Von Usern geschrieben: Die OVB24.de-Weihnachtsgeschichte

Landkreis - OVB24.de-User haben die wohl regionalste Weihnachtsgeschichte, die es zwischen Inn und Salzach gibt, geschrieben. Hier ist die ganze Story:
Gemeinsam eine regionale Weihnachtsgeschichte schreiben. Das war der Plan. Auf unserer Facebook-Seite konnten die innsalzach24.de-User mitmachen. In den vergangenen Wochen haben sich so verschiedene Personen und Handlungsstränge um unsere Hauptfigur, den Sepp, entwickelt. Herzlichen Dank an alle, die mitgelesen und die Geschichte verfolgt haben und natürlich Herzlichen Dank an die fleißigen Autoren. Jetzt ist sie fertig, die OVB24.de-User-Weihnachtsgeschichte.
"Wieder Scheiben kratzen"
Auf einmal ist es kalt geworden zwischen Inn und Salzach. Sepp hat Frühschicht. Die Mütze tief über die Ohren gezogen, verlässt er das Haus. „Brrr! Saukalt ist es heute“. Jetzt wäre er lieber noch ein paar Stündchen im warmen Bettchen, aber stattdessen: „Wieder Scheiben kratzen“, grummelt Sepp genervt vor sich hin. So bemerkt er nicht, dass hinter ihm der rot getigerte Kater seiner Nachbarin – die mit den vielen Orchideen und Keramikfigürchen am Fensterbrett – auf leisen Pfoten durch die Eingangstür des Mehrparteienhauses ins Freie schlüpft.
Die 25 Kilometer zur Arbeit – er könnte sie blind fahren, so gut kennt er die Strecke, aber nicht nur sie. Immer um diese Uhrzeit sperrt der Hans seine Kneipe zu und hilft dem letzten Gast nach Hause. Da ist auch dieser Mann mit dem Cowboy-Hut, der mit seinem Schäferhund die erste Runde dreht und – „genau“ – der Rudi von der Bäckerei, der seine Semmeln in den Van lädt, um sie auszufahren.
Eines ist heute anders: „Was ist mit dem Zeitungsausträger?“. Er ist nicht da. „Dann war er halt heute früher dran als sonst“. Am Firmenparkplatz angekommen, atmet Sepp noch einmal tief durch, bevor er das mittlerweile warm gewordene Auto verlässt. Einmal über den Parkplatz und rein in die Firma.
"Jetzt feuert er mich!"
Es müssen zwei oder drei Stunden gewesen sein, da kommt der Chef auf Sepp zu. Sein Blick ist ernst. „Sepp, ich muss Dir etwas mitteilen“, sagt er. „Jetzt bin ich fällig! Jetzt feuert er mich!", denkt er. Da gab es nämlich dieses „Missgeschick“. In einer Pause hatte er über den Chef gelästert, bis dieser plötzlich hinter ihm stand.
Tatsächlich sagt der Chef aber, Sepp solle vorsichtig fahren nach der Arbeit. „Stand gerade auf innsalzach24.de: Da ist ein Zeitungsausträger bei Dir ums Eck halb erfroren. Auf spiegelglatter Fahrbahn ist er mit dem Fahrrad umgestürzt. Muss da schon ziemlich lange gelegen haben. Ein Mann mit Hund oder besser gesagt der Hund hat ihn gefunden. Ach ja! Ich hab da noch was für dich!" Normalerweise macht er das nicht persönlich, aber dieses Jahr bringt der Chef die Weihnachtsgratifikation persönlich vorbei. Sepp nimmt den Umschlag entgegen: „Danke“.
"Hife! Katze entlaufen!"
Es ist viertel nach Vier, als Sepp wieder im Auto sitzt. Müde ist er und die Straßen sind glatt und „Da war doch noch was“: Der Christbaum für die Nachbarin. Er hat der alten Dame versprochen, dass er ihr wie jedes Jahr wieder „so einen ganz besonders schönen“ mitbringt. Gleichzeitig geht Sepp dieser Zeitungsausträger nicht mehr aus dem Sinn. Die ganze Heimfahrt über muss er an ihn denken und fragt sich, ob er wohl Familie hat.
Er hält an der Bäckerei. An der Ladentür ist ein Aushang. "Hilfe! Katze entlaufen! Wo ist mein Tigerle?", steht ganz oben und darunter ist ein Foto seiner Nachbarin mit ihrer Katze und unten ein paar dieser Zettel mit der Telefonnummer zum Abreißen. „Oh je! Weihnachten und ihr Tigerle ist weg“, sagt Sepp zu der Verkäuferin. „Gibst mir zwei Butterbrezen und ein Nusshörnchen bitte. Und die Bestellung für Weihnachten wollte ich noch abholen“. Nach kurzer Pause sagt er dann: „Kannst Du mir die Sachen zurücklegen? Ich hol nur schnell den Christbaum für sie“ und zeigt auf das Plakat. Darauf Maria: „Geht klar! Schaust halt, dass Du rechtzeitig wieder da bist. Und grüß Deine Nachbarin von mir! Ich drück ihr die Daumen, dass ihr Tigerle heil wieder auftaucht!".
