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Kein Grenzwert – Kein Problem? Näheres über die Gifte in Alz-Fischen

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Von: Daniela Haindl

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Die Alz bei Emmerting im Landkreis Altötting: Die Fische sollte man nicht mehr essen.
Die Alz bei Emmerting: Die Fische sollte man nicht mehr essen. © Haindl

Zwar lag der Fokus der Verzehrwarnung des LGL auf dem PFAS-Gehalt in Alz-Fischen. Aber es spielten noch andere Gifte eine Rolle – darunter toxische Oganozinnverbindungen.

Burgkirchen, Landkreis Altötting – Erst vor kurzem hat das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eine Verzehrwarnung für Alz-Fische ausgesprochen. Grund dafür sei die hohe Belastung mit PFAS-Stoffen (darunter PFOA, PFNA, PFOS und PFHxS). Doch ganz anders war kurz vorher die Bewertung eines Gutachtens im Auftrag der InfraServ Gendorf ausgefallen: ihm zufolge war der Verzehr von Alz-Fischen unbedenklich.

PFAS für Verzehrwarnung ausschlaggebend

Das LGL kritisierte diese gutachterliche Bewertung und wies darauf hin, dass es sich auf veraltete Berwertungsgrundlagen (BfR 2006) bezöge. „Im Gutachten des Sachverständigenbüros wurden die in den Fischen nachgewiesenen und auch in deutlich höheren Mengen als PFOA und PFOS vorhandenen, langkettigen PFAS Perfluorundekansäure (PFUnA), Perfluordodekansäure (PFDoA), Perfluortridekansäure (PFTrA) und Perfluortetradekansäure (PFTeA) für die Bewertung der Verzehrfähigkeit nicht berücksichtigt“, so das LGL. Außerdem bezöge sich das Gutachten bei der Bewertung von PFDA auf den veralteten Beurteilungswert des BfR aus dem Jahr 2006 und stufe somit den Verzehr damit als unbedenklich ein. Die aktuelle wissenschaftliche Bewertungsgrundlage (BfR 2021: 4,4 ng/kg KG) und der Nachweis von langkettigen per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in den Fisch-Proben seien aber für die Verzehrwarnung durch das LGL ausschlaggebend.

LGL über Organozinnverbindung TPT

Neben den PFAS wurden in den Fischen auch Organozinnverbindungen (z.B. TPT) in hohen Mengen nachgewiesen. Laut LGL hat die Organozinnverbindung TPT (Triphenylzinn) eine geringe Wasserlöslichkeit, könne sich aber in Wasserlebewesen anreichern. „Sowohl die WHO als auch die EFSA gehen davon aus, dass den wichtigsten Expositionspfad feste Lebensmittel, insbesondere Fisch und Meeresfrüchte darstellen“, so das LGL. Tierversuche hätten aber gezeigt, dass 40% des aufgenommenen TPT nach 7 bis 10 Tagen wieder vollständig ausgeschieden werde. Der Stoff konzentriere sich vorrangig in Leber und Niere der Tiere. Für TPT sei dem LGL allerdings keine gesetzliche Höchstmengenregelung für Fischfleisch bekannt, weshalb Befunde im Einzelfall bewertet werden müssten.

TPT in der Nahrungskette?

„Für einige Lebensmittel (nicht für Fisch) gilt ein Höchstgehalt an Triphenylzinn von 0,05 mg/kg“, so das LGL. „Nach toxikologischer Bewertung wäre der einmalige Verzehr einer jeweils größeren Portion eines Fisches durch einen Erwachsenen oder durch ein Kleinkind nicht mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen verbunden.“ Würden jedoch Fische mit bereits geringfügig höheren Gehalten an Organzozinnverbindungen übere mehrere Tage in Folge konsumiert, könnten laut LGL kurzfristige negative gesundheitliche Beeinträchtigungen des Immunsystems nicht mehr ausgeschlossen werden.

Es könne außerdem nicht ausgeschlossen werden, dass auch in weiteren Tieren dort höhere TPT-Gehalte vorkommen. Diese Möglichkeit trage mit zur Begründung der Verzehrwarnungsempfehlung des LGL bei.

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