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Nach Razzia bei Schlachthof in Massing: Firma belieferte auch das Rosenheimer Herbstfest

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Von: Sebastian Aicher

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Der Geflügelschlachthof in Massing befindet sich derzeit im Visier von Staatsanwaltschaft und Polizei.
Der Geflügelschlachthof in Massing befindet sich derzeit im Visier von Staatsanwaltschaft und Polizei. © fib/Eß

Derzeit laufen im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn Ermittlungen gegen einen Geflügelschlachthof, nachdem dort konventionelles Hähnchenfleisch zu Bio-Ware umetikettiert worden sein soll. Jetzt ist klar: Auch auf dem Rosenheimer Herbstfest wurde Ware des Unternehmens verkauft.

Massing – Zahlreiche Einsatzkräfte sowie mehrere Behörden-Vertreter waren am 16. November an einer großangelegten Razzia auf dem Gelände eines Geflügelschlachthofs im Landkreis Rottal-Inn beteiligt. Der Verdacht: Drei Männer und zwei Frauen sollen Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft Landshut zufolge seit Anfang 2018 konventionelles Hähnchenfleisch und Hähnchen insbesondere zu sogenannter „Geprüfte Qualität Bayern-, Bio-, und Naturland-Ware“ mit entsprechenden Gütesiegeln umdeklariert haben.

Weiter bestehe laut den Beamten der Verdacht, dass aufgetaute Hähnchen fälschlicherweise als Frischware etikettiert veräußert worden sein sollen. „Die mutmaßlich irreführend bezeichneten Hähnchen gingen nach ersten Erkenntnissen an eine Vielzahl an Abnehmern“, hieß es in einer ersten gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Landshut und des Polizeipräsidiums Niederbayern.

Ware des Geflügelschlachthofs auch auf dem Rosenheimer Herbstfest verkauft

Nun steht fest, dass auch auf dem Rosenheimer Herbstfest in diesem Jahr Ware der betroffenen Firma verkauft wurde. Auf Anfrage von rosenheim24.de bei der Brauerei Flötzinger verwies diese auf den Festwirt Manfred Kirner. Im persönlichen Gespräch bestätigte Kirner, dass Hähnchen von der Firma aus dem niederbayerischen Massing bezogen wurden.

Da im Flötzinger-Festzelt auf dem Rosenheimer Herbstfest allerdings ohnehin konventionelles Hähnchenfleisch und keine Bio-Ware verkauft werde, sei Angaben des Festwirts zufolge auch keine mutmaßlich umetikettierte Ware verkauft worden. Weiterhin stellte sich Kirner hinter seinen Lieferanten und betonte, dass die Qualität der bezogenen Ware „bislang immer 1a“ gewesen sei.

Solange die Ermittlungen laufen und die Schuldfrage in diesem konkreten Fall nicht geklärt ist, werden laut Manfred Kirner auch noch keine Konsequenzen gezogen. Ein Wechsel des Lieferanten stehe demnach derzeit nicht zur Debatte.

Weiterer Verdachtsfall auf dem Rosenheimer Herbstfest

Offenbar wurde auch in der AuerBräu-Festhalle Fleisch des betroffenen Geflügelschlachthofs verkauft. Dies lässt sich jedenfalls aus der Speisekarte des Herbstfests 2022 entnehmen, die der Redaktion vorliegt. Dort ist im unteren Bereich das Logo des Unternehmens abgedruckt. Eine offizielle Anfrage von rosenheim24.de zum Thema ließen sowohl die Brauerei selbst, als auch der Festwirt unbeantwortet.

Schlachthof früher schon im Fokus des Verbands „Biokreis“

Unterdessen laufen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren. Auf Anfrage von innsalzach24.de erklärte Oberstaatsanwalt Martin Strunz, stellvertretender Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Landshut, dass in der Vergangenheit keine Ermittlungen gegen die Verantwortlichen geführt wurden.

Allerdings geriet das Unternehmen früher bereits ins Visier des Verbandes „Biokreis“. Offenbar soll der Geflügelschlachthof eine Charge EU-Bioware zu „Biokreis“-Qualität umetikettiert haben. „Dieser Vorfall ist bekannt und Gegenstand der Ermittlungen“, heißt es dazu seitens der zuständigen Staatsanwaltschaft kurz und knapp.

Umfangreiche Stellungnahme des Unternehmens

Die betroffene Firma hatte bereits am 17. November eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben und die Vorwürfe zurückgewiesen. Wir sind ein langjähriger, zertifizierter Familienbetrieb mit Tradition. In Zusammenarbeit mit unseren Landwirten produzieren wir tierschutzgerechtes, regionales und nachhaltiges Geflügelfleisch. Wir sind stolz auf die hohe Qualität unserer Produkte. Unser geprüftes Geflügel stammt von bäuerlichen Familienhöfen aus Bayern und Baden-Württemberg. Wir stehen mit unserem Namen für Regionalität, Glaubwürdigkeit und Verantwortung“, heißt es darin unter anderem.

In der Firmengeschichte habe es nie Probleme mit der Hygiene gegeben, alle Kennzeichnungsvorgaben wurden seit jeher eingehalten, es wäre immer erstklassige Ware geliefert worden. Weiter stellt die Firma klar, dass es regelmäßig Kontrollen geben würde, die die Qualität und die Gültigkeit der Zertifikate sichern würden. Man wolle nun mit der Staatsanwaltschaft kooperieren und die Vorwürfe vollumfänglich aus dem Weg räumen.

Keine Gesundheitsgefahr durch mutmaßlich falsch etikettierte Hähnchen

Auch wenn der mutmaßliche Etikettenschwindel hohe Wellen schlägt, weist Dr. Alexander Ecker, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Landshut, ausdrücklich auf die im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren geltende Unschuldsvermutung hin.

Nach den bisherigen Ermittlungen unter Einbindung des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen „gehen von den in den Handel gelangten falsch etikettierten Hähnchen keine Gesundheitsgefahren aus“. „Die Ermittlungsbehörden stehen in engem Austausch mit den Fachbehörden der Lebensmittelüberwachung“, heißt es hierzu abschließend von Seiten des Polizeipräsidiums Niederbayern.

aic

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