem die Hüften. Der Soul geht ins Herz, dann in die Beine. Stillhalten? Unmöglich.

Ecco überlässt gerne den anderen das Scheinwerferlicht

Ecco wäre nicht Ecco, wenn er das Scheinwerferlicht nicht immer wieder seinen Co-Künstlern überlassen würde. In bester Laune präsentiert sich da „Miss Curly Crunch“ aka Carolin Roth („Think“) oder das Energiebündel aus New , „Miss MyLove“ (Meredith A. Murray) lässt die pure Leidenschaft für den Soul heraussprudeln. Und wenn Ecco Meineke dann auf Tuchfühlung zu seinem Bassisten geht, dann deswegen, damit die beiden publikumswirksam vierhändig den Bass bespielen.

Und wenn schon der Münchener Großmeister des Soul und Funk nicht ausflippen darf, dann zumindest das Publikum. Gelegenheit dazu gibt Ecco Meineke dem Haberkasten-Publikum ziemlich am Ende des Konzertes, wenn er den Titelsong seiner CD „Soultrain BaBaDee“ anstimmen lässt. In Anlehnung an die US-amerikanische TV Sendung „Soul Train“ hält ein besonderes Tanz-Ritual Einzug in den Haberkasten. Die Zuhörer bilden eine Gasse, Wagemutige nutzen diesen Laufsteg, um ihre Tanz-Moves zu präsentieren. Zur Belohnung gibt‘s am Ende ein High Five von Ecco.

Gute Stimmung bis zum Schluss. Ecco DiLorenzo schafft es auch diesmal ordentlich einzuheizen. Trotz körperlicher Blessuren. Ein High Five also auch für ihn und seine Combo? Selbstverständlich. Verbunden mit der Hoffnung, dass der Soul-Zug von Ecco Meineke bald wieder Halt am Haberkasten macht. Dann aber hoffentlich ohne Rückenleiden.

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