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„Massive Veränderungen“: Kliniken in Freilassing und Berchtesgaden werden umgekrempelt

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Von: Xaver Eichstädter

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Kreiskrankenhaus Freilassing
Die Klinik in Freilassing. © hud

Bei den Kliniken in Freilassing und Berchtesgaden steht ein Umbruch bevor: Eine Basisversorgung wird es nicht mehr geben, auch keine Notaufnahme mehr - im Traunsteiner Kreistag wurden nun weitere Details bekannt, wie es stattdessen weitergehen soll.

Traunreut/Freilassing/Berchtesgaden - „Die Krankenhauslandschaft wird sich massiv verändern“, begann Vorstandsvorsitzender Uwe Gretscher seinen Ausblick für die Kliniken Südostbayern bei der Sitzung des Traunsteiner Kreistages im Traunreuter k1 am Freitag (8. Juli). Doch diese allgemeine Lagebewertung wird speziell auch auf die Kliniken im Berchtesgadener Land zutreffen: in Berchtesgaden und Freilassing wird es künftig keine klinische Grundversorgung mehr geben. Beide Häuser sollen sich dagegen weiter spezialisieren.

Kliniken Südostbayern: Neue Wege für Standorte Freilassing und Berchtesgaden

Konkret heißt das: In Freilassing und Berchtesgaden wird es keine „bettenführende innere Medizin“ rund um die Uhr geben, so Gretscher auf Nachfrage von chiemgau24.de. Außerdem bestätigte er, dass es in beiden Kliniken keine Notfallversorgung mehr geben wird und die Rettungsdienste die Häuser nicht mehr anfahren werden - „außer, es betrifft Patienten, die genau in den Versorgungsbereich der Kliniken fallen“, so Gretscher.

Dr. Uwe Gretscher, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Südostbayern, bei der Sitzung des Traunsteiner Kreistages.
Dr. Uwe Gretscher, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Südostbayern, bei der Sitzung des Traunsteiner Kreistages. © xe

Das Freilassinger Krankenhaus wird demnach zum „Gesundheitscampus“ und auf Psychiatrie sowie Altersmedizin (Pflege und Geriatrie) spezialisiert. Auch ein ambulantes Angebot mit Diagnostik in Radiologie, Endoskopie, innerer oder Allgemeinmedizin wird aufrechterhalten. Der Standort Berchtesgaden wird zu einer Fachklinik für Orthopädie, Altersmedizin, ästhetische Chirurgie und orthopädische Rehabilitation. Bis 2030 sollen in Freilassing 1,4 Millionen Euro investiert werden, in Berchtesgaden 2,5 Millionen Euro. Bad Reichenhall wird dagegen zur Zentralklinik für den Landkreis, in den Neubau werden 185 Millionen Euro gesteckt.

„Man muss sich loslösen von dem, was schön wäre, vor Ort zu haben“, so Uwe Gretscher. In einem Landkreis mit rund 100.000 Einwohnern drei Kliniken zu betreiben, sei schon immer schwierig gewesen und werde auch schwierig bleiben. Einen ähnlichen Schritt wie Freilassing oder Berchtesgaden ging bereits das Krankenhaus in Ruhpolding. Die Basis- und Notfallversorgung weicht der Spezialisierung auf ein überregionales Schmerzzentrum. „Nicht mehr jeder Standort soll alles abdecken, sondern es braucht Schwerpunkte. Nur so können wir alle sechs Standorte der Kliniken Südostbayern halten“, gab sich Landrat Siegfried Walch (CSU) überzeugt.

Alle drei Mitarbeiter der Klinik Berchtesgaden, die positiv getestet worden sind, befinden sich in häuslicher Quarantäne.
Das Krankenhaus in Berchtesgaden. © Michael Hudelist

Rund um die Uhr Pfleger bereitzustellen, wenn nur „alle Nase lang“ ein neuer Patient komme, sei nicht mehr zu rechtfertigen, so Kliniken-Chef Gretscher. Bereits in der Vergangenheit betonte er, dass im Schnitt nur ein Patient pro Nacht in Freilassing und Berchtesgaden aufgenommen würde. Nur vier bzw. zwei Prozent der Rettungsdienst-Einsätze hätten Freilassing bzw. Berchtesgaden als Ziel. Landrat Walch: „Wir verlieren nichts an Kompetenzen, sondern bündeln sie nur.“ Ein derartiges Leistungsportfolio wie bei den Kliniken Südostbayern fände man erst wieder in München.

Am Montag Sondersitzung des Stadtrates in Freilassing

Für das neue medizinische Gesamtkonzept der Kliniken ist die Zustimmung der beiden Kreistage notwendig. Der Traunsteiner Part tat dies am Freitag einstimmig. „Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass es klappt, alle sechs Standorte zu erhalten. Ohne Uwe Gretscher und seinem Team wäre das nicht möglich gewesen und jetzt haben wir für beide Landkreise einen wunderbaren Konsens“, lobte Kreisrat Michael Hüller (Grüne) aus Kirchanschöring, selbst praktizierender Arzt. Laut Gretscher gelte es nun, die neuen Wege in Freilassing und Berchtesgaden gut zu „kommunizieren“ - Freilassing hat, gemeinsam mit Saaldorf-Surheim und Ainring, für Montag um 19 Uhr bereits eine Sondersitzung des Stadtrates angekündigt.

xe

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