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In Erharting gendert sogar der Mönch, er reimt und segnet seine Schäfchen mit der Klobürste

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Von: Josef Enzinger

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Thomas Mück alias Bruder Barnabas, hält nicht viel vom Beichtgeheimnis, plauderte einiges aus, was er denn so allesgehört hat. Und er erntete dafür tosenden Applaus.
Thomas Mück alias Bruder Barnabas, hält nicht viel vom Beichtgeheimnis, plauderte einiges aus, was er denn so alles gehört hat. Und er erntete dafür tosenden Applaus. © Mathias Huber

Es hatte fast schon Volksfestcharakter, das Starkbierfest des Wirteerhaltungsvereins Erharting (WEV) im Landgasthof Pauliwirt. Masskrugstemmen, Holzstocknageln und Bockstechen ließen in Wirtsstube und Saal gute Stimmung aufkommen. Und dann las Bruder Barnabas ja auch noch die Leviten.

Erharting - In dunkelbrauner Kutte marschiert Bruder Barnabas alias Thomas Mück durch die Reihen, tunkt die Klobürste immer wieder in den mit Wasser gefüllten Glaskrug und „segnet“ zur Melodie des Bayerischen Defiliermarschs die knapp 160 Besucher im Saal des Pauliwirts, die er sogleich gendergerecht mit „liebe Brüderinnen und Schwesterinnen“ begrüßt. Zu diesem Zeitpunkt war das Eis bereits gebrochen. Die Zuhörer klebten an den Lippen, die der Humorist aus Erharting hinter seinem dichten Bart versteckt hatte.

Wieviel wiegt Bürgermeister Mathias Huber? Das war die spannende Frage beim Schätzspiel des Abends.
Wieviel wiegt Bürgermeister Mathias Huber? Das war die spannende Frage beim Schätzspiel des Abends. © privat

Auch vor seinem Bart nahm er kein Blatt vor den Mund, als es darum ging, auf Unzulänglichkeiten von einzelnen Personen oder peinlichen Begebenheiten im Gemeindegebiet allgemein Bezug zu nehmen. Dem Genderwahn und der Sternchen-Schreibweise erteilte der Mönch gleich zu Beginn eine klare Absage: „Am liebsten ich die Sternderl seh, wenn ich vom Pauliwirt heimgeh“, verhehlte er nicht.

Klimakleber aufs Korn genommen

Die Zuhörer bogen sich vor Lachen, wenn Bruder Barnabas in launigen Worten Geschichten vom Eicher-Bäcker erzählte und dabei Witze geschickt auf das Lokale runterbrach. Schwere Geschütze fuhr er gegen Klimakleber-Aktivisten auf: „Bist du blöd und hast keinen Arbeitgeber, bleibt Dir bloß der Klimakleber!“ In Erharting gebe es nur einen Grund sich festkleben zu lassen, so Bruder Barnabas, „am Stammtisch“.

Brauerei hat Corona überlebt - dank des Konsums in Erharting

Überhaupt hätte die Gemeinde die Corona-Zeit gut gemeistert, fand der Mönch. Die Erhartinger hätten mit regem Bierkonsum gesorgt, dass die Brauerei keine größeren Einbußen zu erleiden hatte. In Zeiten, in denen Verbote an der Tagesordnung standen, hätten sich viele Bürger erfinderisch gezeigt.

Über Denunzianten und kulante Polizisten

Manche Ehefrau zum Beispiel habe sich tierisch darüber gefreut, dass der Mann im Lockdown aktiv geworden ist: Den Keller aufgeräumt, das Gartenhaus gebaut, die Carports dicht verschlossen. „Bis die Frauen dann gemerkt haben, dass der Ehemann nur Platz und Raum schafft, damit er heimlich und entgegen aller Corona-Vorschriften mit den Freunden ein paar Halbe trinken kann. Die Polizei hat das auch gewusst und ist wohlwollend und trotz niederträchtigem Denunziantentums auch nicht eingeschritten!“, glaubte Bruder Barnabas zu wissen.

