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THW im Kreis Altötting: „Die Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften steigt“

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Von: Christina Eisenberger

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Sie sorgen für Sicherheit und werden selbst beleidigt, bedroht, behindert: Heimische Rettungskräfte berichten über ihren Alltag bei Einsätzen - dieses Mal vom Technischen Hilfswerk im Kreis Altötting.

Landkreis Altötting - Rettungskräfte aus der ganzen Region sind schockiert von den Übergriffen auf Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht in Berlin. Auch bei uns berichten die ehrenamtlichen Retter von Beschimpfungen, Bedrohungen und Angriffen.

Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften steigt

„Die Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften steigt, zumindest in einigen Regionen, gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, Hilfsorganisationen ehrenamtlich aktiv zu unterstützen“, erklärt Rainer Hermann, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks beim Ortsverband Altötting gegenüber innsalzach24.de. „Diese beiden Tatsachen liegen denke ich sehr nah zusammen. Mittlerweile haben praktisch alle Hilfsorganisationen mit Schwierigkeiten in der Personalfindung zu kämpfen, da die Bereitschaft ohne Gegenleistung für andere tätig zu werden, immer geringer wird.“

Wie es zu den Ausschreitungen in Berlin kommen konnte, ist Hermann allerdings ein Rätsel. „Hier spielt sicherlich der Alkohol und die euphorische Stimmung eine große Rolle. Die Hemmschwelle ist dann besonders in der Gruppe oft sehr gering und da der Mensch bekanntlich ein Herdentier ist, finden sich leicht Gleichgesinnte.“

„Wenn komplette Stadtteile zerstört sind, ist die Akzeptanz groß“

Das THW im Landkreis Altötting hat nur selten publikumswirksame Einsätze. „Das liegt daran, dass das THW in seinen Hauptaufgaben für Großschadenslagen ausgerichtet ist, welche im Landkreis, zum Glück, sehr selten sind. Dementsprechend haben wir in den letzten Jahren kaum Begegnungen mit Bürgern zu verzeichnen, negative Erfahrungen sind mir hier nicht bekannt.“

Bei den größeren Einsätzen der letzten Jahre, etwa beim G7-Gipfel 2022 und den Starkregenereignissen im Ahrtal und im Landkreis 2021, aber auch das Schneechaos in Berchtesgaden 2019 und das Hochwasser 2016 in Simbach, hatte das THW „ausschließlich gute Erfahrungen“ mit der Bevölkerung gemacht.

„Wenn komplette Stadtteile zerstört oder gar weite Gebiete mehrerer Bundesländer betroffen sind, ist die Akzeptanz der Rettungskräfte meinen Erfahrungen nach sehr groß“, so Hermann. „Jeder braucht in diesen Momenten auf die ein oder andere Art Unterstützung. Ich denke, problematisch wird es erst dann, wenn durch Einsätze von Rettungskräften die Freiheit einzelner, unbeteiligter Bürger eingeschränkt wird, wie z. B. durch Straßensperren oder wenn der Parkplatz vor der Haustür belegt ist.“

Lasst die Rettungskräfte ihre Arbeit machen

Das zeigen auch die Erzählungen der Feuerwehrler im Landkreis Traunstein und der Retter des Bayerischen Roten Kreuzes im Berchtesgadener Land. Feuerwehrler, die Straßensperren errichten, bräuchten ein „dickes Fell“, meint etwa der Kreisbrandrat. Kraftausdrücke und Beleidigungen fallen da mal schnell. Noch näher am Menschen sind wohl die Einsatzkräfte beim BRK. Ein Sprecher berichtet von extremen Situationen - etwa, als ein Notfallsanitäter von einer Patientin mit Blut bespuckt und beschmiert wurde.

Beim THW im Kreis Altötting ist es da deutlich ruhiger. Dennoch hat Hermann einen Appell an die Bevölkerung: „Wenn man bei Einsätzen nicht aktiv unterstützen kann bzw. gebraucht wird, zur Seite treten und die Rettungskräfte ihre Arbeit machen lassen. Niemandem ist geholfen, wenn man die beste Sicht oder das schönste Video hat und im schlimmsten Fall die Hilfsbedürftigen oder Einsatzkräfte verletzt werden.“

ce

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