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Platzen die Realschulen im Landkreis Altötting bald aus den Nähten?

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Von: Daniela Haindl

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Die Schüler nehmen zu – und das bereits seit Jahren.
Fünf bis acht Klassen pro Jahrgang: Da wird die Unterbringung eine Herausforderung © Philipp von Ditfurth / dpa

Fünf bis acht Klassen pro Jahrgangsstufe: So sieht es momentan an den Realschulen im Landkreis aus. Zwei der drei Realschulen werden von einer kirchlichen Stiftung unterhalten. Heißt das der Staat tut zu wenig?

Altötting, Burghausen – Gibt es zu wenig staatliche Schulen? Gerade im Landkreis Altötting, wo zwei von drei Realschulen durch eine kirchliche Stiftung getragen werden, drängt sich diese Frage auf. Was wenn der Kirche zunehmend das Geld für den Unterhalt der Schulen fehlt? Plant die Politik genug Geld für die Finanzierung unserer Kinder ein?

Acht neunte Klassen

Im Kreisausschuss kam vor kurzem die nötige Erweiterung der staatlichen Herzog-Ludwig-Realschule Altötting auf den Tisch. Eine Machbarkeitsstudie solle hierzu in Auftrag gegeben werden, so Landrat Erwin Schneider. Und zwar möglichst schnell, denn es herrsche Raumnot. Acht bis 15 Klassenräume sollen fehlen – doch wohin damit? Die eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten für eine Erweiterung seien verzwickt. Klar ist nur dass die Schule aus den Nähten platzt: Jeweils sechs 5. und 6. Klassen, sieben 7. und 8. und 10. Klassen und ganze acht 9. Klassen brauchen Klassenzimmer. „Ab der siebten Klasse kommen einige Schüler von den Gymnasien zurück“, so der Schulleiter, Martin Burger. Das sei aber unwesentlich. Es gebe ganz einfach eine hohe Anzahl an Schülern. Auch an Zuwachs durch ukrainische Kindern liege das nicht. Man habe nur eine Brückenklasse mit 16 Schülern aus der Ukraine. Gut ist: „Wir sind auf jeden Fall hervorragend versorgt mit Lehrern – sogar für die Wahlfächer“, so Burger.

Machbarkeitsstudie auch für Maria-Ward-Schule

Die Maria-Ward-Schule in Altötting teilt sich das Schulgebäude mit dem Maria-Ward-Gymnasium. Seit 2020 nimmt sie auch Buben in ihre Klassen auf, was sich auch positiv auf die Auslastung der Herzog-Ludwig-Realschule auswirkt. Seit heuer beschränkt die Realschule die Aufnahme von Schülern aber. Ab fünf vollen Klassen pro Jahrgang ist Schluss. Schulleiter Siegfried Buchner: „Durchschnittlich sind 25 Schüler in einer Klasse. Auch bei uns wird alles zu eng und die Stiftung hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Der Landkreis hat uns schon seine Unterstützung zugesagt.“ Mit jeweils fünf 5. und 7. Klassen, sieben 6. Klassen, drei 8. Klassen und jeweils vier 9. und 10. Klassen ist auch diese Realschule recht voll. Eine Brückenklasse für ukrainische Schüler gibt es nicht.

Burghauser Realschule muss saniert werden

Thomas Sompek ist Schulleiter der Maria-Ward-Realschule in Burghausen. Er sagt: „Wir haben heuer Glück: sowohl mit den Klassenstärken, als auch mit den Lehrern.“ Mit jeweils drei 5. und 6. Klassen und jeweils vier ab der 7. Klasse ist die Situation fast schon entspannt. Auch an der Burghauser Realschule gibt es keine ukrainische Klasse. Die Finanzierung der privaten Stiftungsschule ist allerdings nicht einfach: Im Jahr 2021 hat sich laut dem Jahresabschluss der Stiftung ein Defizit von knappen 420.000 Euro ergeben. Dieses wird im Wesentlichen durch den Landkreis Altötting (120.000 €), die Stadt Burghausen (80.000 €), die Diözese Passau (50.000 €), freiwillige Elternspenden in Höhe von knappen 110.000 € und dem Maria War Unterstützungsfonds (53.000 €) finanziert. Ein Schuldgeld wird durch die Realschule nicht erhoben.

Nun ist allerdings auch die Sanierung der Schule fällig – wegen dem Denkmalschutz eine sehr teure Angelegenheit. „Die Stadt Burghausen und der Landkreis unterstützen uns da voll“, so Sompek. Laut Bürgermeister Florian Schneider handele es sich wohl um einen siebenstelligen Betrag. Die Stadt sei nicht verpflichtet den Sachaufwand der Schule zu tragen - mit Unterstützung könne die Schule aber auf jeden Fall rechnen.

„Run“ auf Realschulen

„Wir haben einen guten ‚Run‘ auf die Realschulen“, so Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands. „Vor allem im städtischen Bereich kann es schnell zu Bedarf für weitere Schulen kommen. Hier und da aber auch in ländlichen Regionen.“ In Bayern seien laut Böhm etwa zwei Drittel der Realschulen in staatlicher Hand, nur ein Drittel in privaten oder kirchlichen Händen. Dass es im Landkreis Altötting „andersrum“ ist, dürfte also eher an der starken kirchlichen Prägung des Landkreises liegen.

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