Auch die Frauen standen ihren Mann. Das Masskrugstemmen der holden Weiblichkeit gewann Maria Maier aus Schoßbach (Bildmitte).
Auch die Frauen standen ihren Mann. Das Masskrugstemmen der holden Weiblichkeit gewann Marion Maier aus Schoßbach (Bildmitte). © Mathias Huber

Das „Gartenzaunbier“ hätte zu dieser Zeit auch die Nachbarschaft wieder zusammengebracht. „Wer sich mal etwas Mehl vom Nachbarn ausleihen wollte, ist erst ein paar Stunden später wieder heimgekommen - randvoll, aber ohne Mehl!“

Gassigehen während der Corona-Pandemie - mit und ohne Hund

In der Corona-Zeit, auch diese Beobachtung habe er gemacht, habe er so viele Ausgeh-Gassigeher gesehen wie noch nie. „Hunde haben sich tagsüber vom unerbittlichen Gassigehen erholen müssen!“, stellte er fest. „ Der Edi Steffen hat sich erst den Hund der Tochter ausgeliehen. Und als der nicht mehr wollte, ist er nur noch mit Hundeleine gegangen.“ Zur EU-Verordnung, dass künftig auch Insektenpulver zu Nahrungsmitteln beigemengt werden dürften, zeigte Bruder Barnabas eine klare Kante: „Vor ein paar Jahren hat es noch geheißen: Rettet die Bienen! Jetzt heißt es plötzlich: Fresst Käfer!“

Burder Barnabas stellt klar: Die Schlacht war bei Erharting!

Zwischendrin plauderte Bruder Barnabas einiges aus dem Beichtstuhl aus, wie er sagte, und schaffte auch den Verweis zur Schlacht von 1322, die Erharting eigentlich im vergangenen Jahr groß feiern wollte, dies aber wegen Corona auf 2023 verschoben hat. In Reimform gab er etwas Geschichtsunterricht zur Schlacht vor 700 Jahren: „Der Lugge hod mit‘m Fritze grafft, weil‘s mit der Königswürde ned so lafft!“ Wo denn nun die Schlacht wirklich stattgefunden hat, das ist für einen Erhartinger natürlich klar - in Erharting, feixte Barnabas in Richtung Ampfing.

Welcher Gemeinderat könnte in welche Rolle beim Spiel zum 700. Jahretag schlüpfen. Auch dieser Frage ging der Mönch auf den Grund. Er verwies dabei auch auf die beiden Frauen im Gemeinderat, die ein ganz großes Herz hätten, wie Martina Karl, die als Mesnerin Robin Hood-Mentalität habe. Den Reichen nehmen, den Armen geb‘n. „Des duat sie völlig ungeniert, wenn sie mit‘m Klingelbeutel abkassiert!“

„Ned g‘schimpft is g‘lobt gnua!“

Natürlich gebe es auch reichlich Positives aus der Gemeinde zu berichten. Kurz würdigte der Ordensbruder die Leistungen von Bürgermeister Mathias Huber, geizte dann aber mit weiterem Lob. „Ned g‘schimpft is g‘lobt gnua!“, klärte er auf. Er sei schließlich zum Derblecken da, aber auch da fand er augenscheinlich keine Angriffspunkte beim Erhartinger Bürgermeister.

Es durften nicht nur Krüge geleert, sondern auch mit ausgestreckten Arm in die Waagrechte gehievt werden. Die Frau, die das am längsten schaffte, war Marion Maier aus Schoßbach, als kräftigster Bursche durfte sich Armin Ostenstetter über einen Preis freuen.

Bürgermeister auf der Sauwaage

Und dann gab es auch noch ein Schätzspiel: Es sollte das Gewicht eines gefüllten Drei-Liter-Kruges mit Zinndeckel geschätzt werden und dann der Multiplikator ertüftelt werden, um auf das Gewicht des Bürgermeisters Mathias Huber zu kommen. 5,7 Kilogramm hatte der Krug, das Gewicht des Bürgermeisters gab die Sauwaage mit 110 Kilogramm an. Am nächsten war Stefan Lippacher, der als Belohnung einen 100-Euro-Gutschein von Pauliwirt Klaus Heimeldinger bekam..

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