"Hams schon ghört?"
Seit Jahren kauft Sepp den Christbaum immer bei dem kleinen Verkauf am Waldrand, nicht weit von der Bäckerei entfernt. Er sucht sich zwei aus, einen für ihn und den anderen für die alte Dame. Rauf damit auf den Dachträger und sicher verzurren: Nach so vielen Jahren hat Sepp schon Übung darin. Aber was ist das? Ein leises "Miau" dringt an sein Ohr. Er geht dem weinerlichen Geräusch nach und findet schließlich Tigerle. Verloren und verängstigt kuckt der Kater seiner Nachbarin unter einer Tanne hervor. Tigerle einpacken und nix wie ab zu der alten Dame. Kaum zu beschreiben, wie sehr sie sich gefreut hat, ihren Kater wieder zu haben. Sie lädt Sepp zum Kaffeetrinken ein. In ihrer Wohnung duftet es nach Plätzchen. Dabei lebt sie allein. Ihre Kinder haben alle Familie und wohnen weit weg. Klar, die moderne Zeit: Da ist das alles nicht mehr so einfach, trotz Handy. Grad zu Weihnachten ist die alte Dame immer sehr allein.
"I bin eana so dankbar!" sagt sie. „Hams schon ghört? Der Schorsch ist heut beim Zeitungaustragen gstürzt. Schlimm. Grad er. Der hat doch grad erst seine Frau verloren.“ Die alte Dame redet weiter: Davon dass die Welt in ihren Augen vergessen hat, worum es wirklich geht, was Weihnachten doch eigentlich bedeute: „Nächstenliebe und Barmherzigkeit aber des verstehen die Leut von heut nimmer.“
"Ich bezahle heute!"
Sepp ist nachdenklich geworden und fragt sich, was denn aus seiner Nachbarin werden würde, wäre er nicht da. Sie hätte praktisch gar keinen Anschluss mehr, niemand würde ihr einfach mal zuhören und „sie hat ja Recht mit dem, was sie sagt“. Schließlich verabschiedet er sich, natürlich nicht ohne Tigerle noch einmal zu kraulen. Sepp hat einen Plan.
Zurück bei Maria in der Bäckerei ist Rudi, der Senior, auch gerade wieder angekommen mit seinem Van. „Servus Sepp“, ruft der ihm zu. „Rudi, mitkommen!“. Vor dem Laden wartet ein Hund auf sein Herrchen. Drinnen steht der Mann mit dem Cowboy-Hut und bezahlt gerade seinen Einkauf. „Nix da!“, ruft der Sepp und winkt mit dem Umschlag mit der Weihnachtsgratifikation. „Ich bezahle heute“. Sepp erklärt, was er vorhat. Dann geht alles schnell: Zusammen bereiten sie eine Platte mit leckeren Häppchen vor, Rudi plündert seinen Getränkekühler in der Bäckerei und alle zusammen wandern damit rüber zur alten Dame.
"Man konnte in ihr Herz schauen"
An deren Wohnungstüre ein kurzer Stopp: „Was machen wir mit dem Hund?“. „Der folgt aufs Wort. Außerdem ist Hasso ein ganz lieber“, sagt Django. Wie Hassos Herrchen wirklich heißt, weiß niemand. Die alte Dame öffnet. „Ein Moment, wo die Augen von Menschen manchmal weiter aufgehen als sonst“, wird Sepp später sagen. „Man konnte in ihr Herz schauen“. Wie lange sie da saßen, redeten, Geschichten erzählten und gemeinsam lachten, ist nicht bekannt. Irgendwann holte Sepp sein Handy raus. „Hallo, ist da das Krankenhaus?“, fragte er in den „Hörer“. Es hat ein wenig gedauert, aber dann war Schorsch am Apparat. Die alte Dame sprach mit ihm: „Schorsch, wir wünschen Dir Frohe Weihnachten!“, ruft sie in den Hörer. Wer alles da sei, wollte Schorsch wissen. „Da sind Deine beiden Retter, der Django und sein Hasso und dann sind da noch der Rudi, der Franz, der Sepp und die Maria“.
Ein Stern ist aufgegangen
Weil dieser Abend zu schön ist, um einfach so zu enden, schlägt der Django mit dem Cowboy-Hut vor, noch „Zum Hans“ zu gehen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Gerade als sie die Brunnengasse entlang gehen, wird es plötzlich ein kleines bisschen heller. Sie schauen zum Himmel. Da ist ein neuer Stern zwischen Inn und Salzach zu sehen, der besonders hell funkelt. Freilich konnte das am nächsten Tag keine der von der Redaktion angefragten Stellen offiziell bestätigen. Der Hans, Django, Schorsch, Rudi, Sepp und die Maria wissen es aber besser, denn sie haben es selbst gesehen und selbst erlebt. FROHE WEIHNACHTEN!
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