Antrag auf Abschuss
Chiemgauer Problemwölfe – Naturschützer drohen mit Klage
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Die Fronten verhärten sich, wenn es um den Wolf geht, der in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land mehrere Tiere gerissen hat. Ministerin Kaniber plädiert für den Abschuss – der Bund Naturschutz will das nicht und droht mit einer Klage.
Update, 15:30 Uhr - Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern stellt Antrag auf Entnahme
Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern hat am Dienstag (11. Januar 2022) einen Antrag auf Entnahme des Wolfsrüden GW 2425m gestellt, der im Dezember mehrere Tiere in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land gerissen hatte.
Neben der Sorge um die kleinbäuerlichen Betriebe und deren Nutztiere umtreibt den Verein auch die Frage nach der generellen Zukunft der Alm- und Weidewirtschaft. In einer Pressemitteilung heißt es: „Wenn es die Staatsregierung dem langwierig erarbeiteten Bayerischen Aktionsplan Wolf tatsächlich ernst meint, ist es jetzt endlich an der Zeit zu handeln.“ In diesem Aktionsplan stehe, dass das Auftreten von Wölfen nicht dazu führen darf, dass ausgeübte und nachhaltige traditionelle Haltungsformen regional aufgegeben werden müssen.
Bislang liegt bei der Regierung von Oberbayern ein Antrag auf Entnahme des Tieres vor, der im Oktober in Bergen Schafe gerissen hatte. Die Regierung von Oberbayern bezieht jedoch auch den Wolf, der im Dezember für mehrere Risse verantwortlich war, in den Antrag mit ein, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung.
Erstmeldung
Chiemgau – Nachdem die bayerische Landwirtschafts- und Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) den Abschuss des Wolfs gefordert hat, wehrt sich nun der Bund Naturschutz. Die Umweltschützer haben angekündigt, gegen eine Entnahmeentscheidung, wie der Abschuss in der Fachsprache heißt, zu klagen.
Auf das Konto des Tieres gehen mehrere Risse in den Landkreisen Rosenheim, Berchtesgadener Land und Traunstein. Der Wolf hatte zudem für Aufruhr gesorgt, weil ein Handyvideo zeigte, wie er in den Abendstunden mitten durch die Dorfmitte von Bergen lief. Kaniber sprach in diesem Zusammenhang von einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch den Wolf.
Gefahr für Menschen „fachlich nicht haltbar“
Dem widerspricht Uwe Friedel, Wolfsexperte beim Bund Naturschutz: „Wir können hier kein gefährliches Verhalten erkennen. Die Aussage, dass der Wolf Scheu verloren habe und deswegen eine Gefahr für Menschen darstelle, ist fachlich nicht haltbar!“ Schließlich habe der Wolf kein Interesse am Menschen gezeigt und sei in Bergen geflüchtet, als sich ihm jemand genähert habe.
Der Bund Naturschutz verweist auf den Schutzstatus des Wolfs und fordert vor der Entnahme Herdenschutzmaßnahmen wie wolfssichere Zäune.
Antrag liegt bei Regierung
Seit knapp zwei Monaten liegt ein Antrag auf Entnahme des Wolfes bei der Regierung von Oberbayern. Auf Anfrage hieß es, die Regierung arbeite „derzeit zügig an einer Entscheidung“. Dieser Antrag bezog sich ursprünglich auf ein anderes Tier, das bereits im Oktober sechs Schafe gerissen hatte.
Dennoch prüfe die Regierung mit diesem Antrag auch die Entnahme des Wolfs, der für die Risse im Dezember verantwortlich war, hieß es auf Anfrage. Die Regierung von Oberbayern geht davon aus, dass dies juristisch haltbar sei.