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Ukraine-Krieg, Weltmarkt-Turbulenzen, CO2- und Mineralölsteuer: Warum Treibstoff so extrem teuer ist

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Von: Roland Kroiss

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HEM-Tankstelle in Neuötting: Preise Anfang Januar 2022 (rechts) und am 7. März 2022 (links daneben).
Preisschock: HEM-Tankstelle in Neuötting: Preise Anfang Januar 2022 (rechts) und am 7. März 2022 (links daneben). Pendler müssen tief in den Geldbeutel greifen. © rok (2) / dpa (Montage)

Autofahrer von Fahrzeugen mit Verbrenner-Motor, Speditionen mit Diesel-Lkw und Haushalte mit Ölheizung treffen die aktuellen Rekordpreise für Benzin, Diesel und Heizöl mit voller Wucht. Im Vergleich zu Österreich zum Beispiel sorgt die hohe Mineralölsteuer mit CO2-Klimaschutzabgabe in Deutschland für eine enorme Zusatzbelastung. Pendler haben es doppelt schwer, wenn sie nicht auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können.

Burghausen - Der Automobilclub Europa e.V. (ACE) - ein Konkurrent des ADAC - gibt in seiner Pressemitteilung per E-Mail ein Attachment mit, das keine Zweifel mehr lässt: „Tipps zum Spritsparen“. Denn etwas anderes hilft offenbar nicht gegen die Preisspirale, deren Höhepunkt nicht in Sicht scheint.

Seit mehreren Tagen liegen Benzin-und Dieselpreise bei über oder knapp unter 2 Euro pro Liter - an fast allen gängigen Tankstellen in Bayern. Das ist Rekord seit der Einführung des Euro zum 1. Januar 2002. Wie der ADAC mitteilte, kostete ein Liter Super E10 in Deutschland am Sonntag (6. März) 1,965 Euro.

Ein Liter Diesel kostete am 6. März deutschlandweit im Schnitt 1,984 Euro. Beides sind Rekordpreise. „Der Ölpreis treibt die Kraftstoffpreise weiter nach oben“, so ein ADAC-Sprecher.

Plötzlich trifft es auch die „sparsamen“ Dieselfahrer

„Gerade für Diesel-Fahrer ist der Schock an der Tankstelle aktuell besonders groß. Meist sind das auch die, die sich ganz bewusst für einen Diesel entschieden haben, weil sie lange Wegstrecken mit ihrem Fahrzeug zurücklegen müssen und ein Diesel-Fahrzeug hier die günstige Alternative war“, so eine Stellungnahme des ACE.

Auch viele Handwerker setzten auf Dieselfahrzeuge, „dadurch höhere Preise an der Tankstelle über erhöhte Rechnungen an den Endkunden weiter gegeben“, so der ACE. Es dürfe nicht sein, „dass jemand seinen Job aufgibt, weil er sich die Tankfüllung nicht mehr leisten kann.“

Heizöl
Besser jetzt nicht nachkaufen müssen: Über eine Zapfpistole wird ein Mehrfamilienhauses mit Heizöl betankt. © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/Symbolbild

Heizöl-Nachkaufen als finanzieller Drahtseilakt

Auch Haushalte mit Ölheizungen werden im Winter-Schlussspurt empfindlich getroffen. beim Heizöl ist der Preisgipfel offenbar noch nicht erreicht. Aktuell liegt der Preis bei rund 170 Euro je 100 Liter. Glücklich darf sich hier schätzen, wer im Herbst 2021 die Öltanks vorsorglich vollgepumpt hat. Heizöl-Nachkaufen gleicht einem finanziellen Drahtseilakt.

Woran liegt der Preis-Irrsinn an deutschen Tankstellen? Schuld ist offenbar nicht nur der Ukraine-Krieg, der die Weltmarktpreise für Rohöl und Erdgas durcheinander wirbelt:

Stellungnahme der OMV Deutschland, Standort Burghausen

„Der größte Anteil des Kraftstoffpreises in Deutschland entfällt auf Steuern und staatliche Abgaben. Darin enthalten sind die Energiesteuern einschließlich Ökosteuer und CO2 Zertifikatskosten, der Erdölbevorratungsbeitrag und die Mehrwertsteuer, die auf die Energiesteuer, den Erdölbevorratungsbeitrag, den Einkaufs- oder Produktpreis sowie Kosten und Gewinn erhoben werden.

