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Krankenhaus im Sturzflug? Desolate Stimmung bei Burghauser Pflegekräften

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Von: Daniela Haindl

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Die Notaufnahme am Burghauser Krankenhaus soll noch dieses Jahr schließen.
Die Notaufnahme am Burghauser Krankenhaus soll noch dieses Jahr schließen. © Haindl

Überrumpelt und verärgert: So zeigen sich Mitarbeiter des Burghauser Krankenhauses in den Sozialen Medien. Die Maßnahmen für mehr Personalzufriedenheit wirken also bislang nicht.

Burghausen, Altötting – „Es wurde kein Wort mit uns gesprochen“, schreibt eine wütende Mitarbeiterin bezüglich eines Presseartikels zu den geplanten Maßnahmen am Burghauser Krankenhaus in den Sozialen Medien. Es ist die Rede von Ressourcenverschwendung und zu wenig Wertschätzung für das Personal. „Das Burghauser Krankenhaus wird Stück für Stück ausgeweidet,“ schreibt ein anderer Betroffener. Lange Wartezeiten an der Altötting Notaufnahme sorgen für Ängste bei den Bürgern aber auch so manches Mitglied des Burghauser Hauptausschusses sieht schwarz. FDP-Stadtrat Klaus Schultheiß meinte sogar, das Burghauser Klinikum befände sich im Sturzflug.

„Never change a running system“

Die größtmögliche Zufriedenheit der Mitarbeiter sei eines von drei klaren Zielen, so Thomas Ewald, Vorstandsvorsitzender des Innklinikums bei der Ankündigung der Strategiemaßnahmen. Und zwar „mit allem, was dazugehört: Freude an der Arbeit, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, sowie Planungssicherheit und ein sicherer Arbeitsplatz.“ Ob das am Standort Burghausen gelingen wird? Auf Nachfrage von innsalzach24.de bei dem Personalratsvorsitzenden Otto Becker sagt dieser, die Stimmung unter den Mitarbeitern sei desolat. Als Organisator des Bürgerbegehrens für das Fortbestehen des Burghauser Akut-Krankenhauses verstehe er die Zuversicht der Akteure nicht mehr.

„Der Faktor „Mensch“ wird schlichtweg missachtet und ökonomischen Interessen untergeordnet,“ so Becker. Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Regel „Never change a running system“ sich als gültig gezeigt habe. „Die Verlegungen von in Burghausen wirtschaftlich gut laufenden Fachgebieten haben in der Vergangenheit viel Geld und Manpower gekostet. Der Erfolg blieb dann zum Nachteil des Gesamtergebnisses leider aus, denn es fehlte das Personal, das nicht bereit war an andere Standorte zu wechseln.“ Die Mitarbeiter in Burghausen empfänden sich laut Becker als Lückenbüßer für andere Standorte.

Frust und Unsicherheit bei Personal sind groß

„Manche Pflegekräfte gehen lieber Regale einräumen, bevor sie den Standort wechseln“, schrieb eine Mitarbeiterin auf den Sozialen Medien und Otto Becker kennt einen ebensolchen Fall. „Die Leute wollen in Burghausen bleiben,“ so Becker. Es gebe aber große Vorbehalte gegenüber dem Klinikum in Altötting, sagt er. Aktuell sei für manche Mitarbeiter noch nicht zu erfassen, welche Stationen in welchem Umfang von den angekündigten Maßnahmen betroffen seien, Frust und Unsicherheit wachsen. „Die Einbeziehung des Personals wurde als unzureichend empfunden,“ schrieb auch Peter Áldozó, Vorstandssprecher des Kreisverbands der Grünen im Landkreis Altötting. „Das Personal fühlt sich zu wenig wertgeschätzt und nachrangig informiert.“ Dazu geselle sich noch ein überdurchschnittlicher Abgang beim Personal aus Altersgründen, welcher in der aktuellen Situation nicht so einfach zu kompensieren sei. „Ein umfassendes Konzept gegen den Fachkräftemangel ist bisher nicht erkennbar,“ fasste Áldozó zusammen.

„Man kann nicht überall alles machen“

Auch Grünen-Stadtrat Gunter Strebel forderte bei der Burghauser Hauptausschusssitzung eine Erklärung von Bürgermeister Florian Schneider (SPD) zu seinem kürzlich abgegebenen Statement zum Zukunftskonzept des Innklinikums. Darin hatte er angegeben hinter den umfangreichen Strategiemaßnahmen zu stehen. Schneider antwortete, dass er die Zentrierung der Bereiche für richtig halte. „Man kann nicht an jedem Standort alles machen“, sagte er. „Es geht nicht, dass wir Dinge von vor zehn Jahren zurückholen.“ Jürgen Gastel, Vorstandsvorsitzender der SPD-Unterfraktion Altötting schrieb dagegen in einem Statement: „Für uns ist wichtig, wie dieser Prozess des Wandels begleitet und kommuniziert wird. Außer Frage steht für uns daher, dass sowohl Menschen vor Ort als auch das Klinikpersonal umfassend und in allen Belangen transparent informiert und wo möglich auch eingebunden wird.“

Von dieser Einbindung weiß Otto Becker nichts. Seiner Meinung nach sei über die Köpfe der Burghauser Mitarbeiter hinweg entschieden worden. „Wir werden mitgestaltet“, fasst er zusammen. „Mitarbeiter hatten über die Jahre keine Chance, die Geschicke des Innklinikums mitzugestalten. Das Ergebnis sieht man heute.“

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