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Gefahr für tausende Arbeitsplätze und Industriestandort: „Stimmung noch nie so negativ“

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Von: Daniela Haindl

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BIT GENDORF: Der Chemiepark GENDORF
Der Chemiepark GENDORF © BIT GENDORF

Der Dyneon Standort in Gendorf soll bis Ende 2025 geschlossen werden, und im Chemiedreieck ist klar, dass die Folgen verheerend sein würden: Sowohl für Arbeitnehmer, als auch für die ganze Region.

Burgkirchen/Landkreis Altötting – Insgesamt 680 Arbeitsplätze stehen in Gendorf auf dem Spiel, denn der Dyneon Standort in Gendorf soll bis Ende 2025 schließen. Grund dafür ist die Entscheidung des amerikanischen Mutter-Konzerns 3M, sich aus der Produktion von PFAS-Stoffen zurückzuziehen. Der Konzern wurde in den letzten Jahren sowohl in den USA als auch in den Niederlanden zu hohen dreistelligen Millionenbeträgen für Schadensersatz verurteilt. Auch im Landkreis Altötting musste Dyneon bereits zweistellige Millionenbeträge für Schäden durch die Verseuchung von Grundwasser und Boden zahlen.

Risiko für Industriestandort Deutschland und Europa?

Zwar heißt es aktuell aus dem Chemiepark Gendorf, dass man von 3M noch keine weiteren Informationen zur genauen Umsetzung der Entscheidung habe. Man arbeite aber bereits an einer Folgeabschätzung, um die Situation für den Chemiepark genauer bewerten zu können. Die ChemDelta Bavaria hat sich inzwischen klar positioniert und gewarnt, dass durch die Einstellung des Betriebes bei Dyneon große Risiken für die Region aber auch für den Industriestandort Deutschland und Europa insgesamt entstünden. „Das Schließungsszenario gefährdet im Chemiepark Gendorf, über die jetzt direkt betroffenen Arbeitsplätze von Dyneon hinaus, weitere Stellen – schließlich zeichnen den Standort, wie auch das Chemiedreieck insgesamt ein ausgefeiltes Verbundsystem aus“, lautet es in einer Pressemitteilung von ChemDelta.

Produktion von PFAS in Gendorf sehr umweltverträglich

Versorgungsausfälle und Kostensteigerungen für die Verbundpartner würden dann neben den hohen Energiekosten zu weiteren Standortnachteilen der Region führen. Durch den Wegfall des größten Produzenten von Fluorpolymeren entstehe außerdem eine kritische Abhängigkeit von asiatischen und nordamerikanischen Produzenten. Alternativen für Fluorpolymere gebe es bisher kaum – sie stellen aber wichtige Komponenten bei der Fertigung von Chips, Umwelttechnologie, Luft- und Raumfahrt, Wehrtechnik und in der Lebensmittelherstellung dar. Auch für die Energieerzeugung und E-Mobilität finden sie Anwendung. Gerade in Gendorf würden die Stoffe inzwischen weitgehend umweltverträglich produziert, während die Herstellung in Asien oft sehr umweltbelastend erfolge. „Auf dem Weg zu einer nahezu abwasserfreien und nachhaltigen Produktion mit niedrigstmöglichen PFAS-Emissionen ist der Produktionsstandort in Gendorf weltweit führend“, so ChemDelta.

„Stimmung seit Werkgründung noch nie so negativ“

Laut einem Mitarbeiter von Dyneon wird am 16. Februar Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zu einem Krisentreffen mit einem IGBCE Gewerkschaftsvertreter im Chemiepark Gendorf erwartet. Der Mitarbeiter, welcher namentlich nicht genannt werden möchte, spricht von Gerüchten über eine staatlichen Enteignung als einzig mögliche Rettung. „Viele der jüngeren Mitarbeiter sprechen schon offen übers Bewerbung schreiben, meist Richtung WACKER. Die älteren Kollegen sind entweder noch guter Dinge, dass es weitergeht oder ziemlich verzweifelt weil eine Frührente noch zu weit weg ist.“

Der Mitarbeiter sagt, dass eine Schließung von Dyneon, Gore und Archroma einen Rattenschwanz nach sich ziehen würde. „Viele Zulieferer wären betroffen (Holzwerk für Paletten, Bayernfass ect.). Dazu würden sich die Energiekosten für die restlichen Unternehmen im Industriepark massiv erhöhen, was weitere Schließungen mit sich führen könnte.“ Auch der geplante Flüssiggas-Terminal, der für den Industriepark geplant ist, würde dann wahrscheinlich nicht mehr gebraucht. „Alles in allem war die Stimmung seit Werksgründung noch nie so negativ.“

Katastrophe für Burgkirchen und den Landkreis

Burgkirchens Bürgermeister Johann Krichenbauer bezeichnete die Dyneon-Schließung gegenüber der PNP als Katastrophe. Es stehe die Existenz des gesamten Chemieparks Gendorf auf dem Spiel. Allein in Burgkirchen wären davon 10.000 Arbeitsplätze betroffen. Aber auch die Auswirkungen auf die Kasse der Kommune und am Ende des Landkreises Altötting wären immens. Am Ende stünde man auch mit der PFOA-Problematik im Landkreis alleine da.

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