Steigen die Einkaufspreise für Otto- oder Dieselkraftstoff und damit auch der Verkaufspreis an der Tankstelle, steigt damit auch über die Mehrwertsteuer der absolute Steueranteil.“

Fossile Brennstoffe so stark besteuert wie nirgendwo sonst in der EU

Offenbar ist Deutschland Weltmeister bei der Besteuerung fossiler Brennstoffe. Daher können Grenzpendler an Tankstellen in Österreich bis zu 20 Cent und mehr pro Liter Benzin oder Diesel sparen.

Schon seit Januar 2021 macht eine CO2-Steuer Kohlenstoffdioxid teurer. Das Ziel: Der Ausstoß des klimaschädlichen Gases soll verringert werden.  Aber die Große Koalition hatte mit dieser 2019 getroffenen Entscheidung weder Pandemie noch Krieg mit eingeplant, die nun die Preisentwicklung für Verbraucher bis zur Unerträglichkeit verschärft haben.

Zum 1. Januar 2022 ist die CO2-Abgabe nochmals angestiegen. Dazu kommen Kosten für Transport, Lagerhaltung, Verwaltung, Marketing und Vertrieb, Instandhaltung, Biokomponenten und Beimischung, Investitionen in Umweltauflagen, etc.

Und die Tankstellenpächter wollen auch noch etwas verdienen.

Verbraucher brauchen Zeit, um sich auf Fahrzeuge mit klimafreundlichem Antrieb umzustellen.

Oben drauf kommen diese aktuellen Schwankungen. Pressesprecher Thomas Bauer von der OMV Deutschland aus Burghausen: „Der Weltmarktpreis für Rohöl wird häufig durch politische Faktoren beeinflusst oder aktuell zum Beispiel durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie vor allem des Ukraine-Konflikts.

Da die Barrel Rohöl am Markt in Dollar gehandelt werden, kommen im Falle der EU Wechselkursschwankungen zwischen US-Dollar und Euro hinzu.

Besser aufeinander abgestimmt sollen die Busse für den Stadtverkehr in Rosenheim mit den Regionalbussen in den Landkreis werden (hier die Station am Bahnhof).
Autofreie Alternative: Busse für den Stadtverkehr in Rosenheim, verzahnt mit den Regionalbussen im Landkreis. © Schlecker

Nicht jeder kann ständig zum Tanken nach Österreich fahren

Während in der Region Innsalzach-Chiemgau der Tanktourismus nach Österreich blüht, fordert der Automobilclub „Mobil in Deutschland“ (MiD) eine Spritpreisbremse: „Wenn der Liter Benzin zwei Euro kostet, gehen mit 1,06 Euro schon mehr als die Hälfte in Form von Steuern an den Staat. Diese Belastung muss zumindest vorübergehend ausgeglichen werden, was in Ländern wie Polen oder Kroatien ja auch schon passiert“, so MiD-Präsident Michael Haberland.

Der ADAC plädiert für eine höhere Pendlerpauschale: „Über die Anhebung der Werbungskostenpauschale sollen auch diejenigen von den gestiegenen Kosten entlastet werden, die weniger als 21 Kilometer pendeln.“

Öffentlich fahren, gar nicht fahren, weniger fahren, sparsam fahren

Allen Betroffenen bleiben folgende Optionen: Weniger oder vorübergehend gar nicht mehr mit dem eigenen Auto fahren. Dadurch muss man auch nicht teuer tanken. Oder: Sprit sparend fahren. Wie das geht, verrät der ACE in seinem Attachment:

Praktische Tipps zum Spritsparen (ACE) - Auszüge

Preise vergleichen und nicht an der Autobahn tanken: Die Preise steigen und fallen mittlerweile vier Mal am Tag. Am teuersten ist es zwischen 6.30 Uhr und 8.30 Uhr, günstig am späten Vormittag und abends zwischen 19 und 22 Uhr.

Regelmäßig das Auto von unnötigem Ballast befreien. 50 Kilogramm Zusatzgepäck kosten etwa 0,2 bis 0,3 Liter Sprit pro 100 Kilometer.

Benziner und insbesondere Diesel sollten zügig beschleunigt werden, indem das Gaspedal etwa zu zwei Dritteln durchgetreten wird. Anschließend das Fahrzeug möglichst bei gleichmäßiger Geschwindigkeit halten. Eine niedrige Drehzahl senkt grundsätzlich den Verbrauch, also nach Möglichkeit den höheren Gang wählen. 

Wer mit Hybriden und Plug-ins sparsam fahren will, sollte die Vorteile des Elektromotors nutzen. Bereits ab der ersten Umdrehung bietet der E-Motor das volle Drehmoment und ist dadurch beim Anfahren und Beschleunigen deutlich effizienter als ein Fahrzeug nur mit Verbrennungsmotor. 

-rok-

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