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“Nach dem 31. Dezember wird faktisch jedes Kind dafür ein Handy brauchen!“

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Von: Heinz Seutter

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Eine Änderung im April 2023 betrifft den Kauf des 49-Euro-Tickets (Deutschland-Ticket).
Das 49-Euro-Ticket. (Deutschland-Ticket). © Frank Hoermann/imago

Schon ab Anfang April soll der Verkauf des „Deutschlandticket“, wegen seines Preises auch als „49 Euro-Ticket“ bekannt starten. Für die örtliche Umsetzung sind die Landkreise zuständig, darum beschäftigte das Thema jüngst auch den Umweltausschuss des Kreistags Altötting. Dabei wurde klar, dass das Ticket für alle Beteiligten einiges an Aufwand und Anpassungen bedeutet, nicht zuletzt für Schüler.

Landkreis Altötting - “Nach dem 31. Dezember wird faktisch jedes Kind, welches das 49 Euro-Ticket nutzen will, dafür ein Handy brauchen”, betonte Ullrich Lichtenegger von der Verkehrsabteilung des Landratsamts. “Das ist ja total irre!”, entfuhr es angesichts dessen der stellvertretenden Landrätin Ingrid Heckner. Der Verkauf des „Deutschlandtickets“, wegen seines Preises auch „49-Euro-Ticket“ genannt, soll am 3. April offiziell starten. Ab dem 1. Mai können Kundinnen und Kunden das bundesweite Nahverkehrsticket dann voraussichtlich in Bussen und Bahnen nutzen. Um die Digitalisierung voranzutreiben soll es rein digital, als ein monatlich kündbares Abo verkauft werden. Bis Ende 2023 darf man aber noch eine ausgedruckte Version verwenden. “In jedem Fall braucht man also in irgendeiner Form schon ab Anfang April Zugang zum Internet und entweder ein Mobilgerät oder einen Drucker! Beispielsweise im Fall von Kindern oder Senioren die sich noch nicht oder nicht mehr mit dieser Technik auskennen, müssen sich deren Familien bis dahin etwas überlegen.”

In der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Altöttinger Kreistags kam das Thema auf den Tisch, weil der Landkreis auf Grund seiner Zuständigkeit im ÖPNV die lokale Umsetzung des Tickets per Allgemeiner Vorschrift in Form einer Allgemeinverfügung zu verantworten hat. Auch der Nachbarlandkreis Mühldorf musste sich vor kurzem mit dem Thema befassen. Landrat Max Heimerl bezeichnete die Umsetzung durch die Landkreise als „einigermaßen ärgerlich“. „Der Freistaat Bayern hat auf eine gesetzliche Vorgabe verzichtet“, sagte der Landrat. Die ganze Arbeit werde wieder einmal auf die Landratsämter abgewälzt. “Alles in allem ist der Zeitplan, sagen wir einmal, ambitioniert”, bemerkte auch Lichtenegger.

49 Euro-Ticket im Kreis Altötting: Umweltausschuss wird über Rahmenbedingungen informiert

Für alle Beteiligten bedeute es auch einen nicht unerheblichen organisatorischen und bürokratischen Aufwand. “Wenn beispielsweise die Busrouten eines der beauftragten Verkehrsunternehmen durch mehrere Landkreise gibt, bedeutet das für sie einen erheblichen Mehraufwand bei entsprechenden Anträgen und so weiter.” Vor allem aber sei es so, dass der Verkauf der Tickets wohl in erster Linie über die Deutsche Bahn beziehungsweise deren Website und App für den Ticketverkauf laufen wird. “Für unsere lokalen Verkehrsunternehmen lohnt sich schlicht der Aufwand nicht, dafür jetzt extra ein System aus dem Boden zu stampfen. Es wird allerdings über die, ebenfalls von der Bahn mit betriebene ‚Wohin du willst‘-App ebenfalls angeboten.”

Das bedeute aber auch, dass die Unternehmen für ihren Verdienstausfall entschädiget werden müssen. Zum einen, weil sie wie gesagt nicht am Verkauf verdienen aber trotzdem das Ticket akzeptieren müssen. Zum anderen, weil es ja als Ersatz für bisherige Tickets dient, an denen sie mehr verdient hätten.“ Das muss zunächst der Landkreis übernehmen, wird dann aber durch Fördergelder wieder ausgeglichen. „Allerdings muss das Geld bald raus, denn die Unternehmen haben ja laufende Kosten für Personal, Fahrzeuginstandhaltung, Treibstoff und so weiter. Die Firmen haben zudem noch leidige Erfahrungen vom 9 Euro-Ticket im vergangenen Jahr. Da sind die Ausgleichszahlungen dafür erst vor kurzem geflossen!“

Schließlich müssten auch alle geförderten Schüler-Dauertickets, die teurer sind als das 49 Euro-Ticket aus dem Verkehr gezogen werden. “Das wird konkret dann so ausschauen, dass die Klassenlehrer diese einsammeln. Dann geben sie diese an die Sekretariate weiter, welche sie wiederum an die Kreisverwaltung weiterleiten”, berichtete Lichtenegger. Bei den anwesenden Kreisräten sorgten seine Ausführungen für viel Kopfschütteln. Allein, der Aufwand sei nötig, stellte ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung auf Nachfrage klar: “Wir sparen uns damit alleine für den Rest dieses Jahres 90.000 Euro! Beispielsweise beim 100 Euro-Ticket mussten wir 40 Euro zuzahlen. Beim 49 Euro-Ticket sind es nur noch 20. Alleine angesichts der aktuellen finanziellen Lage des Landkreises wäre es unvertretbar, sich das entgehen zu lassen.”

hs

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