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Demo: 100 Hasen sitzen in Kot und Dreck

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Von: Patrick Steinke

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© ps

Tacherting - Eine Gruppe von Tierschützern versammelte sich am Mittwoch vor einem Hof - in dem rund 100 Hasen gehalten werden - um gegen die Missstände zu demonstrieren.

Um 9.30 Uhr ist als Treffpunkt eine Bank im Ortszentrum von Tacherting vereinbart. Von dort aus geht es für die neuen Tierschützer - die meisten vom Österreichischen Verein RespekTiere.at - weiter zum Hof in der Nähe des Ortes. "Jemand aus der Nachbarschaft hat uns einen Tipp gegeben, dass die Zustände in dem Hof schon seit Jahren sehr schlimm sind", so Tierschützer und Organisator der Aktion, Thomas Putzgruber. "Die Tiere sind in kleinen Käfigen untergebracht, die wochenlang nicht ausgemistet werden. Sie liegen auf dem Hasenkot, teilweise zehn Zentimeter hoch und mehr." Zudem sei die ganze Anlage komplett vermüllt. Von einer anonymen Quelle haben die Tierschützer auch einige besorgniserregende Bilder aus dem Stall zugespielt bekommen.

Um nicht zu viel Aufsehen in der kleinen Gemeinde zu erregen, stellen die Demonstranten ihre Autos in einem kleinen Waldstück ab, um sich anschließend ihre Verkleidungen anzuziehen. Einige streifen sich dabei Tiermasken über, andere werfen sich in eine Schlachter-Schürze und bespritzen sich mit Kunstblut. Mit Plakaten bewaffnet geht es zu dem ehemaligen Pferdehof, in dem seit einigen Jahren eine Hasenzüchterin ihre Tiere hält. Von 150 Kaninchen, die unter schlimmsten Bedingungen in dem Stall gehalten werden, ist die Rede. 

Auf dem Weg zum Hof rufen die Demonstranten zuerst bei der Polizei und anschließend beim Veterinäramt an. Danach platzieren sie sich mit ihren Plakaten, auf denen zu lesen steht "Stoppen sie die Barbarei jetzt" und "Hier stinkt es nach Tierqual" vor den Stallungen. Bereits außerhalb des Gebäudes stehen einige Verschläge mit rund 20 Käfigen. Was sofort auffällt: Einige der Tiere, die mit ihren Käfigen in der prallen Vormittags-Sonne stehen, haben keine Trinkflaschen an ihrem Gehege. Die Tierschützer machen sich umgehend daran, die Hasen mit Wasser zu versorgen. Dabei sticht ein Hase besonders ins Auge, der nur noch apathisch in seinem Käfig liegt.

Nach kurzer Zeit trifft auch die Polizei ein. Sofort bricht eine hitzige Diskussion zwischen den Tierschützern und den Beamten aus. Die Demonstranten wollen die Hasen so schnell wie möglich befreit sehen, doch den Polizisten sind vorerst die Hände gebunden. Immer wieder kommen Nachbarn dazu. Von den Anwohnern fallen Sätze wie: "Endlich passiert da mal was" und "das geht schon seit Jahren so".

Die Beamten verständigen die Besitzerin, um mit ihr über die Haltung der Kaninchen zu sprechen. Kurz darauf stoßen zwei Amtstierärzte vom Veterinäramt hinzu, sowie ein weiterer Tierarzt, der sich um den kranken Hasen kümmern soll. Das Schloss zum Käfig wird von einem weiteren Polizeibeamten aufgebrochen.

Doch gerade als der Tierarzt den Hasen aus seinem Stall holen will, eilt ein Polizist hinzu, der gerade mit der Besitzerin telefoniert: "Fass den nicht an, der hat eine ansteckende Krankheit", sagt er zum Arzt. Das habe ihm gerade die Tierhalterin selbst mitgeteilt. Der Arzt zieht sich also zur Sicherheit Handschuhe an, um den Hasen zu begutachten. Doch seine Diagnose fällt nicht positiv aus: Das Tier sei so krank, dass es noch vor Ort eingeschläfert werden müsse. Den Kadaver packen die Veterinär-Ärzte anschließend in zwei blaue Müllsäcke, um ihn beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim untersuchen zu lassen.

Am frühen Nachmittag taucht dann die Hasenzüchterin am Hof auf. Zusammen mit den Polizisten und den Amtstierärzten werden alle Käfige und Gehege in und um den Stall besichtigt. Das Fazit: "Die Frau muss ihren Tierbestand reduzieren. Wir werden die Situation dann in den kommenden Wochen wieder kontrollieren", so einer der Veterinär-Ärzte.

Die Züchterin selbst zeigt sich einsichtig: "Ich kann nicht so weitermachen, weil es einfach zu viel wird." Sie werde in Zukunft keine Hasen mehr annehmen, die andere nicht wollen. "Ich bin ja schon gar nicht mehr zur Zucht gekommen, sondern habe nur noch Tiere vermittelt." Für die derzeitigen Missstände habe sie eine einfache Erklärung: "Ich bin das ganze Wochenende - an dem ich eigentlich ausmisten wollte - krank im Bett gelegen." Doch für die ausreichende Versorgung der Tiere habe sie immer gesorgt. "Wenn die Trinkflaschen nicht aufgefüllt sind, dann bekommen die Kaninchen von mir Saftfutter." Auch ihr sei sehr daran gelegen, zu erfahren, was bei der Untersuchung des eingeschläferten Hasen "Hopsi" herauskomme.

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