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Sprach-Kitas bis 2024 gerettet - Parteien-Hickhack und Schuldzuweisungen gehen aber weiter

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Von: Christa Latta

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Wie schreibt man „Maus“ auf Russisch? Sprachfachkraft Dagmar Burger zeigt den neugierigen Kita-Kindern die unterschiedlichen Wörter
Wie sieht das Wort „Maus“ auf Russisch aus? Dagmar Burger zeigt wissbegierigen Kita-Kindern in Maria Schutz die Lösung. © Nicole Petzi

Lange sah es so aus, als würden die Sprach-Kitas im Landkreis Mühldorf mangels Finanzierung durch den Bund eingestampft. Jetzt ist der Freistaat eingesprungen. Die einen freuen sich, die anderen kritisieren die unterschiedlichen Regierungen, je nach politischer Ansicht.

Mühldorf - Im Juli 2022 erklärte die Bundesregierung, das seit fast zwölf Jahren laufende Förderprogramm für „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ auslaufen zu lassen. Vor kurzem verkündete die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf, dass Bayern die „Sprach-Kitas“ auch ohne Bundesmittel weiterführen will. „Wenn der Bund Mitte des Jahres 2023 die Förderungen der Sprach-Kitas auslaufen lässt, springt Bayern ein und finanziert das Programm mit einem Millionenbetrag in den Jahren 2023 und 2024 weiter!“, so der Wortlaut der Pressemitteilung.

„Wir freuen uns sehr über die Zusage zur Weiterfinanzierung“, sagt Charlotte Konrad, Leiterin der Sprach-Kita Maria Schutz Waldkraiburg. Der für Sommer 2023 angekündigte Rückzug des Bundes sei zwar bedauerlich gewesen, doch am Fortbestand des Programms habe sie nicht gezweifelt. Seit zehn Jahren ist Maria Schutz dabei und auch bisher seien die Zusagen vom Bund nur immer für ein Jahr gemacht worden, nie unbefristet. „Dass Bayern jetzt gleich zwei Jahre finanziell absichert, ist für uns eine sehr gute Sache“, sagt Konrad. Sie ist überzeugt, dass die Landtagswahl im Herbst daran nichts ändern wird, denn: „Die Bedeutung dieser Einrichtungen ist von allen Fraktionen anerkannt.“

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Finanzierung endlich festschreiben

„Es ist gut, wenn es weitergeht“, kommentiert Ulrich Wunder von der Stadtkirche Mühldorf die Entscheidung aus München, die Katholische Kinderwelt St. Laurentius ist seit 2016 dabei. „Dass die Zusage für fast zwei Jahre gilt, ist auf alle Fälle eine große Erleichterung für uns.“ Er fände es allerdings besser, wenn man die Finanzierung der Sprach-Kitas endlich festschreiben würde und sich die Einrichtungen nicht mehr von Jahr zu Jahr hangeln müssten. Außerdem bräuchte es seiner Meinung nach einen eigenen Topf für die Sprach-Kitas, die Mittel dafür sollten nicht anderen Programmen abgezwackt werden.

Sprach-Kitas erzielen Erfolge

„Wir müssen der Politik immer wieder ins Bewusstsein rufen, welch tolle Erfolge die Sprach-Kitas für die Integration bringen“, angesichts des hohen Zustroms von Flüchtlingen aus aller Herren Länder erwarten Charlotte Konrad und Ulrich Wunder, dass der momentan schon hohe Bedarf an Sprachunterricht für die Kleinsten noch weiter steigen wird. „Im Grunde könnte jeder Kindergarten und jede Kita eine Sprachfachkraft brauchen“, stellt Wunder fest, denn die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund wächst stetig. „Als die ersten Kinder aus der Ukraine bei uns ankamen, hatten wir das große Glück, dass sich eine Mitarbeiterin russischer Herkunft um sie kümmern konnte.“

Kritik von der Opposition

Die Oppositionsparteien in Bayern sind mit der Staatsregierung nicht zufrieden. Die Grünen-Landtagskandidatin Bianca Hegmann sagt etwa: „Es ist völlig unverständlich, dass die Lösung so lange gedauert hat. Wer mit einer anderen Muttersprache als Deutsch ins bayerische Schulsystem hineinwächst, hat noch immer schlechtere Chancen als Kinder mit deutschsprachigen Eltern. Der Schlüssel, das zu ändern, ist bekannt: Kinder frühzeitig und spielerisch an die deutsche Sprache heranzuführen. Dass hier Eltern, Kinder und die Einrichtungen so lange im Ungewissen gelassen wurden, zeigt, wie wenig Einfühlungsvermögen die bayerische Regierung bei Bildungsfragen hat.“

Der SPD im Landtag ist Söders Ankündigung zu „nebulös“, so Doris Rauscher, Vorsitzende des Sozialausschusses. Sie fordert ein Konzept mit konkreten Angaben darüber, in welchem Umfang das Programm fortgesetzt und aus welchen Mitteln die Fortführung finanziert wird. Die Unsicherheit darüber geht zulasten des Personals und der vielen Kinder, die von dieser Förderung profitieren. Mitarbeiterinnen verschiedener Einrichtungen hatten Rauscher über 11.000 Unterschriften für die Fortführung und Ausweitung des Sprach-Kita-Programms übergeben.

Zusage ist eine gute Nachricht

„Die Zusage des Freistaats ist eine gute Nachricht für die Sprach-Kitas in meinem Wahlkreis und für die Integration“, weist der heimische Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) die Kritik zurück. Die Ampel-Koalition sei im Koalitionsvertrag mit dem Versprechen gestartet, die Bildungsausgaben zu erhöhen und das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ weiterzuentwickeln und zu verstetigen und habe einen Rückzieher gemacht. „Dank der Bayerischen Staatsregierung kann das Programm nun zunächst bis Ende 2024 weitergeführt werden. Im Übrigen musste auch beim früheren Bundesprogramm jährlich fortgeschrieben werden. Nun sind es zumindest schon mal zwei Jahre.“

Er habe zusammen mit den beiden CSU-Bezirksrätinnen Claudia Hausberger (Mühldorf) und Gisela Kriegl (Altötting) 1000 Unterschriften gesammelt. „Ich kann mich an keine Initiative örtlicher Mandatsträger von SPD, FDP und Grünen in Richtung Berlin erinnern“, sagt Mayer. „Die Mandatsträger der CSU haben sich für das Fachpersonal, das in den Sprach-Kitas mit großem Einsatz exzellente Arbeit leistet, eingesetzt und waren nun erfolgreich.“ Er kündigt an: „Die Bezirksrätinnen und ich werden alles daran setzen, dass das Programm auch nach 2024 weiter läuft. Denn die Sprache ist der Schlüssel zur Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, der Schlüssel für Bildung und ein erfolgreiches Berufsleben. Sinnvoller kann kein Geld ausgegeben werden.“

Sechs Sprach-Kitas gibt es im Landkreis

Sprach-Kitas gibt es im Landkreis Mühldorf in der Katholischen Kinderwelt St. Laurentius und im Kindergarten St. Peter und Paul in Mühldorf, in der Kindertagesstätte Maria Schutz Waldkraiburg, im Städtischen Kindergarten Neumarkt-St.Veit, im Kindergartenzentrum Kitz Waldkraiburg sowie im Kindergarten Isenstrolche Ampfing. In diesen Einrichtungen vermitteln sogenannte Sprachfachkräfte schon den Kleinsten die deutsche Sprache, als Schlüssel zur Integration.

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