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Geschmackloses Schild in Chieming sorgt für Empörung – Was steckt hinter der Aktion?

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Von: Sebastian Aicher

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Schild an Chieminger Ortsdurchfahrt (Collage)
Ein geschmackloses Schild hängt derzeit an einem Haus direkt an der Chieminger Ortsdurchfahrt. Eine Protestaktion gegen den regen Verkehr durch die Chiemseegemeinde? © privat/ps (Collage)

Ein aus vielerlei Hinsicht fragwürdiges Schild hängt derzeit prominent platziert an einem privaten Balkon an der Chieminger Ortsdurchfahrt – direkt neben der Kirche. Neben „Zuwanderern“ werden unter anderem die Einwohner aus Mühldorf am Inn und Altötting direkt und nicht gerade freundlich angesprochen. Doch was soll mit der Aktion bezweckt werden?

Chieming – „Es reicht!“ Diese Worte in großen roten Buchstaben prangen derzeit an einem Schild, das an einem Balkon eines privaten Wohnhauses in der Chieminger Hauptstraße aufgehängt wurde. Prominent platziert – das Haus steht direkt an der Ortsdurchfahrt und neben der Kirche – dürften täglich mehrere tausend Menschen die Tafel mit der fragwürdigen Aufschrift sehen.

„Ihr Mühldorfer, Altöttinger und Zuwanderer, bleibt doch bitte bei euch Zuhause, da ist es doch auch schön“, heißt es auf dem großen Schild weiter. Gastfreundlichkeit sieht definitiv anders aus. Und das, wo die Gemeinde Chieming und auch viele derer Einwohner zu einem gewissen Teil vom Tourismus leben und entsprechend profitieren.

Anzeige bei der Polizei bereits erstattet

Doch ist es aus rechtlicher Sicht überhaupt erlaubt, ein Schild mit diesem Inhalt öffentlich einsehbar aufzuhängen? Auf Anfrage von chiemgau24.de erklärte die zuständige Polizeiinspektion (PI) Traunstein, dass man bereits Kenntnis von dem Schild habe.

Am Samstag (11. März) sei auch bereits eine Streife vor Ort gewesen, um sich persönlich einen Eindruck von der Tafel zu machen. Im persönlichen Gespräch erklärte ein Beamter der Traunsteiner Dienststelle, dass die Worte grundlegend „strafrechtlich nicht relevant“ seien.

Bürgermeister enttäuscht: „Weil es einfach nicht zu unserer Gemeinde passt“

Auch wenn es also keine rechtliche Handhabe gegen das Schild gibt, so ist es auch Stefan Reichelt, Erster Bürgermeister der Gemeinde Chieming, durchaus ein Dorn im Auge. Wegbekommen könne man es auf juristischem Wege nicht, da diese Meinungsäußerung genau an der Schwelle zum Unerlaubten sei, erklärt der CSU-Politiker. „Das ist sehr schade, weil es einfach nicht zu unserer Gemeinde passt“, konstatiert Reichelt im persönlichen Gespräch.

Er habe jedoch bereits, wenige Stunden nachdem das Schild an dem Balkon aufgehängt wurde, Kontakt mit dem Eigentümer des Hauses aufgenommen. Ein erstes Gespräch sei zwar nicht von Erfolg gekrönt gewesen, doch das Gemeindeoberhaupt blieb hartnäckig. Inzwischen habe ihm der Eigentümer allerdings versichert, dass die große Tafel „in den nächsten Tagen“ wegkommen würde.

Das steckt hinter der Aktion

Aber was sind die Hintergründe des Schildes? Ob es mit dem regen Verkehr in den Sommermonaten durch Chieming zusammenhängt und damit auch eine Aktion für die viel diskutierte Ortsumfahrung ist? Ist es aber gar auch ein politischer Rundumschlag gegen Zuwanderer an sich – schließlich steht die Chieminger Gemeinschaftsunterkunft zur Aufnahme von Flüchtlingen nur wenige Meter entfernt – gepaart mit einer persönlichen Abneigung gegen Menschen aus den Landkreisen Mühldorf am Inn und Altötting? Die Gerüchteküche in und um Chieming brodelt jedenfalls gehörig.

Die Begründung „Der Umwelt, Natur und unserer Heimat zu Liebe“, die auf dem Schild steht, lässt viel Raum für Interpretationen. Der Eigentümer des Hauses erklärte im persönlichen Gespräch mit chiemgau24.de, dass er mit dem Schild lediglich auf den vielen Verkehr in der Chiemseegemeinde aufmerksam machen wolle.

Von Interpretationen, die eine rechte Gesinnung oder ein Hetzen gegen Flüchtlinge in den Vordergrund stellen, möchte er sich „ausdrücklich distanzieren“. Er habe „gewiss nichts gegen Flüchtlinge“, betonte der Aufsteller des Schildes abschließend – es sei ihm einfach „zu viel los“ auf der Straße vor dem Haus.

aic

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